Kaum war ich zurück in meinem Raum, wurde ich bereits von unserem König in Empfang genommen. Noch bevor ich überhaupt in der Lage dazu gewesen wäre mich zu verneigen, eröffnete er bereits eine Konversation mit mir: »Sehr schön, da sind Sie ja endlich. Es ist im Übrigen äußerst unhöflich von Ihnen, dass Sie ihren König warten lassen. Hat Ihnen denn keiner Manieren beigebracht. Sie scheinen es nämlich nicht einmal nötig zu haben sich vor ihrem König zu verbeugen.« Ich hoffe das eben sollte ein Scherz sein. Wie kann man nur so überheblich sein. Aber das sollte mich nicht weiter wundern, denn seine Tochter ist sein Ebenbild.
Das Sprichwort Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ist bei ihnen sehr passend. Doch es ist nun mal auch ein Fakt, dass unsere Gesellschaft in mehrere Gruppen eingeteilt ist und nicht alle davon besitzen gleich viel Macht. Manche würden bestimmten Menschen sogar mehr wert zuschreiben als anderen. Wie soll man verstehen wie es einer der niedrigeren Gruppen geht, wenn man nie ein Teil von dieser war oder sein wird. Oft sehen Menschen leider nur dass, was sie nicht haben oder ihnen fehlt, dabei übersehen sie wovon sie bereits umgeben sind und dass es ihnen in Wahrheit mehr als gut geht und es ihnen so gut wie an nichts fehlt.
Zudem fällt es auch manchen Menschen wirklich schwer sich in andere hineinzuversetzen und deren Gefühle zu verstehen. Der König scheint leider so jemand zu sein, dem nur seine und die Gefühle von, laut ihm, bedeutenden Personen wichtig sind, wenn nicht sogar nur seine. Aber wer bin ich schon, um darüber ein Urteil fällen zu können. Meine Meinung wäre ihm ohnehin nichts wert und dafür eine Strafe zu kassieren erscheint mir dämlich.
Also antwortete ich ihm lediglich: »Falls Ihr es vergessen haben solltet, Eure Majestät, trage ich keine Schuld an unserer jetzigen Situation.« Allerding verbeugte ich mich nach diesem Satz widerwillig vor ihm. »Na bitte, geht doch. Zumindest erweisen Sie mir nun etwas Respekt. Allerdings gefällt mir Ihr Umgangston immer noch nicht, Miss Elina.
Zudem frage ich mich, wieso nun Sie das Zeichen anstelle meiner Tochter tragen. Wie ist das überhaupt möglich?« Seine Überlegungen unterstrich er noch zusätzlich damit, dass er mit seinem Daumen und Zeigefinger mehrmals über sein Kinn Strich. Dabei starrte er mich mit einem durchdringlichen Blick an, welcher mir eine Gänsehaut bescherte und einen Schauer an meiner Wirbelsäule entlang auslöste.
Dieser Mann ist einfach durch und durch beängstigend. »Ich muss sagen, dass ich gleichermaßen beeindruckt, wie auch neugierig bin. Wie haben Sie das geschafft?« Das würde ich ihm ganz bestimmt nicht verraten, zumal ich es selbst nicht so genau weiß. Und ich bin auch nicht so dumm ihm von den heimlichen und eigentlich verbotenen Treffen in Kenntnis zu setzten. Also tat ich das Einzige, was ich in dieser Situation tun konnte und log ihm direkt ins Gesicht. Ich hasse Lügen, aber ich wusste mir in dieser Zwickmühle nicht anders zu helfen.
»Ich weiß es leider nicht, Eure Majestät. Ich habe mich lediglich hingelegt um mich für ein paar Stunden auszuruhen und muss dabei wohl eingeschlafen sein. Als ich dann schließlich aufwachte, war das Drachenzeichen plötzlich auf meinem linken Oberarm.«
Zu dem Zeitpunkt war ich mir völlig unsicher darüber ob er mir diese dreiste Lüge abkaufen würde. Leider war mir auf die Schnelle keine bessere eingefallen, wobei ich mit Fragen diesbezüglich hätte rechnen und mich dementsprechend vorbereiten hätte müssen.
Das war extrem leichtsinnig von mir gewesen. Zu dumm, dass es nun zu spät war. Der König musterte mich Skeptisch und beobachtet meine Mimik und Gestik mit Argwohn. Ich habe mit nichts anderem gerechnet, aber es viel mir trotzdem unglaublich schwer seinem durchdringenden Blick standzuhalten. Seine Präsenz ist viel zu einschüchternd und ich bin nicht naiv genug mich in Sicherheit zu wägen, denn er hat mich nach wie vor in der Hand.
»Und das soll ich Euch allen ernstes glauben?« Mir war durchaus bewusst, dass er eigentlich keine Antwort auf diese Frage erwartete, aber ich gab ihm dennoch eine. »Ich wurde rund um die Uhr bewacht. Wie hätte es anders sein können, mein König?« Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte ging alles ganz schnell. Der König machte einen Satz auf mich zu und umklammerte plötzlich mit beiden Händen meinen Nacken. Er schnürte mir die Luft ab und ich bekam kaum noch Luft. Mein Atem glich eher einem nach Luft ringen und ertönte in einem Röcheln.

DU LIEST GERADE
Die Aufopferung
FantasyElina lebt in einer nicht gerade einfachen Welt, denn jedes Jahr am selben Tag erscheint bei einem Bewohner des Landes ein Zeichen. Dieses Zeichen, welches am Tag des Saphirmondes erscheint, ist jedes Mal anders. Wenn es wieder soweit ist, kommt ein...