Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug, kniff ich sie so schnell wie möglich wieder zusammen. Mein Mund fühlte sich an wie eine Wüste und als ich zum Tischchen neben meinem Bett greifen wollte, traf ich auf etwas hartes. Es war Ashley's Handy, welches ich ihr voll aus den Händen geschlagen hatte. „Eyy!"
Ich öffnete meine Augen wieder und sie sah mich nur mit einem Lächeln an. Ich wollte mir gar nicht ausmalen wie ich im Moment aussah, denn sie sah so aus als müsste sie sich ein Lachen verkneifen. „Was?", fragte ich nur murmelnd und aus ihrem Lächeln wurde ein breites Grinsen.
„Na? Kopfschmerzen?", aber ich schüttelte den Kopf. Gott sei Dank hatte ich nie Kopfschmerzen wenn ich trank. Langsam richtete ich mich auf, während Ash wieder nach ihrem Handy griff und durch TikTok scrollte.
Es blieb eine Weile lang ruhig, bis ich dann aufstand und zur Wohnküche rüberging, um mir ein Glas Wasser zu nehmen. Mir wurde kurz schwummrig als ich aufstand, doch das legte sich schnell wieder.Ich füllte das Glas und nahm einen großen Schluck daraus, an dem ich mich beinahe verschluckt hätte als Ash die nächste Frage stellte.
„Verrätst du mir wer der Typ war, dem du gestern deine Zunge in den Hals gesteckt hast?"Perplex sah ich zu ihr rüber, doch sie begann einfach nur zu lachen, als wäre es das lustigste der Welt einen Mann zu küssen. Ich stemmte eine Hand in meine Hüfte, in der anderen hielt ich das Glas Wasser noch. Nach ungefähr einer Minute hatte sie sich endlich wieder einbekommen und sah mich interessiert an.
„Tyler. Ein Chemie Student.", sagte ich dann ganz selbstbewusst, so als sei ich mir sicher darüber dass wir uns wiedersehen würden.
„Ohhhhh, Tyler, der Chemiker. Verstehe. Läuft das bei euch auf Partys immer so?"Ich trank das Glas aus und stellte es ab, bevor ich wieder zu ihr rüberging. „Ich will gar nicht erst wissen was du gestern so alles veranstaltet hast!", sagte ich grinsend und nur wenige Sekunden später flog ein Kissen nach mir.
Durch den Restalkohol war meine Reaktion aber offensichtlich noch nicht die Beste, und so flog das Kissen geradezu in mein Gesicht. „Na warte...", ich griff das Kissen und warf es zurück. Das Ganze endete in einer kurzen Kissenschlacht, gefolgt von einem kurzen Gerangel, bis wir uns beide nach einigen Minuten wieder ins Bett fallen ließen.
Wir atmeten eine Weile lang durch und es blieb still.„Nein aber echt. Wie war dein Abend?", meine Stimme war ruhiger und ernster als vorhin, während ich an die weiße Decke meiner Wohnung blickte. Ash schien eine Weile lang zu überlegen. Entweder sie war so überwältigt von der Party, oder sie war schrecklich.
„Ich glaub es war die coolste Party auf der ich bisher war, und ich kenne schon ziemlich viele. Ich glaub aber dass die meisten Biologie Studenten Streber sind.", sprach sie lächelnd und drehte sich dann auf die Seite um mich anzusehen. Ich sah ihr Grinsen aus dem Augenwinkel und konnte mir selbst ein Lächeln nicht verkneifen. Dieses Grinsen sollte mir etwas sagen.
„Was ist?", fragte ich und sie begann plötzlich zu kichern. Nun drehte auch ich mich zu ihr und zog meine Augenbrauen hoch.
„Da war ein Kerl der dir gefallen hat!", stellte ich fest. Ich wusste wie sie sich verhielt wenn sie mir etwas sagen wollte, aber nicht wusste wie sie es am besten ausdrückte.Sie bestätigte meine Aussage indem sie anfing zu quieken und hastig nickte, sodass ihr die Haare total ins Gesicht fielen. Wie die nächsten zwei Stunden dann verliefen konnte man sich wohl denken.
Wir machten uns Tee, quatschten über Jungs und es gab eine ganze Menge zu lachen. Als wir uns ausgeredet hatten, verabschiedete Ash sich von mir und ging zu ihrem Auto. Es war Samstag und übermorgen war der erste Tag in diesem Semester, also musste ich mich ohnehin vorbereiten.
Grade hatte ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt, da leuchtete mein Handy auf. Eigentlich wollte ich es ignorieren, es war nur Instagram. Doch als ich doch einen Blick erhaschte, wurden meine Augen groß. Tyler?
Ich hatte ihm gestern meinen Namen auf Insta gesagt, aber ich ging nicht davon aus dass er sich tatsächlich erinnern würde. Ich begann zu lächeln und aus dem Vorbereiten für die Uni wurde dann wohl doch nichts mehr. Sofort nahm ich die Anfrage an und folgte ihm, es dauerte höchstens eine halbe Minute bis ich dann eine Nachricht von ihm bekam.
Tyler: Guten Morgen, schöne Frau :)
Morgen? Ich blickte auf die obere rechte Ecke meines Handys und es war bereits 15 Uhr. Er war definitiv kein Frühaufsteher. Ich zögerte keine weitere Sekunde und antwortete ihm.
April: Guten Morgen, schon mal auf die Uhr geschaut? :D
Tyler: Ach komm, es ist Wochenende. Da darf man mal lange schlafen.
Tyler: Ich hoffe du bist gestern noch gut Nachhause gekommen?
April: Ich wohne nicht mal 10 Minuten entfernt, so weit war mein Heimweg also nicht haha
Tyler: Gut zu wissen ;)
Tyler: Hast du morgen Nachmittag was vor?
April: Bis auf Uni Vorbereitung nicht, wieso?
Tyler: Ich dachte vielleicht du magst asiatisches Essen und hättest Lust morgen mit mir auszugehen? Würd dich gern wiedersehen. :)
Ich hätte mein Handy vor Freude fast gegen eine Wand geschmissen als ich diese Nachricht las. Das war so kitschig, dass ich mich beinahe schon fühlte wie eine 13-Jährige, die grade ihren aller ersten Crush hatte. Als ich bemerkte wie ich mich grad benahm, atmete ich einmal kurz durch und fächelte mir mit meinen Händen Luft zu, um meine erröteten Wangen abzukühlen. Das brachte aber absolut nichts.
April: Super gern :)
Tyler: Schickst du mir deine Adresse? Ich bin um 16.00 bei dir.
Nun war es doch um mich geschehen. Ich sprang von meinem Schreibtisch auf und sprang im Kreis wie so eine Vollidiotin auf Speed. Ich war grad zweifellos glücklich und vergaß für einen Moment total, dass ich mich ja eigentlich auf die Uni konzentrieren sollte.
Schnell schickte ich ihm meine Adresse und wir schrieben noch eine ganze Weile hin und her, ohne dass mir auffiel wie schnell die Zeit verflogen war. Erst gegen 17:30 schaffte ich es, mich aus der Konversation zu lösen und tatsächlich meinen Kram für die Uni vorzubereiten.
Es graulte mir. Jura zu studieren war fast so, als säße ein Legastheniker in einem Sprachstudium. Etwas zu lernen war so viel schwerer, wenn man sich überhaupt nicht dafür interessierte. Wäre ich doch bloß die jüngere Schwester gewesen, bei der Eltern alles durchgehen lassen.
Ich seufzte, während ich durch meine Ordner blätterte. Zwar hatte ich keine Lust mehr, doch ich wollte das Ganze nicht auf morgen verschieben. Die Vorfreude auf den Nachmittag war viel zu groß, als dass ich irgendwie in Stress geraten wollte.
Kurz nach 20 Uhr fühlte ich mich eigentlich relativ gut vorbereitet, sodass ich den Abend in Ruhe mit ein wenig Netflix beenden konnte.
DU LIEST GERADE
web of lies
Teen FictionEr ist charmant, attraktiv und scheint alles zu sein, was April sich jemals wünschen konnte. Doch der Schein trügt.