Dort stand Mister George Wickham nun- oberhalb des einzigen Ausweges von dieser Aussichtsplattform- am oberen Ende dieser Treppe.
George Wickham hatte wohl recht schnell die Situation erfasst und konnte erahnen, dass sich seine Position in diesem Moment nicht vorteilhaft zeigte. Er hatte erkannt, dass sich ihm die Option einer lukrativen Flucht und Heirat mit Miss Georgiana Darcy nun nicht mehr aufzeigte. Denn Miss Georgiana wart hervorragend behütet in den Armen ihres Bruders- beschützt und gesichert vor Wickhams unlauteren Planungen und Gedanken.
Und Miss Georgianas Tränen?
Sie wischte sie sich aus ihrem Gesicht, dies konnte auch Wickham aus der Ferne erkennen. Doch diese Tränen waren keineswegs Ausdruck der Freude über ein Wiedersehen mit dem vermeintlichen Verehrer- dies war George Wickham schnell bewusst.
Diese tränen flossen aus Trauer über den Verlust eines schönen Traumes und einem starken weiteren Gefühl- der Enttäuschung. Denn jetzt, da der Plan augenscheinlich dem Bruder offenbart worden war, ließen diese überwältigenden Gefühle sich nicht mehr zurückhalten oder unterdrücken. Georgiana hatte dazu auch nicht die Kraft. Und so flossen Tränen in Strömen- ob ihrer großen Enttäuschung. Und dies, so lang es ihr nötig erschien.
Und Mister Darcy? Er hielt seine Schwester an sich gedrückt, lieh ihr ein Stofftuch zum Schnäuzen und gab ihr Rückhalt, bis Miss Georgiana wieder gefasst schien.
Dann erst richtete Mister Darcy einen abschätzenden Blick auf Mister Wickham, der all die Verachtung gefühlten Betruges in sich barg.
Fitzwilliam Darcy zu erzürnen war ein Fehler. Nicht nur, dass Mister Darcy Mittel hatte und Möglichkeiten hierdurch ausschöpfen im Stande war. Auch war er geübt im Umgang mit Waffen, ein geübter guter Schütze- sollte man ein Duell erwägen.
Darcy hatte jedoch für diesen Moment nur ein Anliegen: seine Schwester Georgiana geschützt an Mister Wickham und seiner intriganten Mitspielerin und Tante Mistress Young vorbei zu lancieren. Nur hierdurch war dieser unangenehmen und für die Geschwister Darcy als überaus unvorteilhaften strategischen Position zu entgehen.
"Komm Georgiana. Halt dich hinter mir. Ich bringe Dich jetzt an dieser Schurkengesellschaft vorbei, die jegliche Ehre und Respekt verloren hat. Wenn wir oben sind, so nimm mein Pferd für Dich. Es ist ein ruhiges Tier- sei unbesorgt. Ich werde Dir dort aufhelfen. Und wenn ich Dich in dann in Sicherheit weiß, dann gehen wir einfach zurück nach Ramsgate. Denn eine Flucht und Furcht steht uns nun nicht mehr zu, wollen wir Dir dein Leben zurück erstreiten. Wollen wir dies gemeinsam durchstehen, Schwester?"
So sprach Fitzwilliam Darcy leise aber entschlossen zu seiner Schutzbefohlenen und strich Georgiana letzte Tränen einer verlorenen Illusion auf wahre Liebe aus dem Gesicht.
Und Georgiana? Sie wollte jetzt stark sein und auch solch Auftreten zeigen. So schüttelte Georgiana kurz ihren Kopf und zeigte sich aufrechter, als es kaum zuvor von Nöten war, atmete schnell tief ein und heftig wieder aus. All die Luft verließ einen erfrischten Körper, der Haltung bewahren konnte.
"Ja. Das Werden wir. Gemeinsam!", betonte Georgiana entschlossen.
Aufmunternd lächelte Fitzwilliam seiner Schwester zu- beeindruckt von Georgianas Stärkebekundung. Für diesen kurzen Weg schien sie heftiger und deutlicher Entschlossenheit zeigen zu wollen, als für die Umsetzung einer ehrlosen Flucht vor der Wirklichkeit nach Gretna Green.
"Dann komm. Verlassen wir diesen Ort!"
Fitzwilliam Darcy führte seine Schwester eingehakt langsam zur Treppe hin. Ab dort gab er ihr im Rücken Halt beim Aufstieg durch seine Hand. So ging es Schritt für Schritt zum Plateau hinauf.
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Darcy
Historical FictionNachdem sein Vater, Sir Fitzgerald Darcy, Viscount von Pemberley in Derbyshire, als letztes verbleibendes Elternteil verstarb, ist es nun an seinem Sohn Sir Fitzwilliam Darcy, für den Fortbestand der Familie zu sorgen. Zudem hat der junge Sir Darcy...