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Der Herbst bietet ein besonderes jährliches Schauspiel, welches Darcy immer auf ein Neues zu begeistern vermöchte. Es waren die Verfärbungen der Blätter allerorts, welche die Wälder in ein angenehmes Farbenspiel setzten.

Darcy möchte den Anblick. Wenn sich Gelegenheit bot, dann ging er stundenlang durch so angenehme Waldstücke. Die Bäume ließen die Blätter in ihrem Farbspiel noch ein letztes Mal für das Jahr im Wind tanzen. Das Rascheln der Blätter glich dem Rauschen anlandender Wellen an steinigem Ufer und setzte Darcy in wahrhafte Verzückung über die Schönheit und die Kraft der Natur.

Doch zeigte sich der Herbst auch regnerisch und launisch- eine Seite, die Darcy weniger schätzte, wenn er sich auf längeren Spaziergängen befand oder mit der Kutsche zu reisen hatte.

Vor seiner Abreise hatte Darcy erneut verschiedene Einladungen zu Gesellschaften erhalten. Hierbei eine Aufforderung zum Dinner durch Colonel Lennart und zudem auch die Bitte der Familie Janewallis, Ihnen bei Gelegenheit in ihrer privaten Loge in der Oper als Gast zur Verfügung zu stehen.

Doch so gern Darcy sich diesen Annehmlichkeiten gewidmet hätte, es gab andere Verpflichtungen, die er schon für seine Interessenlagen in London aufgeschoben hatte.

Da war zum einen der Besuch der Familie des Earl von Rochester. Der Verkauf des schönen Sutton Cottage musste vertraglich bestätigt werden. Dies hätte bis vor kurzem noch in London erfolgen können, doch ist der Earl vorzeitig nach Rochester abgereist. Und Fitzwilliam Darcy wollte den Verkauf noch in diesem Jahr bestätigt wissen- auch um die Bediensteten auf Sutton Cottage in der neuen Herrschaft vor dem Winter zu wissen. Darcy war, dem ausdrücklichen Wunsch seiner Tante Catherine de Bourgh folgend, im vorgelegten Kaufangebot entgegengekommen, um die anstehenden Kosten für Reparaturen für den Käufer weniger unangenehm wirken zu lassen. Doch hatte Darcy die feste Absicht, keine Gelder seiner Tante für diese Maßgaben einzufordern oder sich für die Reduzierung des Kaufpreises ersetzen zu lassen.

So war Rochester der erste Aufenthaltsort in Kent, bevor er kurz seine Schwester Georgiana in Ramsgate besuchen wollte. Georgiana war bereits über einen Brief unterrichtet und drückte ihre Vorfreude bereits in ihrer Antwort aus. Sodann hatte Darcy noch seiner Tante auf ihrem Anwesen in Rosings die Aufwartung zu machen, bevor Darcy nach London für einen kurzen Aufenthalt zurückreisen konnte. Sofern noch Einladungen bestanden, konnte er vielleicht noch einige Bitten an seine Person annehmen. Schon absehbar wollte sich Fitzwilliam Darcy hiernach ab dem November auf Gut Pemberley über den Jahreswechsel aufhalten und bis zum Frühjahr nur zu dringlichen Angelegenheiten nach London reisen.

Der Earl von Rochester unterzeichnete mit Darcy den Vertrag über Sutton Cottage und durfte sich fortan als Besitzer eines Cottage in Weymouth rühmen. Der Aufenthalt über drei Tage in Rochester bot zudem Gelegenheit zu einer Fasanjagd zu Fuß auf Wunsch des Earl, wenngleich sich der Jagderfolg eher mäßig hielt.

Nach Ramsgate zum dortigen Stadthaus war es jedoch nur eine Tagesreise mit der Kutsche.

Man kann sich die Freude der Geschwister über das Wiedersehen vorstellen. Fitzwilliam wurde mit verschiedenen neu eingeübten Musikstücken seiner Schwester bekannt gemacht und durfte viele Stickereien und Malereien bewundern, bevor sich die Geschwister auf einen angenehmen Spaziergang durch den Ort bis zu den Klippen einigten. Georgiana erzählte in schillerndster Fröhlichkeit über all die erlebten Dinge und wollte über alles Neue aus London unterrichtet werden. Doch während Fitzwilliam über den Verkauf des Cottage in Weymouth und seinen Aufenthalt in Rochester zu berichten begann, in der Annahme, dies würde seine Schwester interessieren, so musste er schnell bemerken, dass Georgiana anderen berichtenswerten Dinge mehr Gewicht zumaß.

„Ach Bruder. Warum erzählst Du mir nicht aus London? Du hattest mir doch geschrieben, dass Du ein Interesse an einer unbenannt gebliebenen jungen Lady aus gutem Hause entwickeln könntest. Wer ist sie?", fragte Georgiana mehr als neugierig. Hierbei hakte sie ihren Bruder am Arm unter und zog ihn sogar etwas fordernd.

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