Als ob du ihr Junges wärst

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„Der Typ ist sicher gefährlich", sagte sie, „irgend so ein afghanischer Drogenhändler."

„Quatsch", behauptete ich. „Afghanen handeln hier nicht mit Drogen. Das Geschäft gehört den Nigerianern und Tschetschenen. Also, wenn er nicht aussah wie Will Smith, dann wars ein Tschetschene." Das tröstete sie nicht besonders. Daher fügte ich noch hinzu: „Und außerdem nehme ich Mehmed mit." Das beruhigte sie auch nicht.

„Ich will aber nicht alleine hier bleiben."

„Gut, dann bleibt so lange Fatma bei dir!"

„Wer ist Fatma?"

„Mehmeds Schwester."

Das schien sie zu beruhigen. Gut, sie wusste noch nicht, wer Fatma und Mehmed waren.

„Ich hol sie mal", sagte ich, schlüpfte in Jeans und Stiefel, zog ein neues Rippshirt über, dann ging ich zu Shirin rüber und läutete Sturm.

„Ey, Jana, Schwester!", rief Shirin aus, nachdem sie die Tür geöffnet hatte und drückte mich gegen ihre dicken Brüste. Puh, dachte ich, lass mich bloß am Leben!

„Shirin, leihst du mir mal Mehmed und Fatma?"

„Klar doch, willst du noch ausgehen bei diesen Wetter?"

„Ja, mal kurz um den Block mit Mehmed. Aber Fatma soll, bis ich zurückkomme, bei meiner Freundin in meiner Wohnung bleiben. Die fürchtet sich sonst zu Tode."

„Du mit deinen Problembitches immer", lachte Shirin und rief in die Wohnung nach Mehmet und Fatma. Die kamen auch schon um die Ecke. Mehmed leckte mir die Hand und Fatma stupste ihre Schnauze gegen meinen Schritt. Ja, es gibt auch lesbische Schäferhündinnen.

Fatma lief voraus, ich nahm die Leine für Mehmed und hieß ihn vor meiner Wohnungstür zu warten, mit Fatma ging ich rein und rief: „Erschrick jetzt nicht, Liz!"

Sie erschrak trotzdem, als sie Fatma sah und rutschte in dem Sessel etwas höher. Fatma wartet an der Wohnzimmertür, die Zunge hechelnd herausgestreckt und sah erst mich an, dann Liz.

„Streck deine Hand aus", sagte ich zu ihr. Sie tat es, zögerte aber ein bisschen.

„Ist das die Hand, mit der du dir es selber machst?", fragte ich. Sie wurde knallrot und schüttelte den Kopf.

„Dann die andere."

Sie tat es noch zaghafter als vorher. Ich nickte zu Fatma, die lief zu Liz, schnüffelte an ihrer Hand herum, dann legte sie sich vor ihre Füße. Und würde dortbleiben, bis ich sie wieder wegschickte.

„Du hast grade eine Freundschaft fürs Leben geschlossen, Kleine", sagte ich. „Fatma wird auf dich aufpassen, bis ich wieder da bin. Als ob du ihr Junges wärst."

Liz beugte sich zu Fatma und kraulte sie am Nacken. Die legte ihre Ohren flach, streckte ihren Nacken durch und wenn Hunde grinsen konnten, dann tat sie das jetzt. Liz lächelte.

„Ich hol jetzt deine Sachen", sagte ich. Dann leinte ich Mehmet an und ging mal kurz einen Hausbesuch machen.

Jana und Liz - Teil 1: Erste BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt