Das Geschenk an Kacchan

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Izuku:

Als ich mein Frühstück in der Toilette verlor, begannen schon bald meine Beine zu zittern und ich ergab mich dem aufkommenden Schwächeanfall. Tränen zierten meine Augen und meine Lippen waren fest aufeinandergepresst. Das Notizbuch war wohl zerstört. Ich hatte Monate gebraucht, um mir diesen Wissensstand über die Top-Helden aufzubauen und ihn niederzuschreiben. 

Wieder rann ein Schwall Wut durch meine Arme. *Wäre ich doch nur stärker!* Ich lies den Kopf wieder sinken. Niemals würde ich ein Mädchen schlagen aber ich hätte Kacchan von meinem Tisch geschupst und zumindest versucht, meine Arbeit vor ihnen in Sicherheit zu bringen. Ich wartete ab, bis es zur Pause klingelte, richtete mich auf und ging zum Waschbecken, um alle Spuren des Nervenzusammenbruchs an mir zu beseitigen.

Gedankenverloren schlenderte ich zurück zum Klassenraum. Da Herr Wan wusste, dass ich mich des Öfteren schlecht fühle aber meine Leistungen in der Schule stimmen, hinterfragte er meine diversen Toilettenaufenthalte nicht mehr. Obwohl Kacchan die Klasse heute morgen aufgewiegelt hatte und das nicht das erste Mal war, habe ich ein Geschenk für ihn in meinem Rucksack. Ok, Ok ... es ist nicht direkt von mir aber von meiner Mutter und sie bat mich darum, meinem Kindheitsfreund eine kleine Überraschung mitzubringen. 

Ich konnte es noch immer nicht übers Herz bringen, ihr zu beichten, dass ich keinen guten Stand in der Schule hatte und auch Kacchan nicht mehr der Alte war. Zumindest war er nicht mehr so, wie meine Mutter ihn noch kannte als wir im Kindesalter regelmäßige Spieltreffen hatten. Ich wollte nicht, dass meine Mutter sich um mich sorgt, ich war schließlich bereits 15 Jahre alt.

Zurück in der Klasse waren schon alle gegangen. Wir hatten nun 2 Stunden Pause, bis der Nachmittagsunterricht beginnt. Mein Rucksack stand einsam an meinem Platz und ... mein Notizbuch wurde vom Waschbecken direkt in den Müll befördert. Ich fischte das Buch heraus und schaffte es nicht, hineinzusehen. Mit Sicherheit waren alle Notizen ruiniert. Ich schritt durch die Klasse zu meinem Platz und zupfte einen kleinen Umschlag aus meiner Tasche. Ich konnte es nicht übers Herz bringen, das Geschenk für Kacchan, welches meine Mutter liebevoll besorgt und verpackt hatte, nicht an den Empfänger zu geben. 

Ich wusste, dass Kacchan in der langen Pause oftmals alleine auf dem Sportplatz ist, um ein wenig zu trainieren. Schon bald würden wir an eine neue Schule kommen und da ich weiß, dass es sein größter Traum ist, an der U.A. Oberschule angenommen zu werden, wird er auch heute dort sein. Ich stopfte das nicht mehr nasse aber aufgeweichte Notizbuch in meine Tasche, schwang diese über meine Schulter und machte mich auf den Weg durch die Korridore nach draußen in den Innenhof. 

Als ich Kaccans Gestalt erahnen konnte, rief ich seinen Namen. Kurz verspürte ich Angst als ich seinen Namen laut ausgesprochen hatte, doch ich war mir sicher, dass er sich über das Geschenk freuen würde. Wer würde sich nicht über Geschenke freuen?

Katsuki:

"Kacchan!", hörte ich eine mir zu gut bekannte Stimme rufen. In seinem Ton schwang Furcht aber auch ein wenig Freude mit. Auf ersteres war ich doch noch immer ein wenig Stolz, obwohl Deku mir seit Jahren unterwürfig ist. Als ich meine Arme senkte, die gerade noch kleine Explosionen ausstießen ... *Warum sind sie noch so klein?! Ich sollte längst viel stärker sein!* ... drehte ich mich zu Blöddeku um. 

Mein Blick fiel auf einen kleinen Umschlag, den er in der Hand hielt. "Katsuki, was will der denn hier?", hörte ich meinen Kumpel brummen, der etwas von mir entfernt saß. Neben ihm befanden sich weitere Klassenkameraden.

Deku konnte sie nicht sehen, da sich die Tribüne hinter der Hausmauer befand. Ich spürte, wie Wut in mir aufstieg. *Wollte Deku mir nicht gerade ein Geschenk zu meinem Geburtstag bringen? Warum werde ich darüber so wütend!?*. Die Blicke meiner Freunde brannten förmlich in meinem Rücken und ich konnte hören, wie sie ihre Unterhaltungen gänzlich einstellen und aufstanden, um zu mir zu kommen. 

Als Deku sie erblickte, konnte ich sehen, wie er langsamer wurde und sich sein Blick von zurückhaltend freudig zu panisch änderte. Die Hand, in welcher er den Brief hielt, lies er sinken. *Hatte er damit gerechnet, dass ich alleine hier bin?*. Mehr Zeit für ernsthafte Gedanken blieb mir nicht, da ich das Knacken von Fingern neben mir hörte und einer meiner Kumpels leise raunte: "Endlich, so können wir unsere Quirks mal an einem lebensechten Szenario trainieren." Ich hatte zu lange über Izukus Erscheinen nachgedacht, sodass ich nicht rechtzeitig reagieren konnte. Schon umhüllte Nebel mein Blickfeld und ich hörte jemanden Schreien. Nein, es war nicht irgendjemand. *Deku...*.

Izuku:

Ich konnte nichts sehen. Jemand setzte seinen Quirk ein, um den Sportplatz mit Nebel zu umhüllen. Hier und da nahm ich Bewegungen in der dichten Suppe war und spürte plötzlich einen harten Schlag gegen meinen Nacken. Ich fiel auf die Knie. "Ah..!", stöhnte ich vor Schmerz auf. Es folgte ein weiterer Tritt in meine Magengegend und ich musste husten. Fast schon keuchend und nach Luft japsend schaute ich nach oben und spürte schließlich nur noch, wie mir jemand einen harten Tritt mitten ins Gesicht verpasste. 

Eine warme Flüssigkeit rann über meine Stirn bis hin zu meinem Kinn. Alles drehte sich und die Welt wurde immer leiser. Im letzten Moment, bevor meine Augenlider zu schwer wurden, um sie geöffnet zu halten, erblickte ich rote Augen. Sie beugten sich zu mir hinunter. "Kacchan ...", wimmerte ich, so leise, dass ich nicht wusste, ob überhaupt ein Ton meine Lippen verließ. Ich spürte ein ziehendes Gefühl zwischen meinen Fingern und dann nichts mehr. Mein Kopf fiel zu Boden.

__

Ich öffnete meine Augen und schaute geradewegs auf den Sportplatz. *Huch? Was mache ich hier?*. Ein Schmerz durchjagte meinen Körper und ich erkannte Blut auf meiner Hand, welches aus meinem Gesicht gelaufen sein musste. Die Stelle über meiner Augenbraue pochte heftig und zwang mich, meine Augen zusammenzukneifen. Ich schob meine Beine unter meinen Oberkörper und drückte mich mit aller Kraft nach oben. Auf den Knien sitzend beleuchtete mein Blick meine dreckige Kleidung und die Wunden an meinen Armen. 

Ich traute mich nicht, mein Shirt zu heben aber ich wusste anhand des Schmerzes, dass sich dort ein mächtiges Hämatom breitmachen würde. *Warum war ich hierhergekommen? Was wollte -*. Ich öffnete meine Handflächen und hielt sie mir vors Gesicht - *nichts*. Danach umschweifte mein Blick das Gebiet in meiner Umgebung - *hier auch nicht*. Das Geschenk war weg.


1038 Wörter (-:

Als Start habe ich mal 2 Kapitel in die App geschmissen und hoffe, dass sie euch gefallen. Eine klare Linie ist eventuell noch nicht erkennbar aber das wird bestimmt mit der Zeit! Ich bemühe mich, schnell weiterzuschreiben und freue mich über Feedback!

You made me a villain - Villain Deku (DekuxBaku)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt