03.11.1001, Mystic Falls
Gebannt starrte ich auf das Blut an meinen Händen, das langsam auf den Boden tropfte. Schwer atmend starrte ich darauf und es fühlte sich fremd an. Zurecht. Denn es gehörte nicht mir.
Wenige Minuten später sank ich auf die Knie, zog den toten Körper an mich und spürte, dass ihre Körperwärme noch vorhanden war, aber sie verging langsam, genau wie gerade eben, als das Leben langsam aus ihr gewichen war.
Zitternd strich ich ihr durch die braunen Haare und musterte ihr Gesicht, wie ich es schon so oft getan hatte. Doch ihre braunen Augen starrten mich an, ohne mich wirklich zu sehen und der Kopf kippte erschlafft zur Seite, sobald ich ihn losließ.
,,wach auf", flüsterte ich und rüttelte an ihr, doch sie bewegte sich nicht. Eigentlich sollte mich das nicht verwundern, weil ich keinen Herzschlag hörte, aber die Verzweiflung riss mich mit und ich spürte sogar eine Träne, die langsam über mein Gesicht rann.
Das schlimmste daran war einfach nur das Blut, mit dem sie verschmiert war. Es bedeckte ihren gesamten Hals, das Decoletè und das blaue Kleid, das ich so viele male an ihr gesehen hatte. Das Blut machte die Sache realer, echter.
Wenn ich mich sehen könnte, dann würde ich ein Monster sehen. Ein Monster mit schwarzen Augen, das nach Blut gierte. Ich sähe Reißzähne, wie die der Wölfe, nur das meine ständig funktionierten. Und die Gier nach Blut, die konnte ich immer noch fühlen.
Ich bin ein Monster. Das Monster, dass gerade die Liebe seines Lebens getötet hatte.
Niklaus sollte recht behalten. Die Kontrolle zu behalten, das war das schlimmste. Leider versagte ich dabei und das machte mich fertig. Genauso wie es mich fertig machte, was ich Tatia angetan hatte.
,,nein", flüsterte ich und schob sie hastig von mir. Ich stand auf und fuhr mir verzweifelt mit der Hand durch die Haare. Weitere Tränen rannen über mein Gesicht und mein Herz brach fast merkbar entzwei. Ich saugte jeden Tropfen Blut aus Tatias Körper und dennoch fühlte ich immer mehr Hunger aufkommen. Ich wollte töten, ich wollte noch viel mehr töten, aber gleichzeitig wollte ich mich dagegen wehren. Es ging nicht.
Tatia kam nicht mehr zurück, nie wieder. Und das war ganz allein meine Schuld. Sie war nicht die erste unschuldige, die meinetwegen ihr Leben ließ, aber die erste, die mir so viel bedeutete. Ihr Tod wäre nicht notwendig gewesen. Wäre sie nur Zuhause geblieben wie die meisten aus dem Dorf, dann...
Das Problem war, dass Tatia sich nie so verhielt wie die anderen. Sie hatte versucht mir zu helfen, keine Angst gezeigt obwohl sie wusste das meine Familie in blutsaugende Bestien verwandelt worden waren. Sie war so mutig gewesen sich mir in den Weg zu stellen und nun klebte ihr Blut an meinen Händen. Die Schuld grub sich tief in mein Gedächtnis und ich würde mich nie davon befreien können.
,,ich habe dich geliebt. Es tut mir leid", sagte ich in einer Stimme, die all den Schmerz ausdrückte, den ich gerade empfand. Den Schmerz, den auch Niklaus erlebte, wenn er von meiner Tat erfuhr. Bei diesem Gedanken wurde ich fast panisch. Niklaus würde mir niemals verzeihen! Er würde mich hassen, denn auch er liebte Tatia. Ich musste etwas tun. Ich musste irgendetwas tun, damit sie zurückkam. Ich musste meinen Fehler wieder rückgängig machen...
