Das Date

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Als ich wenige Stunden später vor Professor Snapes Büro stehe bin ich frisch geduscht und habe meine Haare von Phoebe zu einem Fischgrätenzopf flechten lassen. Voller Erwartung klopfe ich an die Tür.

"Professor?"

"Ja," ertönt seine Stimme.

Ich greife nach dem Türgriff und da steht er in seinem kleinen Büro. Über Weste und Hemd trägt er seinen Mantel, er passt perfekt in dieses dunkle fensterlose Büro. Der Kamin brennt ebenso wie einige Kerzen, die über den Raum verteilt sind. Es ist voll sein Büro, überall liegen Bücher herum und während er um seinen Schreibtisch geht und in seinem imposanten Stuhl platz nimmt. Setze ich mich ihm gegenüber.

"Ich habe mir überlegt, dass wir mit einer Inventur beginnen. Hier eine Liste sämtlicher Tränke, Sie zählen und tragen die Anzahl ein."

Ich nehme ihm die zwei Pergamentblätter ab und begutachte seine Handschrift. Sie ist sauber und altmodisch, genau wie er. Ich schiebe den Stuhl zurück und begebe mich in den angrenzenden Raum, in dem er sämtliche Tränke aufbewahrt. 

Während ich mit zählen beginne, wendet er sich wieder den Unterlagen auf seinem Tisch zu. Nach jedem Trank auf der Liste kann ich es mir nicht verkneifen zu ihm herüber zu sehen. Die Art wie er lässig ein Bein über das andere geschlagen hat und mit einer Hand seine Schriften studiert, lässt mein Herz einen Schlag aussetzten. Ab und zu treffen sich unsere Blicke und ich erwische ihn dabei, wie auch er mich beobachtet, doch keiner von uns sagt etwas dazu. 

Es dauert länger als erwartet die Liste zu vervollständigen. Die Möglichkeit in seiner Nähe zu sein, ist es mir wert und ich genieße jede Minute davon. Vielleicht bilde ich es mir auch ein, ab und zu seinen Blick wie ein warmes Kribbeln auf mir zu spüren.

"Ich bin fertig," unterbreche ich ihn beim Lesen und halte ihm die Liste hin.

"Setzen Sie sich noch kurz." Ich tue wie er mir geheißen hat und beobachte ihn, wie er meine Liste durchgeht. 

"Sehr gut haben Sie das gemacht." Er sieht mich von der anderen Seite des Tisches aus an und ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Es ist ja kein wahres Hexenwerk ein paar Flaschen zu zählen. 

Also schweige ich bis er sagt: "Da waren Sie produktiver als ich, ich kann mich nicht konzentrieren, wenn sie da sind."

Soll ich mich jetzt entschuldigen? Die Art wie er diesen Satz beton, lässt mich zögern.

Er blickt mich unverholen an. 

"Sie sehen gut aus heute Nachmittag."

Mir steigt die Hitze in die Wangen und ich flüstere nur ein "Danke", als ich ihm in die Augen blicke und ihm sagen will, dass er der heißeste Mann dieser Welt ist.

Auch ihm scheint bewusst zu werden, wie unangebracht es ist, das Aussehen seiner Schülerin zu bewerten und so ist er sofort wieder in seinem Snape Modus und schnauzt mich an:

"Sie können jetzt gehen."

Ich verlasse den Raum und ziehe die Tür hinter mir zu, doch das Grinsen auf meinem Gesicht kann ich nicht verbergen.

Als ich den Gemeinschaftsraum betrete, kommt mir ein wohliger Duft entgegen. Einige Schüler haben einen großen Kessel mit Punsch gefüllt. 

"Hey Liz, na wie war das erste Mal assistieren?" kommt Nancy direkt auf mich zu.

"Naja, hab Tränke gezählt."

"Uh, wie spannend." Machen sich einige darüber lustig.

"Hier, probier mal etwas Punsch." 

Theodor tritt an uns heran und streckt mir einen Becher mit einer wohlig dampfenden Flüssigkeit entgegen.

Nancy zwinkert mir zu und dreht sich sofort weg. Okay, das ist eigenartig.

"Also war es nicht so schlimm, weswegen du vorhin zum Direktor musstest?"

Ich schüttel den Kopf: "Ne, zum Glück nicht. Hatte mit was ganz anderem gerechnet. Aber so ist gut, ich arbeite gerne mit Tränken."

Theodor guckt in seine eigene Punschtasse. 

"Ja, ähm, ich dachte so, also vielleicht hast du ja mal Lust mit mir aus zu gehen."

Ich höre für einen Moment auf in meine Tasse zu pusten und gucke ihn an. Hinter seiner Schulter erblicke ich Nancy, die mir begeisterte Handzeichen zuwirft. 

"Ähm, ja klar." erwidere ich stark verwirrt. 

"Ja, okay, cool." stammelt er mir entgegen und dreht sich um. Wenn ich mich nicht ganz versehe, klatscht er mit einigen seiner Kumpels ab.

Mir ist nicht ganz bewusst, was ich da gerade zugestimmt habe bis er mich zwei Tage später mit einem Picknickkorb überrascht.

Ich kam gerade aus der Bibliothek, da stand er auf einmal neben mir.

"Elisabeth, hey, Phoebe meinte, dass du hier bist. Hast du Lust auf ein kleines Picknick jetzt?"

"Klar," ich lief ihm hinterher. Im Innenhof ließen wir uns an einem Tisch nieder. Es war kalt und der Novemberwind fauchte gehörich um das Schloss, doch wir hatten eine Wind geschützte Ecke gefunden, ganz zu schweigen davon, dass er sich richtig Gedanken gemacht hatte. Mit Decken und heißem Tee, war es eigentlich ganz schön. Wenn da nicht dieses eigenartige Gefühl in mir wäre, mein Kopf denkt so logisch. Alles nehme ich so klar wahr. Wie aufgeregt er ist und welche Mühe er sich gemacht hat.

Es kommt mir eigenartig vor, als er sich neben mich auf die Bank schiebt. Wir sitzen so dicht bei einander, dass ich sein Deo riechen kann. Er wirft eine Decke über unsere Schultern und sie berühren sich. 

"Ein paar Kardamomkekse?" Er reicht mir eine Dose. 

"Keine Sorge, meine Mama hat sie mir geschickt, mich sollte man von sämtlichen Töpfen und Kesseln fern halten." Er lachte laut auf und auch ich musste grinsen.

"Vielleicht kannst du mir ja mal Nachhilfe geben."

"Klar," murmel ich zwischen zwei Keksen. Seit Beginn des Schuljahres besuchte er unseren Zaubertränkekurs mit, weil das die einzige Alternative zu einer kompletten Zurückstufung gewesen war und ich bin auch ziemlich sicher, dass er als Vertrauensschüler da eine Extrachance bekommen hat.

"Das ist schon witzig oder? Dass wir zwei jetzt hier sitzen. Eine ein absolutes Zaubertränketalent und einer ne absolute Niete."

"Wie meinst du?"

"Naja, man sagt doch immer Gegensetze ziehen sich an." Er wendet sich mir zu und greift nach meiner Hand. 

Bevor ich mich versehen kann, drückt er mir seine kalten feuchten Lippen auf den Mund. Und nach einer kurzen Schrecksekunde, erwidere ich den Kuss vorsichtig. Es fühlt sich eigenartig an, nicht schlecht nur irgendwie falsch. Aber der Kuss ist so unschuldig so vorsichtig, dass es mehr wie ein Streicheln ist.

Theodor strahlt mich mit roten Wangen an und ich lächel zurück. Bis es mir auf den Lippen gefriert, als ich einen dunklen Mantel hinter einem Gang verschwinden sehe. 

Aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.

Severus Snape (Snape x Schülerin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt