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Die Einladung und die Gespräche im Hause Lennart blieben für Fitzwilliam Darcy nicht ohne Nachwirkung auf seine Überlegungen.

Wenngleich Miss Sophie Lennart nicht von gesellschaftlichen Ansehen wie er selbst war, so musste sich Darcy eingestehen, dass Miss Sophie durchaus einer angesehenen Familie entstammte. Eine Familie die sich zudem eines augenscheinlich starken familiären Zusammenhaltes erfreute.

Auch wenn das Vermögen und der Titel der Lennarts wohl auf die Zeit vor dem jetzigen Familienoberhaupt zurückzuführen ist, so schätzte es Fitzwilliam Darcy, dass Sir Viscount Albert Lennart ihm gegenüber die Hintergründe in einem vertraulichen Gespräch offenlegte.

Je mehr sich Fitzwilliam Darcy darüber Gedanken machte, so konnte derlei Offenheit letztlich nur bedeuten, dass Sir Lennart gegenüber Darcy einerseits ehrlich sein wollte und zudem des Weiteren auch ein deutliches Zeichen geben wollte, sollte sich Darcy für seine Tochter, Miss Sophie Lennart, interessieren.

Bislang hatte es Darcy an Offenheit in dieser Angelegenheit noch fehlen lassen- zumindest jedoch hatte Fitzwilliam Darcy es als Gentleman gemieden, bei Miss Sophie etwaige Hoffnungen zu stärken.

Doch bekundete Miss Sophie Lennart auch durch ihr Verhalten, soweit ihr dies als junge Dame gestattet und angemessen war, dass auch sie ein Interesse an Mister Darcy nicht verleugnen konnte.

Stets war Miss Sophie daran interessiert, Darcy zu Gesprächen zu gewinnen, wohl auch um sein Wesen besser ergründen zu können. Und sie bezeugte zudem auch durch häufige direkte Blicke und kleine Gesten der Aufmerksamkeit eine anzunehmende Zuneigung, wenngleich auch ihr durch die gesellschaftliche Etikette versagt blieb, über ihre eigenen Gefühle ihm gegenüber oder gegenüber Dritten deutlicher werden zu können.

So blieb wohl Miss Sophie Lennart, sollte sie denn Empfindungen für Darcy hegen, nur der Weg gestattet, den man bereits beschritten hatte. Miss Sophie konnte auf ihre Mutter Einfluss genommen haben, um einen Besuch von Darcy in ihrem Hause zu erreichen. Hierbei kam dem Colonel, wie er letztlich bereits zugegeben hatte, auf Drängen seiner Gemahlin Lady Margarete die Rolle des Überbringers dieser Bitte beider Damen zu. Denn nur nach neuerlicher Aufwartung und im Wege der Einladung durch das Familienoberhaupt war ein solcher Besuch, gesellschaftlich als auch um Distanz zu belegen, gestattet und nunmehr auch ermöglicht worden.

So sich damit alle an die Etikette gehalten hatten, blieb Darcy nur der Rückschluss auf ein Interesse von Miss Sophie, insofern nicht deren Mutter die Triebfeder war, um eine Verbindung zu schaffen.

Derlei Gedankenspiel war ermüdend, jedoch durchaus angemessen, wollte man solch Komplexitäten erkennen.

Und Fitzwilliam Darcy beobachtete gern das Verhalten der ihn umgebenden Menschen, um auf deren Charakter gewisse Rückschlüsse zu gewinnen. Er war jedoch stets darauf bedacht, es nicht zu deutlich zu zeigen und tat oftmals unbeteiligt. Diese bewusst gesuchte Distanz ließ ihn vielleicht zuweilen abwesend und unnahbar erschienen. Doch nur so war es Darcy möglich, das wahrhafte Wesen mancher Leute zu ergründen.

Und wo konnte man sich vortrefflicher darin üben, als in einer Stadt wie London. London war nicht nur ein Schmelztiegel aller Schichten der Gesellschaft- es war auch ein Sammelbecken dessen, was man zu ergründen suchte.

Um seine Müdigkeit über den Mittag zu überbrücken und sich an frischer Luft abzulenken, schien es Darcy angebracht, diesen schönen sonnigen Tag ab dem Mittag dort zu verbringen, wohin es wohl viele Menschen ziehen würde- im großen westlichen Park der Stadt.

Das angenehme Wetter lockte viele Familien aus ihren Londoner Domizilen hervor und in den Park hinaus.

Besonders diejenigen Schichten der Bevölkerung, welche nicht damit beschäftigt sein mussten, sich durch Arbeit ihr Auskommen verdienen zu müssen, um zuzusehen, wie man über den Tag kam- die gehobene Schicht der Begüterten und Aristokraten.

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