Der verbotene Wald

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Der November nährt sich bereits dem Ende, die Welt außerhalt des Schlosses ist düster und trist, während das Schloss heimischer und gemütlicher wirkt als zu jeder anderen Jahreszeit. Theodor ist immer noch überglücklich und weicht mir nur selten von der Seite. Einerseits genieße ich die Zeit mit ihm, er ist lustig und macht sich über nichts Sorgen, andererseits vermisse ich meine Ruhe und jedes Mal, wenn er mich küsst oder mich berührt fühlt es sich unangenehm und falsch an. Ich konzentriere mich in diesen Momenten extrem, ihn nicht einfach von mir zu stoßen. Er hat das nicht verdient, er macht alles richtig, ich bin so undankbar. 

Und verliebt in meinen Hauslehrer. 

Den ich seit Tagen nicht mehr gesehen habe. 

Meine Tage sind voll von Unterrichtsstunden, lernen und Gesprächen im Gemeinschaftsraum, denen ich meist nicht folgen kann.

Als ich an diesem Abend in mein Bett schlüpfen will, fällt mir ein einzelner Lavendelhalm auf meinem Kopfkissen auf. Erst denke ich er stammt aus meinem Strauß, den ich damals gesammelt hatte und der jetzt an meinem Kopfende über meinem Bett hängt, doch dieser Zweig ist frisch. 

Einige Zeit grübel ich über ihn hinweg, mit dem Ergebnis, dass ihn nur einer dorthin gezaubert haben kann. Hellwach warte ich unter meiner Bettdecke bis alle Mädchen aus meinem Schlafsaal in einen ruhigen Atem übergegangen sind, dann schlüpfe ich angezogen aus dem Bett. Schnappe mir meine Winterboots, meinen Schal und Mantel und schleiche mich aus dem Gemeinschaftsraum. 

Die Gänge wirken heller und beschützter als bei meinem letzten Nachtausflug. Ich komme an Professor Snapes Büro vorbei, doch die Tür ist abgeschlossen, ebenso wie die zu jedem der Klassenzimmer. Kurz halte ich inne. Bin ich jetzt völlig bekloppt, dass ich denke ein einfacher Lavendelhalm enthält eine geheime Botschaft?! 

Kurz bevor ich mich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum mache, kommt mir noch eine Idee. Und so mache ich mich auf den Weg zu den Mädchentoiletten und zu dem Fenster aus dem ich das letzte Mal gestiegen bin. Dorthin wo Professor Sprout den Lavendel anpflanzt. Und zu meinem Überraschen lässt sich auch dieses Mal das Fenster öffnen und ich klettere wortwörtlich an die Erdoberfläche. Es ist deutlich kälter, aber zum Glück regnet es diese Halbmondnacht nicht. Wenige Schritte später stehe ich alleine vor dem Lavendelbusch und zweifel nicht zum ersten Mal in dieser Woche ernsthaft an meinem Verstand. Als ob mir ein Lehrer eine Einladung zum Regelbrechen schicken würde.

Ganz zu schweigen, dass ich keinen Hinweis darauf habe, dass er überhaupt von ihm ist. 

Aber auch ohne ihn ist die Nacht wunderschön und die Luft riecht so erfrischend nach Spätherbst. Nach drohendem Winter, nach der Ruhe vor dem Sturm. 

Ich laufe etwas weiter durch die Gärten und beobachte den Himmel. Dicke Wolken wechseln sich mit klaren Flecken ab in denen die Sterne nur umso heller leuchten. Als ich die Gärten verlasse und auf die Ländereien von Hogwarts blicken will, fällt mir eine große breitschultrige Person auf, die einige hundert Meter von mir entfernt steht und ihren Blick auf den verbotenen Wald gerichtet hat. Diesen Mann würde ich zu jeder Tages und Nachtzeit erkennen. Ich laufe auf ihn zu und kurz bevor ich bei ihm ankomme spricht er, ohne sich umzudrehen: 

"Ich habe Sie bereits erwartet."

Ich trete neben ihn und blicke in die Richtung in der auch er sieht, ohne mir sicher zu sein, was genau er beobachtet.

"Es war nicht einfach Sie zu finden. Ganz zu schweigen davon, dass ich sehr auf der Hut vor der Nachtaufsicht sein musste." erwidere ich.

"Nur gut, dass Sie darin bereits Übung haben," kontert er und blick mich dreist von der Seite an.

"Bis jetzt war ich ja nicht so gut darin." 

Er schnaupt ein wenig und in dem halbdunklen Mondlicht ähnelt er noch mehr einem Vampir als zur Unterrichtszeiten.

Severus Snape (Snape x Schülerin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt