Severus Snape (Snape x Schülerin)

Nachsitzen

Als mein Wecker wenige Stunden später klingelt, fühle ich mich als würde ein Troll auf mir sitzen. Ich presse die Augen zusammen, während ich versuche zu verdrängen wie die anderen Mädels aus meinem Schlafraum aufstehen und sich fertig machen. 

Warum nur fällt es mir so schwer zu schlafen? Es bräuchte doch nur eine erholsame Nacht und mein Leben wäre so viel leichter. Nur unter Mühen schaffe ich es meine Decke zurück zu schlagen und mich zu erheben. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzt und mein Kopf will kotzen bei dem Gedanken an letzte Nacht. Wie kann ich nur so dumm sein? Was habe ich mir dabei gedacht? 

Eine leichtsinnige Aktion und mein blütenweißes Hemd ist beschmutzt. Was wenn meine Eltern davon hören? Die würden mir den Marsch blasen

"Du siehst aber scheiße aus," meint Nancy als sie im Waschraum neben mir steht. "Na danke," murmel ich mit bröckliger Stimme. Doch bei dem Blick in den Spiegel muss ich ihr zustimmen, aber es ist mir egal. Ich habe keinen Nerv, die Beweise der letzten Nacht zu kaschieren, die meine Augen zeichnen. Sollen doch alle reden, wäre ja nicht so, dass sie es eh schon täten.

Vernebelt und auf dumpfen Sohlen folge ich den anderen in die Große Halle. Ich klemme meine Beine zwischen Bank und Tisch ein und versuche, dem Geschnatter meiner Freundinnen zu folgen. Es beruhigt mich auch wenn ich den einzelnen Worten nicht folgen kann. Als würde ein Schwarm Vögel zwitschern, weben sie meine Gedanken in ihren Gesang mit ein und tragen sie hinfort. 

Die vergangene Nacht spiegelt sich in meiner Tasse und ich wünschte ich könnte den ganzen Morgen hier sitzen und in Ruhe meinen Kaffee trinken, den Scharm darin ertränken. Vielleicht täusche ich mich, doch ich spüre Snapes Blick während des gesamten Frühstücks auf mir, auch wenn ich mich nicht traue nachzusehen. Dieses dreckige Gefühl hat sich in meinem Herzen ausgebreitet und macht es unmöglich, ihm noch einmal in die Augen zu blicken.

"Hey, Mann Liz, willst du heute nichts essen?" Nancy stößt mir unsanft in die Rippen. 

"Was ist denn los?" springt Feodora ihr mit ihrer einfühlsamen Ader zur Seite.

"Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen," gebe ich zu meinem Kaffee gewandt zu. 

"Ja und?" Nancy gestikuliert mit ihrer Zimtschnecke herum, als wäre mein Verhalten völlig unverständlich.

"Ich bin etwas spazieren gegangen im Schloss."

Feodora reist schockiert die Augen auf.

"Und Snape hat mich erwischt."

Für einen Moment wird es ruhig an unserem Tisch, alle scheinen abzuwarten was ich zu berichten habe.

"Ich fange nachher mit Nachsitzen bei ihm an."

"Gott, du bist ja verrückt!" ruft Nancy aus.

Prustendes Einverständnis, einige klopfen mir auf die Schulter für den Mut den ich unfreiwillig bewiesen habe. Es kommt mir vor wie eine Lüge, dass man sich nach einer Aussprache besser fühlen solle. Ich fühle mich kein Stück besser.

Der ganze Tag zieht an mir vorbei wie ein Fiebertraum. Mein Magen rebelliert alleine bei dem Gedanken an Essen und als ich nachmittags meinen Weg zu den Zaubertrankräumen antrete bin ich dankbar, dass nichts in meinem Magen ist, dass ich nun wiedersehen könnte.

Die Tür steht bereits offen, doch ich klopfe trotzdem an als ich eintrete. Professor Snape ist bereits an der Arbeit und fährt ruckartig herum. Ich kann mit meinen Augen nicht schnell genug ausweichen und so trifft mein Blick direkt auf seinen. Für diesen Augenblick traue ich mich nicht weiter zu gehen aus Angst, dass meine Füße mich nicht mehr tragen. 

"Miss Shadow, treten Sie ein. Ich benötige ihre Hilfe bei der Zubereitung einiger Tränke für den Bestand."

Für meine Strafarbeit hat er einen der kleineren Zaubertrankräume ausgewählt, lediglich ein runder Tisch mit sechs Arbeitsplätzen steht mitten im Raum. Der Tisch ist überfüllt mit Zutaten jeglicher Art, einige Kessel stehen dazwischen und warten nur darauf gefüllt zu werden. Auf schwachen Beinen trete ich näher. Mit einem Wink seiner Hand, fällt die schwere Tür krachend hinter mir ins Schloss. Ein Gedanke blitzt in meinem Kopf auf: Gefangen.