Vorsichtig hob ich Tatias Körper hoch und legte ihn sanft unter einen Baum, wo die Äste tief genug hingen das sie unerkannt blieb, bis ich sie vergraben konnte. Ein letztes Mal sah ich in ihre wunderschönen Augen und strich ihr sanft über die Wange. ,,es tut mir so leid...", murmelte ich verzweifelt. ,,in einem anderen Leben, da hätten wir ein glückliches Leben führen können, du und ich. In einem anderen Leben, indem ich kein Monster bin. Vielleicht war es besser so, bevor du noch mehr leiden musst. Dennoch sollst du wissen, dass ich dich geliebt habe, wie ich sonst nur meine Familie liebte. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen behalten, Tatia."
Dann erhob ich mich und rannte in Vampirgeschwindigkeit nach Hause, wo ich hoffte niemanden anzutreffen. Die anderen Dorfbewohner gingen einen großen Bogen um mich, denn sie fürchteten uns mehr als alles andere. Ich konnte es ihnen nicht mehr verdenken.
,,Elijah?", fragte eine Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich in das Gesicht von Mutter. Diese starrte mich entsetzt an. Wahrscheinlich sah sie das viele Blut an meinem Gesicht und meiner Kleidung. Das Blut an meinen Händen. ,,was hast du getan?"
Ich atmete tief durch und musste mich zusammenreißen nicht auch sie anzugreifen. Ich roch das Blut meiner Mutter besser als ich wollte. Ich wollte es. Dann aber dachte ich an Tatia. An meine schlimmste Tat und alles andere rückte in den Hintergrund. ,,Tatia.... sie ist.... ich habe..."
Ich ärgerte mich das ich nicht einmal das sagen konnte. Ich brachte es nicht über mich die Worte auszusprechen und schloss meinen Mund wieder. Mutter schien auch so bescheiden zu wissen und sie stellte rasch den Korb in ihrer Hand ab.
,,ich werde mich darum kümmern. Du gehst jetzt nach drinnen und wäschst das Blut ab. Und dann musst du den Schmerz vergessen, der sonst dein Leben zerstört. Du hast Tatia nicht getötet", sagte Mutter eindringlich. ,,es war ein schrecklicher Unfall, genau wie deine anderen Opfer. Du wolltest das nicht, ich kenne dich, Elijah. Du bist ein guter Junge."
Ich war zu verzweifelt um zu widersprechen. Ständig spürte ich Tatias kalte Hand in meiner, sah die aufgerissenen Augen und hörte sie schreien, als ich sie aussaugte. Wenn ich die Augen schloss, dann rannte sie im Wald umher und lachte. Doch sobald sie mich sah, schrie sie entsetzt auf und rannte los. Sie rannte weg, weg vor mir. Und ich folgte ihr jedes mal aufs neue.
Mit langsamen Schritten ging ich ins Haus und wusch das Blut aus meinem Gesicht und von meinen Händen.
Es war nur ein Unfall. Ein schrecklicher Unfall. Ich wollte sie nicht töten. Ich habe sie nicht getötet. Ich bin kein schlechter Mensch.
Das wiederholte ich in meinem Kopf immer und immer wieder. Seltsamerweise fühlte es sich befreiend an und eine art Mauer errichtete sich in meinem Kopf. Ich wollte an Tatia denken, aber stattdessen sah ich eine Tür vor meinem inneren Auge, nicht mehr Tatia, die vor mir wegrannte. Eine Tür, genauso rot wie Blut. Die rote Tür. All meine schrecklichen Taten verbargen sich dahinter, aber ich bekam sie nicht auf, egal wie sehr ich wollte. Und so vergaß ich was ich tat. Eines nach dem anderen.
Das einzige was ich noch wusste war, dass sich hinter der roten Tür etwas Wichtiges verbarg.
Meine schlimmste Tat.
Meine schlimmste Sünde.
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𝘛𝘩𝘦 𝘝𝘢𝘮𝘱𝘪𝘳𝘦 𝘋𝘪𝘢𝘳𝘪𝘦𝘴 𝘖𝘯𝘦𝘴𝘩𝘰𝘵𝘴
Fanfiction𝚒𝚝'𝚜 𝚘𝚔𝚊𝚢 𝚝𝚘 𝚕𝚘𝚟𝚎 𝚝𝚑𝚎𝚖 𝚋𝚘𝚝𝚑. 𝙸 𝚍𝚒𝚍 The Vampire Diaries, The Originals (+ Legacies) 🍷 • Oneshots • Diskussionen • Abstimmungen • Bilder • random stuff ...
