79🌹

119 8 0
                                    

Jimin

Vollkommen ausser Atem bleibe ich an Ort und Stelle stehen und schlucke leer. Mir ist heiss, ich bin verschwitzt und gegen einen Schluck Wasser hätte ich definitiv auch nichts, doch leider haben wir keine Wasserflaschen hier. Dennoch bin ich ziemlich glücklich. Zwar auch erschöpft, aber das Glücksgefühl, dass durch meine Adern fliesst, nachdem ich mit Hobi Hyung so ausgelassen getanzt und neue Schritte gelernt haben, überwiegt auf jeden Fall.

Mein Blick schweift wie von selbst zu meinem Hyung und ich kann mitverfolgen, wie er die ersten beiden Knöpfe seines Hemdes öffnet, wohl um sich etwas abkühlen zu können und sich dann durch die dunklen Haare geht. Ich beobachte ihn weiter, einen Moment lang zumindest, sage nichts, sondern betrachte nur den schönen Anblick, den er abgibt.

Wie kann er immer noch niemanden an seiner Seite haben? Ich verstehe das nicht, er ist so hübsch, so gutmütig, reissen sich die Menschen nicht um ihn? Gedankenverloren beisse ich mir auf die Lippe und neige leicht den Kopf, während ich die Haut mustere, die mein Hyung freigelegt hat, indem er die beiden Knöpfe geöffnet hat.

Ich merke viel zu spät, dass er diesen Blick schliesslich auch erwidert. Vorsichtig sehe ich auf, in seine dunklen Augen und schlucke leer, als ich das beinahe herausfordernde Glitzern in ihnen sehe. "Ich möchte wissen, was dir eben durch den Kopf ging", verlangt er mit dunkler Stimme und löst einen Schauer damit in mir aus.

Automatisch weiche ich zurück und weite die Augen, als ich mich daran erinnere, dass die Szene mir nur zu bekannt vorkommt. Doch wie damals will ich definitiv nicht erzählen, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist. Ich hätte nicht sowas denken sollen, denn das hilft mir nicht. Ein heterosexueller, junger Mann sollte nicht derart von einem anderen Kerl angezogen werden. Das ist Falsch.

"N-nichts", stammle ich nervös auf seine Worte hin und stosse schliesslich gegen den Spiegel, als ich noch einen Schritt rückwärts mache, doch er folgt mir dennoch und nähert sich mir immer weiter. Die Situation ist mir auf jeden Fall bekannt. Schon damals bin ich gegen den Spiegel gestossen und Hobi Hyung hat sich nichts daraus gemacht, sondern hat mich einfach zwischen seinen Armen festgenagelt. Damals war ich einfach nur verzweifelt, jetzt kommt allerdings auch noch die Spur Sehnsucht hinzu, die ich mit aller Kraft zu unterdrücken versuche.

Ich kann mir das nicht erlauben. Wie soll ich das meinen Eltern erklären? Ich will mir die Reaktion meines Vaters gar nicht vorstellen.

"Nichts?", hakt er leise nach und ist mir inzwischen so nahe, dass er sich wie damals schon mit den Händen neben meinem Kopf am Spiegel abstützen kann. Zittrig atme ich aus und drehe meinen Kopf weg, um ihn nicht ständig ansehen zu müssen. Ich schliesse die Augen und versuche mich zu sammeln, doch als mir der herbe Geruch seines Aftershaves in die Nase steigt, fällt es mir nur noch schwerer, einen richtigen, klaren Gedanken zu fassen. Verdammte Scheisse, es ist doch wirklich genau wie damals.

Nur damals ging es um einen Kuss, den ich Hobi Hyung schuldig war und nicht darum, woran ich gerade gedacht habe.

"Jimin...", wispert er leise und ich schlucke abermals, als ich die sanfte, tiefe Tonlage zu hören kriege. Es klingt wie eine ruhige, schöne Melodie, die mich einlullt und schwach macht. Ohne meinen Kopf zu drehen oder meine Augen wieder aufzuschlagen, strecke ich eine Hand aus und lege sie ihm auf die Brust, um ihn wegzudrücken, doch vergeblich. Ich versuche es gar nicht erst - ich kann nicht. Es ist, als ob meine Muskeln ihren Dienst verweigern. Anstatt, dass ich es zumindest versuche, ihn von mir wegzuschieben, bleibt meine Hand einfach an Ort und Stelle locker liegen und ich spüre den Stoff des Hemdes und seine Wärme unter meiner Haut, genauso wie das stetige Klopfen seines Herzens.

Meines dreht dafür noch ein bisschen mehr durch.

"Jimin?", wiederholt er meinen Namen ein weiteres Mal, in derselben Tonlage und Lautstärke wie zuvor und ich beisse mir verzweifelt auf die Unterlippe, bevor ich meinen Kopf doch wieder zu ihm drehe und meine Augen öffne, um ihn hilflos und verloren anzusehen. Er ist mir so nahe, dass ich keinen Gedanken mehr fassen kann, der nicht mit ihm zutun hat. Entweder mein Kopf ist leer gefegt oder ich denke darüber nach, wie unfassbar schön er ist... und wie gerne ich einen weiteren Kuss von ihm hätte.

Young Forever [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt