DELENA • Say it, Elena

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ELENA

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ELENA

Ich lag in meinem Bett, das Zimmer in Dunkelheit gehüllt. Draußen heulte der Wind und der Regen prasselte unermüdlich an mein Fenster. Seit Stunden versuchte ich, in mein Tagebuch zu schreiben, aber über die erste Zeile hinweg kam ich nie. Die Blockade in meinem Kopf lockerte sich einfach nicht. Der Sturm spiegelte meine zerrütteten Gefühle wider, denn seit Damon in mein Leben getreten war, hatte sich alles verändert.

Meine Entscheidung fiel auf Stefan. Es war die richtige, die vernünftige Wahl. Wieso störte es mich dann, dass Damon die Stadt verlassen hatte und seine verletzten Gefühle in Bourbon ertrank? Zuerst schob ich all das auf mein Mitgefühl, aber langsam fragte ich mich, ob ich mir das nicht einredete. Vor einigen Monaten wäre meine Wahl sofort auf Stefan gefallen, aber Damon ließ mich nicht kalt - ganz im Gegenteil.

Jeder Tag mit Damon entsprach einem neuen Abenteuer. Er forderte mich heraus, lockte mich aus meinem Schneckenhaus und liebte mich mit jeder Faser seines Körpers. Das wusste ich. Und ich hatte Angst vor dieser Entscheidung gehabt, weil ich ahnte, dass ich ihn für immer verlor, wenn ich Stefan wählte.

Mein Handy vibrierte. Ich klappte es auf und las die Nachricht. Elena, lass uns reden. Wie gebannt starrte ich auf die vier Worte. Die Mittteilung stammte von Damon.

Mein Herz schlug heftig in meiner Brust und ich wusste, dass ich nicht länger vor meinen Gefühlen davonlaufen konnte. Davonlaufen wie Damon, dessen Gefühle ich verletzte. Ich redete mir ein, dass es niemand anderen als Stefan gab, aber tief in meinem inneren ahnte ich, dass eine neuerliche Begegnung mit Damon nicht spurlos an mir vorüberging.

Ich tippte eine Antwort und schickte sie ab. Dann wartete ich. Und wartete. Und wartete.

Plötzlich klopfte es an mein Fenster. Ich zuckte zusammen, aber es war kein gefährlicher Axtmörder, der draußen wartete. Es war Damon.

Eilig öffnete ich das Fenster. Einzelne Regentropfen prasselten an meinen Arm.

Damons rabenschwarzes Haar war völlig durchnässt, ebenso seine dunkle Jeans und die Lederjacke, die er fast jeden Tag trug. Regentropfen perlten von seiner Stirn und er atmete schnell, als wäre er den ganzen Weg hierher gerannt.

,,Wolltest du nicht für immer die Stadt verlassen?", begann ich beiläufig das Gespräch, um zu verbergen, was ich wirklich fühlte. Dass sein Anblick mich in den Bann zog. Immer noch. Ein verdammter Blick genügte, um das verräterische, warme Kribbeln einzuschalten.

Damon fuhr durch sein Haar. ,,Ich musste dich sehen, Elena."

,,Weiß Stefan, dass du wieder in Mystic Falls bist?"

Damon schüttelte den Kopf. Selbstverständlich wusste sein Bruder nicht Bescheid. Das hätte Damon wahrscheinlich die Entschlossenheit geraubt, mitten in der Nacht in mein Haus zu kommen und mir das zu sagen, was ihm so schwer auf der Zunge lag. ,,Ich habe alles versucht. Alkohol, Blut, Sex. Alles. Und weißt du, was ich erkannt habe?"

Ich ahnte es, zwang mich aber dazu, den Kopf zu schütteln.

Damon redete weiter. ,,Ich bekomme dich nicht aus meinem Kopf, Elena. Die ganze Zeit kann ich nur an dich denken. Es ist wie ein hartnäckiger Fluch, mit dem man mich bestrafen will, weil ich die Freundin meines kleinen Bruders liebe."

Ich auch. Ich bekomme dich auch nicht mehr aus dem Kopf.
Die Worte hielten sich hartnäckig, aber ich sprach sie nicht laut aus. Es wäre nicht fair gegenüber Stefan.

,,Damon, ich..."

,,Du hast Stefan gewählt, ich weiß. Mein Bruder ist der Beste. Er wird dich glücklich machen, aber... Verdammt... Vielleicht bin ich egoistisch, weil ich hier bin und dich damit konfrontiere, aber ich kann nicht anders, verstehst du? Ich explodiere, wenn ich das noch länger mit mir herumtrage."

Ich schluckte schwer. ,,Was erwartest du von mir? Dass ich mein Glück mit Stefan wegwerfe, weil du wiederkommst und deine Liebe gestehst?! Du bist einfach abgehauen, Damon. Du hast dich nicht von Stefan oder mir verabschiedet. Wird es immer so sein? Ich verletze deine Gefühle und du verschwindest spurlos und ertränkst deine Sorgen in Bourbon?"
Meine Stimme zitterte, als ich weitersprach. ,,Und dann kommst du eines Tages zurück, kletterst durch mein Fenster und verlangst von mir, dass ich dir alles verzeihe und mein Leben für dich wegwerfe?"

Damon entledigte sich seiner berüchtigten Lederjacke, die den Boden meines Zimmers volltropfte. Jenna wäre ausgerastet. ,,Ja, vielleicht erwarte ich das von dir", platzte er schließlich direkt, aber sehr ehrlich mit der Wahrheit heraus. ,,Sag mir, dass du nichts für mich empfindest und ich werde dich nie wieder darauf ansprechen. Ich werde danebenstehen und schweigen, wenn du Stefan küsst. Ich werde dir auf eurer Hochzeit die Ringe in die Hand geben und euch meinen Segen wünschen."

Fassungslos starrte ich ihn an. Es war so einfach, diese Worte zu sagen. Fünf Worte: Ich empfinde nichts für dich.
Sag es.

,,Sag es, Elena!", forderte Damon erneut. Unablässig blieb sein Blick auf mich gerichtet. Seine Augen leuchteten voller Hoffnung. Wissend legte er eine Hand an meine Wange. ,,Du kannst es nicht sagen", hauchte er. ,,Weil du weißt, dass es dann wirklich vorbei ist. Während ich weg war gab es immer noch die Chance, dass ich zurückkomme und alles beim Alten ist. Du, Stefan, ich."

Es stimmte. Ich konnte es nicht sagen, weil ich Damon dann verlor. Als er verschwand war es einfach gewesen, die Schuld auf ihn zu übertragen. Ich wählte Stefan und der eifersüchtige Bruder schlug den Weg der Ablenkung ein. Jetzt verlangte Damon von mir, einen Schlussstrich zu ziehen, von dem er wusste, dass ich ihn nicht ziehen wollte. Ich sollte ihm ins Gesicht sagen, dass ich nichts für ihn empfand.

,,Gut, ich gebe es zu. Du bedeutest mir etwas. Aber das reicht einfach nicht, Damon. Es reicht nicht aus, dich zu lieben. Ich brauche Sicherheit, Morale, Stabilität."

,,Nein, du redest dir ein, dass du das brauchst. Du sehnst dich nach mehr."

Ich sehnte mich nach Liebe. Nach einer Liebe, die so hell strahlte, dass andere erblindeten. Ich sehnte mich nach jemandem, der mich verrückt machte, nach Leidenschaft, nach Realität. Jemand, der mich in schwierigen Momenten in den Arm nahm und in guten an meiner Seite stand.

Damon hatte Recht.

Ich sehnte mich nicht nach Sicherheit.
Ich sehnte mich nach etwas realem.
Meine Liebe zu Stefan war real, aber genügte das? Liebte ich ihn 'nur' oder verzehrte mich der Gedanke an ihn?

Damon forderte keine Antwort. Sanft strich sein Daumen meine Wange entlang. ,,Du musst eine Entscheidung treffen, die dir niemand abnehmen kann. Ich bitte dich nur, nicht die Entscheidung zu treffen, die dein Kopf für richtig hält. Entscheide dich dafür, was dein Herz will. Und wenn das nicht ich bin, dann werde ich eines Tages damit zurechtkommen."

Ich sah auf. Damons himmelblaue Augen musterten mich, seine Lippen waren nur Zentimeter von meinen entfernt.

Das Geräusch von Schritten auf der Treppe lenkte mich ab. Im nächsten Moment schwang die Tür auf und mein kleiner Bruder Jeremy kam unaufgefordert herein. Er nahm einen Kopfhörer aus dem Ohr und kratzte sich am Kopf. ,,Hey Elena, hast du meinen Skizzenblock gesehen?"

,,Nein, ich..."
Ich drehte mich zu Damon, aber er war verschwunden. Das geöffnete Fenster war der einzige Hinweis dafür, dass dieses Gespräch überhaupt stattfand. Jeremy fröstelte. ,,Bei dir ist es eiskalt. Willst du nicht dein Fenster schließen?"

𝘛𝘩𝘦 𝘝𝘢𝘮𝘱𝘪𝘳𝘦 𝘋𝘪𝘢𝘳𝘪𝘦𝘴 𝘖𝘯𝘦𝘴𝘩𝘰𝘵𝘴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt