Mitten im November

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Ein paar Wochen später erlaubte ich Liz, einige Sachen bei mir zu lassen. Nicht alles, sie hatte ja ein Zimmer in einer WG, nur das Notwendigste: Ein paar anständige Kleider, für die man sich nicht zu schämen brauchte, Kosmetika, etwas Spielzeug, auf das sie abfuhr.

Wir definierten Regeln und Grenzen, Dos und Don'ts und ein Safeword. Letzteres kam ihr erst gar nicht in den Sinn, aber ich bestand darauf. Als hätte ich damals schon gewusst, dass ich selbst es bald dringender brauchen würde als sie.

Einmal tauchte Dragan auf, weil er in der Nähe zu tun hatte. Wir tranken Espresso und später kam er aus dem Bad mit Lizs rosa Zahnbürste in der Hand, grinsend bis hinter die Ohren.

„Was ist, Bruderherz?", wollte ich wissen.

„Proleće?", fragte er in der Sprache unserer Mutter.

Ich nickte und lächelte. Ja, es war Frühling. Mitten im November. 

Jana und Liz - Teil 2: Die RückkehrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt