4 - Discord

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So Zucker diese Story bisher war, dieses mal geht's ein bisschen ernster weiter... Ich weiß, Küsse und Discord? Passt nicht so ganz, aber lasst euch überraschen ;)

***

Sie hatten nur eine Runde zusammen gespielt. Eigentlich, damit Mexi auf andere Gedanken kommen konnte. Eine Ablenkung.

Aber irgendetwas stimmte mit Rezo nicht, das merkte Mexi schnell. Er war ungewöhnlich ruhig, seltsam platt in seinen Aussagen. Wenig enthusiastisch, dafür unkonzentriert. Kurz: Nicht er selbst.

"Was ist denn los?", fragte Mexi vorsichtig, während sie noch in der Lobby auf den Start des nächsten Spiels warteten.

"Das willst du gar nicht wissen."

Da war der Ausweg für Mexi – er könnte nicken und sich aus der Sache heraus halten, oder...

Oder er könnte ein Freund sein, der auch zuhören und trösten konnte, wenn er gebraucht wurde.

"Doch, eigentlich schon." Mexi cancelte das Matchmaking. Pech für Rezo, wenn er Mexi die Party erstellen ließ. "Komm. Ich hab Zeit."

Rezo fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht. "Nein, Mexi, wirklich. Ich weiß doch, welche Scheiße bei dir grad abgeht. Da will ich dich wirklich nicht mit dem hier belasten."

Wortlos kickte ihn Mexi aus der Party.

In der Kamera sah Mexi, wie sich Rezo mit einem kapitulierenden Seufzen zurücklehnte. Das Bild wackelte, ganz leicht, wie immer, wenn Rezo mit dem Knie wippte.

Wäre Mexi bei ihm, würde er die Hand auf sein Knie legen. Wäre Mexi bei ihm, würde er sich neben ihn setzen, auf ein Sofa, und sein Knie auf Rezos Oberschenkel legen, seinen Fuß unter seinem eigenen Bein hindurch unter Rezos schieben. Wäre Mexi bei ihm, würde er auch noch ganz andere Sachen machen. Ihn in den Arm nehmen, zum Beispiel. Er schien es dringend zu brauchen.

"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll", begann Rezo, zögerte kurz, blickte an die Decke – und dann brach es aus ihm heraus, erst nach und nach und dann alles auf einmal. Alles, was während seinem aus dem vollen Kalender geschnitzten Urlaub schon passiert war und jetzt einen Rattenschwanz hinter sich herzog. Die Geschichte mit More, der Stress in der Arbeit. Anstrengende Recherche. Ein Kundenauftrag, der nicht so lief, wie er sollte. Dazu das ganze private Zeug.

Mexi hörte zu. Einen Teil davon wusste er – den Teil, den er mitbekommen hatte, während sie auf Madeira gewesen waren. Aber bei weitem nicht alles davon.

Danach starrte er einfach nur, genau wie Rezo, mit leeren Augen auf seinen Monitor.

"2023 meint's wirklich nicht gut mit uns, hm", konstatierte Mexi nach einer kurzen Stille. Senkte den Kopf. Mehr konnte er nicht dazu sagen. Es würde nichts ändern.

"Nein", sagte Rezo nur mit einem bitteren Lachen.

"Ich wünschte, ich könnte was tun", murmelte Mexi.

Rezo schüttelte nur milde lächelnd den Kopf. "Ich kann's nicht ändern. Du kannst es nicht ändern. Es wird noch ne Weile Scheiße sein, aber es wird vorbei gehen."

Das hatte er bereits gesagt. Mexi nickte. So viel lag ihm auf der Zunge, das unangebracht wäre, wenn er es aussprechen würde. Aber eins konnte er sagen: "Trotzdem wär ich jetzt gern bei dir."

"Und dann?" Rezo zuckte mit den Schultern. Er wirkte niedergeschlagen, nicht zuletzt wegen seiner eingefallenen Wangenknochen und den tiefen Augenringen. Wenn man ihn kannte, sah man ihm an, dass es ihm nicht gut ging. "Versteh mich nicht falsch, ich wär jetzt auch gern bei dir, aber... was dann?"

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