Ich merkte schnell, dass ich an diesem Morgen nicht in meinem Bett aufgewacht war. Hektisch setzte ich mich auf und sah mich um. War ich etwa bei Tyler Zuhause? Voller Hoffnung bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen, doch als Kaya zur Tür hereinkam, verschwand dieses ganz schnell wieder.
Es war Kayas Wohnung. Sie hat mir in den Ferien doch noch erzählt dass sie das Wohnzimmer unbedingt umgestalten wollte... Schade. Ein Tyler wäre mir grade sicher lieber gewesen.
„Na, gut geschlafen?", sie grinste mich an und ich nickte kurz. Ich brauchte eine Weile, um mich an die Details des letzten Abends zu erinnern.
Erst war da Ashley, dann auf einmal Tyler und während wir redeten, und ich ihn eigentlich abservieren wollte, kamen Hayley und Liam und ruinierten den Moment. Dann bin ich auf Toilette gerannt und Tyler ist mir gefolgt, daraufhin sind Dinge geschehen und wir sind wieder auf die Party. Tyler bekam einen Anruf und stürmte davon, als würde sein Leben davon abhängen und von dem Moment an verbrachte ich den Abend damit, mich mit meinen Freunden zu betrinken.
Mit Liam oder Hayley hatte sich seit gestern nicht mehr geredet. Vielleicht sollte ich ihnen dankbar sein. Ohne ihren unlustigen Witz, wäre ich niemals auf Toilette verschwunden und hätte niemals mit Tyler allein geredet. Ich glaubte ihm mit dem, was er sagte. Eine Beziehung würde nicht in unser Leben passen, und trotzdem wollte ich sie so sehr. Es fühlte sich gut an, als er mir sagte dass ich ihm etwas bedeute, dafür aber umso bescheuerter dass er sich von mir fern halten will, damit er sich nicht verliebt. Ach, keine Ahnung.
„Hallooo? Ich rede mit dir!", sagte Kaya nun etwas lauter. Ich zuckte zusammen und sah dann zu ihr hoch.
„Sorry, ich war in Gedanken.", murmelte ich nur verpennt und sie nickte kurz. Dann musterte sie mich einen moment lang und schmunzelte.„Ich hab dir Kaffee gemacht. Kannst du dir in der Küche abholen."
Ich nickte langsam. Kaya verschwand wieder aus meinem Sichtfeld und ich suchte panisch mein Handy, um zu sehen ob Tyler geschrieben hat. Als ich es fand, sah ich jedoch keine Nachricht. Ich seufzte. Es war jetzt fast 14.00, er schlief bestimmt noch.Ich schrieb ihm, ohne daran zu denken ob ich anhänglich wirkte oder nicht. Was ich definitiv war.
April: Hey du. Alles gut? Bist gestern so schnell abgehauen nach dem Anruf.
Daraufhin legte ich mein Handy weg und erhob mich langsam von Kayas Sofa, welches sie zu einem Paradies aus Kissen und viel zu vielen Decken für mich hergerichtet hatte.
Während wir ein bisschen miteinander quatschten, trank ich meinen lauwarmen Kaffee und hoffte, dass das Koffein gegen meine Kopfschmerzen ankämpfen würde. Zwar stirbt die Hoffnung zuletzt, doch meine Kopfschmerzen wurden dennoch nicht besser. Daher nahm ich wenig später 'ne Ibu und half Kaya noch ein bisschen mit dem Aufräumen, bevor sie mich schließlich Zuhause absetzte.
Wie gewöhnlich warf ich mich auf mein großes Bett und atmete erstmal durch, wobei ich wie so oft die weiße, öde Decke anstarrte. Ich brauchte einige Sekunden zum ankommen, bis mir einfiel dass ich meine Hausarbeit noch ausbessern sollte.
Mir blieb also nicht viel Zeit im Bett, da ich ziemlich schnell wieder aufstand um mich an meinen Tisch zu setzen. Das grelle Tischlämpchen blendete mir ins Gesicht, während ich Wort für Wort erneut überlas. Es war eine ätzende Arbeit und war fürchterlich langweilig.
Grade als ich eine halbe Stunde lang damit beschäftigt war, klingelte mein Handy. Ich blickte aufs Display und sah das Bild von Hayley, mit welchem ich sie eingespeichert hatte. Es war ein Bild von ihr in weißem Minirock und einem knallpinken Oberteil, welcher mehr zeigte als es versteckte.
Ich wollte nicht wirken wie eine Zicke die alles persönlich nahm und Streit suchte, also versuchte ich nicht zu lange zu zögern und nahm an. „Hey.", sprach ich kurz und knapp.
„Apriiiil, heyy!"
Ihre hohe Stimme sprach in einem überfreundlichen Ton durch den Hörer und ich könnte schwören, dass ich Reue in ihrer Tonlage höre. Dennoch musste ich lächeln. Ihre Stimme klang einfach immer so fröhlich und nett.
Für eine Weile schwieg ich und es herrschte Stille, bis sie wieder das Wort ergriff.
„Hör zu, das mit gestern tut mir leid, okay? Wir dachten es wäre lustig, immerhin war's eine Poolparty. Ich wusste nicht, dass du so reagieren würdest."
Ich nickte kurz, obwohl ich wusste dass sie es durch ihr Handy nicht sehen konnte. Mir blieb doch sowieso nichts über als ihr zu verzeihen, oder? Hayley war meine beste Freundin und ich hasste es, wenn irgendwas zwischen uns war.
„Du hast es ja nicht böse gemeint...", sprach ich leise durch den Lautsprecher meines Handys.
„Natürlich nicht April. Du weißt doch, dass ich dich liebe! Es tut mir wirklich leid. Als Entschuldigung geb' ich dir ein Sushi All-you-can-eat aus."
Bei diesem Vorschlag begann ich zu lächeln und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Meine Liebe zu Sushi war unbeschreiblich und sie wusste das ganz genau.
„Gut, abgemacht.", stimmte ich also schmunzelnd zu.
„Also bist du nicht mehr sauer auf mich?", ihre Stimme wurde leiser als sie das fragte.
„Nein, bin ich nicht. Alles gut."
Ich hörte sie erleichtert ausatmen und grade wollte ich es auch tun, da blinkte eine Nachricht auf meinem Handy auf. Tyler.
Hastig setzte ich mich auf und versuchte sie zu lesen, doch da war das Pop-up schon wieder verschwunden.
„Du, Hayley ich muss auflegen. Wir sehen uns ja?"
Noch bevor Halyey sich von mir verabschieden konnte, legte ich auf und öffnete Instagram, um die Nachricht zu lesen. Ich freute mich unheimlich darüber, doch als ich die Nachricht las verschwand die Freude schneller als sie gekommen war. Ich schluckte.
Tyler: Ja, musste was machen
Etwas machen? Und wieso war er so trocken, nachdem er gestern noch so süß war und mir sagte, wie sehr er mich mochte? Das ergab für mich einfach keinen Sinn.
April: Verstehe. Ich muss dich was fragen.
Tyler: Schieß los
Seine Antwort kam erstaunlich schnell. Vielleicht war also doch nichts und ich machte mir unnötig Sorgen?
April: Das was du gestern gesagt hast. Meintest du das ernst?
Als wäre ich besessen saß ich vor meinem Handy und starrte auf die drei Punkte die ich auf dem Bildschirm sah, als Zeichen dafür dass er schrieb.
Tyler: Was hab ich gesagt?
Wow. Sein ernst?
April: Dass ich schön, liebevoll bin und du mir nicht widerstehen kannst?
Tyler: Achso. Ja, man sagt manchmal Dinge wenn man betrunken is
April: Bitte was??
Tyler: Du weißt doch wie das ist, oder nicht? Passiert manchmal
Sein scheiß ernst?
Ich hätte am liebsten mein Handy gegen die Wand geworfen und wäre in Tränen ausgebrochen, doch aus der Phase war ich raus. Ich war erwachsen, kein Teenager.

DU LIEST GERADE
web of lies
Teen FictionEr ist charmant, attraktiv und scheint alles zu sein, was April sich jemals wünschen konnte. Doch der Schein trügt.