Keine Stunde später traf ich sie wieder. Und wieder in einer Schlange. Bei einem Tex-Mex-Laden gleich bei der Uni, in den ich gerne ging. Die Burritos dort schmeckten zwar nach feuchter Wellpappe, aber einige der Bowls waren ganz okay.
Sie stand direkt vor mir, zappelte da rum, als müsste sie gleich aufs Klo und streifte ständig mit den Rucksack an mich an. Ich rührte mich keinen Zentimeter. Wartet darauf, dass ihr das selbst auffiel. Was es dann auch tat.
Sie drehte sich um, murmelte eine Entschuldigung und sagte dann: „Ach, du schon wieder." Was sollte man darauf antworten?
„Ja", sagte ich, „immer bin ich hinter schönen Frauen her." Was Blöderes fiel mir nicht ein. Frau, das war sie ja nicht wirklich. Mädchen, ja. Frau, da fehlte ihr noch ein bisschen.
Die Leute hinterm Tresen ließen sich Zeit, die Wraps und Bowls zu füllen und die Leute davor, die Beilagen auszuwählen. Mir hing der Magen bei der Kniekehle. Nicht nur mir. Irgendwas knurrte verdächtig laut. Ich war es nicht.
„Ups", sagte die Kleine vor mir, drehte sich wieder um und hielt eine Hand vor ihr flaches Bäuchlein. „Hunger", sagte sie nur und grinste, „Hunger, kalt und Pipi."
Gut, so genau wollte ich es jetzt nicht wissen, aber letzteres erklärte ihr Herumgehüpfe.
„Geh aufs Klo, bevor es hier noch nass wird", sagte ich. „ich halte dir den Platz frei."
„Würdest du? Lieb von dir!"
Sprachs und zog ab. Ihr Rucksack blieb.
Kaum war sie weg, scherten zwei in der Reihe vor mir aus und ich war schon die Nächste. Verdammt, wo war die Kleine jetzt hin? Ich bestellte erstmal mein Essen. Black Beans mit Reis, Gemüse und jede Menge Guacamole mit kräftig Chili drauf. Kam sofort. Die Kleine saß noch immer auf dem Topf. Okay, was jetzt? Noch ein Chicken-Wrap. Und zwei Cola. Kam auch sofort. Ich suchte nach einem freien Tisch, fand einen, nahm sogar ihren Rucksack mit und da war sie auch schon wieder.
„Sorry hat etwas gedauert", sagte sie.
„Passt schon", erwiderte ich und schob ihr den Chicken Wrap rüber. „Ich hab dir was mitgenommen!"
Sie verzog das Gesicht. „Ich esse kein Fleisch."
„Würde dir aber nicht schaden", sagte ich, „so dünn wie du bist."
„Ich esse aber trotzdem kein Fleisch", bekräftigte sie nochmal. „Es tut mir leid. Ich hol mir auch eine Veggie-Bowl."
Die Schlange vor der Theke hatte sich mittlerweile verdoppelt. Ich schob ihr meine Bowl rüber und nahm ihren Wrap.
„Iss", sagte ich, „ist kein Fleisch drin."
Sie bedankte sich und kramte in ihrem Rucksack herum. „Ich gebe dir gleich das Geld."
„Lass stecken", entgegnete ich. „Bis du dein Geld findest, bin ich eine alte Frau."
„Na, das dauert aber sicher noch ein bisschen", sagte sie. „Wie alt bist du denn?"
„Sowas fragt man eine Dame nicht."
„Oh, bitte um Entschuldigung, Mistress!", sagte sie und ich fragte mich, ob sie wusste, was der Ausdruck „Mistress" wirklich bedeutete.
DU LIEST GERADE
Jana und Liz - Teil 1: Erste Begegnung
Literatura FemininaDie erfahrene Jana trifft auf die zehn Jahre jüngere Liz. Liz ist submissiv und sucht eine Herrin, Jana ist dominant. Aber sowohl auf Janas wie auch auf Liz' Vergangenheit liegen dunkle Schatten. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine Bezi...