Kapitel 2

68 7 6
                                    

Einige Sekunden lang schwiegen beide, aber dann antwortete die Prinzessin ihrem Vater: »Eigentlich nur du, ich und Lady Elina.« Während sie dies aussprach zeigte sie zu mir. Anhand des überraschten Gesichtsausdrucks des Königs ging ich davon aus, dass er mich bisher wohl nicht bemerkt hatte. Aber aufgrund der Umstände war das auch nicht weiter überraschend und noch dazu stand ich in einer dunklen Ecke neben dem Bett von Magarete, in Schatten gehüllt.

Daraufhin schenkte mir der König seine komplette Aufmerksamkeit und ließ seinen Blick von oben nach unten an mir herunter gleiten. Während dessen senkte ich respektvoll mein Haupt und vollführte einen tiefen Knicks. Dann sprach mich seine Majestät an: »Ihr wisst also Bescheid?« Ich öffnete gerade meinen Mund um ihm zu antworten, als er mich mit einer Handgeste zum Schweigen brachte.

»Ihr müsst nicht darauf antworten, ich weiß es schließlich schon. Allerdings soll das auch so bleiben, dass nur wir davon wissen. Genau genommen, ist es überhaupt nicht geschehen und es gibt gar nichts worüber man berichten könnte. Hast du das verstanden.« »Natürlich, Eure Majestät.« Ehrlich gesagt verstand ich es nicht.

Wie möchte er das verheimlichen oder gar vertuschen. Es gab bis her ausnahmslos kein Jahr indem niemand erwählt wurde und sie trägt nun mal das Zeichen, das ist nicht von der Hand zu weißen. Und trotzdem schien er einen Plan zu haben.

Den verriet er mir aber natürlich nicht, warum sollte der König auch sein Wissen mit mir teilen. Obwohl ich genau genommen auch in die Sache mit hinein geraten war und zwar unfreiwillig. Ich würde sagen, dass das unglücklich gelaufen war.

Ich könnte mich nun aufregen und das tat ich auch, aber das half im Endeffekt keinem, zumindest nicht wirklich. Selbst sich nun vorzustellen was gewesen wäre, wenn ich es nicht gesehen hätte, ist nichts als Zeitverschwendung.

Der König antwortete lediglich mit einem »Gut« und rief nebenbei mit lauter Stimme zwei Wachen zu sich. Sofort erschienen die besagten Herren und verneigten sich vor ihrem König. Danach warteten sie auf seinen Befehl, der kurz darauf auch kam.

»Bitte begleiten sie Lady Elina zu ihrem Gemach. Sie darf es erstmal nicht verlassen und es ist ihr auch kein Besuch gestattet.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, wurde ich auch schon von beiden Seiten am Oberarm gepackt und zu meinem Zimmer geleitet. Dann öffneten sie die Türe und schubsten mich unsanft hinein, schlossen sie hinter mir und bezogen ihren Posten vor dieser. Zum Glück konnte ich einen Sturz verhindern und fand mein Gleichgewicht schnell wieder.

Dann stürmte ich aus einem Reflex heraus zu meiner anderen Tür, die in den Raum der Prinzessin führt. Doch zu allem Überfluss hörte ich wie kurz bevor ich sie erreicht hatte, ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde und mir damit alle Fluchtmöglichkeiten nahm, denn aus dem Fenster zu springen war keine Option.

Dafür war mir mein Leben zu viel Wert und einen Sturz aus dem dritten Stock würde ich ganz bestimmt nicht überleben. Es sah danach aus, dass ich nun für unbekannte Zeit eine Gefangene bin. Man schickte mich weg ohne mir mehr zu verraten was genau nun Sache ist und so tappte ich weiterhin im Dunkeln. Keinen blassen Schimmer wie ich mich nun zu verhalten und was ich zu tun hatte.

Anfangs tobte ich, klopfte an die Türen und schrie. Aber das gab ich schnell wieder auf, denn entweder schenkte man mir keinerlei Beachtung oder schimpfte mit mir. Somit beschloss ich das Beste aus der Situation zu machen an der ich für den Moment sowieso nichts ändern konnte und mir die Zeit zu vertreiben. Zuerst hatte ich überlegt mich nochmal hinzulegen, da ich mich nach den ganzen Vorkommnissen träge und erschöpft fühlte, doch ich wusste auch, dass ich nicht schlafen könnte und so beschloss ich ein Buch zu lesen.

Doch davor wollte ich mich noch umziehen, denn ich hatte immer noch mein Schlafgewand an. Deshalb zog ich mir eines meiner Kleider an. Danach ging ich zu dem kleinen und überschaubaren Bücherregal in der Wand des mir zugeteilten Raums und nahm eines hinaus, ich hatte mich für einen Roman entschieden.

Die Aufopferung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt