Ohne Blicke

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Meine Träume in dieser Nacht waren wild und durcheinander und mehr als einmal bin ich aufgewacht und konnte danach nicht wieder einschlafen. Es war Snapes Schlaftrank, der urteilend von meinem Nachttisch auf mich starrte, der mir dann doch etwas Frieden schenken sollte.

"Du siehst ja gar nicht gut aus, meine Süße," begrüßte mich Theodor beim Frühstück und legte mir einen Arm um meine Schulter, nachdem er mir einen Kuss auf die Wange drückte.

"Ich kann dich verstehen, ich konnte vor Aufregung auch lange nicht einschlafen," flüsterte er mir ins Ohr, sodass ich einen Luftzug an eben diesem spüren konnte, was mir einen kalten Schauer über den gesamten Körper schickte.

Es war mir unangenehm, so neben ihm zu sitzen, vor all unseren Freunden, in aller Öffentlichkeit. Und jedes Mal, wenn ich einen Blick auf den Lehrertisch warf, tat es in meinem Herzen weh, dass er nicht zu mir blickte.

"Also seid ihr jetzt richtig ein Paar?" fragte Nancy mit strahlenden Augen. 

"Yes, Baby!" rief Theodor aus.

Nancy shippt uns sofort und beginnt bereits Doppeldates mit ihrem Muggelfreund zu planen.

So kommt es auch, dass sie in Zaubertränke freiwillig mit Theodor tauscht, damit wir Partner sein können.

Als Snape den Raum betritt und uns neben einander sitzen sieh, kommentiert er: "Mr. Klint, Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich ihr erbärmliches Versagen, neben Mrs. Shadows Künsten nicht bemerke. Halten Sie mich für so naiv?"

Innerlich bete ich das Theodor die Klappe hält, doch er kann es nicht sein lassen.

"Ich hoffe doch sehr, dass etwas von ihrer Brillianz auf mich abfärbt." Sagt er und küsst mich auf die Wange, vor der gesamten Klasse, vor Professor Snape. Der Moment ist so schnell vorbei, doch der Ausdruck des puren Hasses auf Professor Snapes Gesicht bleibt die gesamte Stunde.

Und ist auch für alle spürbar. Insgesamt werden wahllos über 30 Hauspunkte von verschiedenen Häusern abgezogen und als die Stunde endlich vorbei ist, atmet das gesamte Kollektiv auf. Kaum haben wir das Klassenzimmer verlassen, zieht Theodor mich zur Seite. 

"Kommst du nachher zum Quidditch-Training? Zugucken wie dein Freund alle Quaffel hält?"

"Dafür hat sie leider keine Zeit." taucht plötzlich Snapes tiefe Stimme hinter uns auf.

"Sie wird mir nachher beim Brauen einiger Tränke helfen. In ihrer Position als meine Assistentin bleibt da keine Zeit für lächerliches durch die Gegend gefliege."

Ein wenig bin ich ihm dankbar, denn ich könnte mir wirklich schöneres vorstellen, als im November zwei Stunden einem Quidditch Training zuzusehen.

"17:00 Uhr" sagt er zu mir gewandt, jedoch ohne mir in die Augen zu sehen und rauscht dann an uns vorbei.

"Sorry," murmel ich Theodor zu als ich sein enttäuschtes Gesicht sehe.

Als ich am Abend durch den Kellerflur laufe ist dieser leer. Ich klopfe an Snapes Büro doch dort ist er nicht. Im Klassenraum für Zaubertränke habe ich dann endlich Glück.

Snape sitzt an seinem Pult einen brodelnden Kessel vor sich.

Als ich den Raum betrete blickt er auf und durch mich hindurch als wäre ich einer der Schlossgeister. Er nennt mir dieses Mal nur zwei Tränke, die ich vorbereiten soll. Er bewegt sich nicht von seinem Platz auch sieht er kaum auf, als ich beginne die Zutaten zusammen zu suchen.

Ich traue mich nicht zu fragen, was in seinem Kessel ist, aber es scheint wichtig zu sein. Er lässt den Trank keine Minute aus den Augen und behütet ihn wie einen Schatz.

Irgendwie komme ich mir dreckig vor. Die gesamte Zeit, geht mir die vergangene Unterrichtsstunde durch den Kopf. Ich schäme mich dafür dass er mich mit Theodor gesehen hat.

Wann habe ich eigentlich dem zugestimmt, dass wir ein Paar sind?

Wahrscheinlich als ich ihn nicht davon abgehalten habe mich zu küssen, spätestens da hätte ich ihm sagen sollen dass ich nichts von ihm will. Oder am besten wäre ich gar nicht erst auf das Date gegangen. Aber jetzt ist es zu spät. Jetzt muss ich ihm das Herz brechen. Oder auch nicht, ich meine ich mag ihn ja, er ist cool und nett und er sieht auch nicht schlecht aus. Vielleicht fühlt es sich ja so an in einer Partnerschaft zu sein. Ich meine, dass ich ein bisschen auf Snape stehe, dass ist ja Schwachsinn, das würde nie funktionieren. 

Erst einmal müsste er auf ein Mädchen stehen, auf seine Schülerin, die zwanzig Jahre jünger ist. Und dann könnten wir nie etwas machen. Es wäre verboten, gesetzlich, er würde gefeuert werden, ich von der Schule fliegen. Und was würden wir dann machen?! Wir könnten nie eine Familie gründen, weil er zu alt und ich zu jung bin. Aber das ist ja eh alles egal, weil es ja Schwachsinn ist, ich bin ihm sicher egal, so egal wie jeder andere Schüler auch. 

Allerdings bin ich hier und das war kein anderer. Aber wir haben in der letzten Stunde auch kein einziges Wort gewechselt.

Es ist anstrengend, meinem Kopf zuzuhören, meine Gedanken nicht aussprechen zu können.

"Miss Shadow?"

Ich blicke auf, seine Stimme klingt wie aus einem Schlaf erweckt und so klinge ich auch als ich antworte:

"Ja?"

"Kommen Sie her."

Auf leisen Schritten trete ich an sein Pult heran. 

"Wonach riecht dieser Trank?"

Für einen Moment bin ich perplex, was für eine eigenwillige Frage.

Aber ich trete noch näher an ihn heran, um den Duft war zu nehmen. 

"Er riecht nach Wald, nach einem Mischwald ein paar Stunden nach dem Regen. Er riecht wie die Wälder in denen ich als Kind immer gespielt habe." 

Ich blicke verunsichert auf ihn herab, nachdem ich schon wieder zu viel preisgegeben habe. Snape fährt sich mit der Hand durch das lange schwarze Haar. 

Dann sieht er das erste Mal seit einer Ewigkeit in meine Augen, doch seine Augen sehen glasig aus während sein Mund sich ein trauriges Lächeln abzwingt. 

"Das klingt schön"

Ich warte noch einen Moment, ob er noch etwas will, bevor ich zu meinen eigenen Tränken zurück kehre.

An Snapes Verhalten hat meine Erklärung nichts geändert, er führt weiter fort in den Trank zu starren und ab und zu umzurühren.

Mittlerweile weiß ich wie man die Tränke abfüllt und verkorkt und als ich mit allem fertig bin, trete ich erneut an Snapes Pult.

"Was riechen Sie?"

Er blickt nicht auf und lässt sich lange Zeit bevor er antwortet. "Es ist ein frischer Duft, etwas lieblich, blumig, zart. Ich habe noch nie etwas derartiges gerochen."

"Amortentia, oder?"

Professor Snape nickt und er wirkt so fertig, wie er auf seinem Stuhl sitzt. 

"Wofür braucht eine Schule einen Liebestrank?" ich kann mir die Frage nicht verkneifen.

"Das ist eine berechtigte Frage," ist alles was der Professor dazu sagt.

"Ich würde dann jetzt zum Abendessen gehen." Er nickt.

"Kommen Sie mit?"

Er blickt wieder durch mich hindurch. "Nein."

Und damit lasse ich ihn zurück.


Severus Snape (Snape x Schülerin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt