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Jungkook

Mit einem glücklichen, leisen Lachen ziehe ich Taehyung weiter die Stufen des Treppenhauses hinauf, in den dritten Stock, wo Yoongi Hyungs Wohnung liegt. Jimin hat mir die Adresse geschrieben, wir haben bei Yoongi geklingelt und der wird wohl nun warten, dass wir vor der Wohnungstür ankommen.

"Jungkook, nicht so hastig!", meint Taehyung leise, doch als ich über meine Schulter zu ihm hinunterblicke, sehe ein breites Lächeln auf seinen Lippen. "Es ist doch gar nicht mehr weit", erwidere ich und drücke seine Hand, die ich schon die ganze Zeit festhalte. Ich laufe weiter und höre anhand seiner Schritte, dass der Ältere mir folgt.

Nur kurz darauf kommen wir auch endlich auf dem dritten Stock an und ich ziehe Taehyung mit einem Grinsen näher an mich heran, halte ihn dann an den Hüften fest. Er folgt meiner stillen Anweisung, legt die Arme um meinen Nacken und lehnt sich vor, ehe er einen sanften, kurzen Kuss auf meinen Lippen hinterlässt. Mein Grinsen wird nur breiter, als ich den leichten Druck erwidere und kann mich dem kleinen Lachen nicht entwehren, dass mir über die Lippen kommt, während ich rückwärts durch den Gang stolpere und Taehyung dabei mit mir ziehe.

Immerzu küssen wir uns, bis ich schliesslich ein geräuschvolles Räuspern wahrnehmen kann, unweit von uns. "Wollt ihr weiter hier draussen rummachen?", erklingt darauf Yoongis Stimme, "Oder wollt ihr reinkommen? Mir ist es egal, ihr könnt auch im Flur schlafen, wenn ihr unbedingt wollt."

Ich lasse kurz von Taehyungs Lippen ab und schenkte meinem Hyung ein breites Grinsen. "Wir kommen ja schon, Hyung", meine ich zufrieden, lache leise und richte meine Aufmerksamkeit dann wieder auf Taehyung, um ihn weiter zu küssen. Dadurch, dass ich rückwärts gehe und nicht sehe, wohin der Braunhaarige mich führt, fallen wir quasi in den Eingangsflur. Ich lande etwas unsanft auf dem Parkett, doch ich nehme den kurzen Schmerz kaum wahr, der sich in meinem Körper breitmacht, da Taehyung lachend auf mich hinab sieht und auf mir liegt. "Habt ihr getrunken?", fragt Yoongi Hyung weiter, der wohl sicherheitshalber ein paar Schritte zurück gegangen ist, damit wir ihn nicht mit umreissen.

Ich werfe ihm einen flüchtigen Blick zu. "Nein", erwidere ich atemlos. Diesmal bin ich stocknüchtern, im Gegensatz zur letzten Nacht, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich fühle mich dennoch irgendwie betrunken, doch diesmal liegt es nicht an irgendwelchem Alkohol in meinem Blut, vielmehr an dem immensen Glücksgefühl, dass sich seit dem Kuss im Supermarkt in mir breitgemacht hat und sich bis jetzt immer noch nicht einstellen will. Ich fühle mich fantastisch, so gut, wie schon lange nicht mehr.

Etwas umständlich setzen Tae und ich uns wieder auf, sodass ich allerdings immer noch im Eingangsflur hocke und er auf meinem Schoss. Der Ältere schlingt die Arme um meinen Hals und sieht mich mit glänzenden Augen an. Es ist, als wäre er wie ausgewechselt. In dem Moment, als ich ihn geküsst habe und er endlich aufgegeben hat, mich ständig wegzuschubsen, scheint sich die Seite des Widerstands in ihm wie in Wohlgefälligkeit aufgelöst zu haben. Davon ist nichts übrig geblieben, es ist, als wäre sie niemals da gewesen.

"Wieso lachen die beiden ständig? Sind sie irre geworden?", höre ich Jimin Hyung hinter mir hörbar irritiert sagen. Er muss wohl gemeinsam mit Hobi Hyung ebenfalls in den Eingangsflur der Wohnung gelaufen sein. "Jiminie, begreifst du es nicht?", erwidert Hoseok darauf nur, "Taehyung hat seine Probleme offensichtlich in den Griff gekriegt."

Ich sehe über die Schulter zu den dreien auf und lächle sie breit an. "Ich hab dasselbe getan, wie das, was du mit Yoongi Hyung gemacht hast - und es hat tatsächlich funktioniert, Hyung, kannst du dir das vorstellen?!", erkläre ich ihm mit einem breiten, glücklichen Lächeln, "Er hat aufgegeben, er hat einfach aufgegeben!"

Hoseok sieht amüsiert zurück und hebt eine Augenbraue, während er die Arme vor der Brust verschränkt. "Ich sehe es. Mit eigenen Augen", erwidert er belustigt. Yoongi sieht ein wenig irritiert aus, als er uns zuhört, Jimin hingegen scheint vielmehr in Gedanken verloren zu sein.

"Ist ja süss und so", murmelt dann der Älteste von uns, "Erklärt mir das dann mit dem aufgeben, wenn ihr euch wieder eingekriegt habt, aber eigentlich wollten wir noch etwas unterhalten. Zum Beispiel, wie wir Jin finden wollen."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und werde tatsächlich etwas ernster, als zuvor noch, genau wie auch Taehyung. "Jin Hyung?", wiederhole ich, "Das sollte doch einfach werden, oder nicht?"

Alle vier sehen mich einen Moment lang perplex an, ehe Taehyung das Wort ergreift. "Inwiefern sollte das einfach werden, Jungkook?" Die Verwirrung ist ihm deutlich anzuhören und kaum hat er zu Ende gesprochen, zucke ich mit den Schultern.

"Ich bin mir sicher, Jin Hyung hat Instagram", meine ich nachdenklich, "Die Welt muss sein Gesicht doch sehen, oder etwa nicht? Da macht er sicherlich viele Bilder von sich und lädt sie hoch. Wenn wir Glück haben, erkennen wir den Hintergrund oder er hat sogar seinen Standort angegeben", meinte ich leise und sehe sie dann der Reihe nach an. Jimin ist der Erste, der darauf reagiert und mit der Zunge schnalzt. "Die Idee ist nicht einmal so schlecht", meint er leise und ich nicke zufrieden.

"Würde mich nicht wundern, wenn er irgendwo am Meer ist", wirft Hobi Hyung ruhig ein, "Jin Hyung wollte immer ans Meer fahren, daran erinnere ich mich gut - wir haben es nur nie geschafft, mit ihm dahin zu gehen..." Nein, wir sind nie mit ihm ans Meer gefahren, weil wir es nie konnten. Bevor wir die Möglichkeit dazu gehabt haben, sind wir auseinander gebrochen.

Stille breitet sich im Raum aus und ich sehe wieder zu Taehyung, der auf die Worte von Hoseok lediglich den Kopf gesenkt hat. Ich seufze leise. Vielleicht hat er aufgehört sich gegen seine Gefühle mir gegenüber zu wehren und mich immer wegzustossen, doch die Schuldgefühle lasten nach wie vor schwer auf ihm.

"Hey", mache ich leise und löse eine Hand von seiner Hüfte, nur um meinen Zeigefinger unter sein Kinn zu legen und es so sanft hochzustupsen. Der Braunhaarige sieht langsam auf und in dem Blick seiner dunklen, braunen Augen erkenne ich Schmerz und Schuld. Wird er überhaupt jemals von diesem schlechten Gewissen wegkommen? Diese Last, die er so mit sich herumschleppt, muss ihn Stück für Stück immer mehr zerstören, und irgendwo habe ich die Angst, dass dem nicht so sein wird, dass es ihn immer verfolgen wird. Doch ich hoffe insgeheim, dass es aufhören wird, wenn wir uns alle wieder zusammengerauft haben. Auch Jin. Auch Namjoon.

Ewig kann er sich nicht dafür hassen, nicht, wenn es wieder bergauf geht, oder?

Ich schenke ihm ein kleines, aufmunterndes Lächeln, lasse mir von meiner Sorge nichts anmerken, und meine Hand zu seiner Wange wandern. "Mach dir keinen Kopf darum, Tae", meine ich halblaut, mit sanfter Stimme, "Wenn wir erstmal wieder vollzählig sind, werden wir schon noch mit Jin Hyung ans Meer fahren. Versprochen."

Young Forever [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt