Bestechung

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"Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben zu geben." (Alexis Carrel)

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Lilie POV

"Weißt du, wer Jonothan ist?", fragte Beati mich, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste ja nicht einmal, wo dieser Name her aufgetaucht war, woher sollte ich dann wissen, wer der Mann war. Ich kannte ihn, da war ich mir sicher. Er wirkte vertraut auf mich.  So als wenn er sehr wichtig in meinen Leben gewesen wäre. Als wenn ich ihm sehr vertraut hätte.

"Was fühlst du?", wollte sie wissen.

"Es ist, als wenn ich ihn kenne. Als wenn er mein Leben gewesen wäre", sprach ich meine Gedanken aus. Sie lächelte und nickte leicht.

"Ja, das glaube ich dir. Er hat dich gerettet. Er hat dich auch hier her gebracht und war ziemlich durcheinander", erzählte sie.

"Beati, warum sind meine Eltern nicht hier?", harkte ich nach. Normalerweise waren meine Eltern immer so schnell sie konnten, zu mir ins Krankenhaus geeilt.

"Dein Vater hat sich verändert, nachdem er von deiner Krankheit gewusst hat, kleine Maus. Er ist böse geworden und hat böse Sachen getan. Deshalb ist er jetzt erstmal im Gefängnis und darf sich dir nicht nähern", beichtete sie mir. Aber mein Papa war doch der Größte für mich! Er würde mir doch nie was böses wollen. Ich war seine kleine Prinzessin.

"Du lügst! Er hat mich lieb! Geh raus! Ich will dich nicht mehr sehen!", schrie ich die liebe Beati an, die mich nur traurig anlächelte.

"Ruh dich ein bisschen aus, kleine Maus. Ich weiß, dass du mir das nicht glaubst, es tut mir alles sehr leid. Bald werden deine Erinnerungen wieder kommen", versuchte sie mich zu beruhigen.

"Versprochen?", fragte ich hoffnungsvoll.

"Versprochen und jetzt schlaf gut", wünschte sie mir. Ich drehte mich auf die Seite und sah aus dem Fenster. Ich hörte nur noch, wue Beati das Zimmer verließ. Jetzt war ich alleine. Ganz allein. Wenn es wirklich so war, dass mein Vater schlimme Sachen getan hatte und meine Mutter vermutlich noch zu ihm stand, hatte ich niemanden mehr. Ich war verlassen. Würde ich jetzt ins Heim müssen? Würde ich sterben, wenn meine Eltern mir meine Behandlung nicht mehr finanzieren würden? 

Mein Blick wanderte hoch in den Himmel. Würde ich bald sterben? Würde ich dann in den Himmel kommen oder in der Hölle schmoren? Wer war ich überhaupt? Was hatte ich in den letzten Jahren gemacht? Wer waren meine Freunde? Hatte ich überhaupt welche? War ich gut in der Schule? Ging ich überhaupt noch zur Schule? Hatte ich einen Freund? Hatte ich ein Haustier? 

Langsam tat mein Kopf weh von den gesamten Fragen, die mir in den Kopf herum schwirrten. Dadurch wurden meine Augenlider immer schwerer, weshalb ich schon bald in einen tiefen Schlaf fiel.


Jonothan POV

"Wo ist sie?", fragte ich diese verdammte Schwester nun schon zum tausendsten Mal.

"Ich darf ihnen immer noch keine Auskunft zu der Patientin geben, solange sie kein Familienangehöriger sind oder auf der Liste stehen. Und ich bitte sie jetzt zum aller letzten Mal zu gehen, sonst werde ich das Sicherheitspersonal rufen und ihnen ein zeitweiliges Hausverbot aussprechen", drohte sie mir wieder.

"Sie wissen doch gar nicht, wer ich bin!", knurrte ich nun erneut.

"Das nicht, aber ich kenne die Patientin und ihre Angehörigen. Und sie gehören nicht dazu", stellte sie fest.

"Es ist okay, er darf zu ihr. Mister McKan, bitte folgen Sie mir", bat mich eine etwas pummelige Frau mit braunen, gelockten Haaren, blauen Augen und einem freundlichem Lächeln. 

"Woher kennen Sie mich?", fragte ich sie, als ich mit ihr zusammen durch das Krankenhaus lief. Sie lächelte zu mir hoch, da sie kleiner als ich war.

"Lilie weiß von den letzten sechs Jahren absolut gar nichts mehr, außer ihren Namen. Und übrigens ich bin Schwester Beati und duzen Sie mich ruhig", erklärte sie mir.

"Und nenn mich ruhig Jonothan. Wie kann es sein, dass sie sich an meinen Namen erinnert aber an sonst absolut gar nichts?", wollte ich wissen. 

"Das heißt, du hast ihr etwas bedeutet. In was für einer Verbindung standet ihr?", harkte sie nach. 

"Ich habe sie gerettet, als ihr Tanzlehrer und ihr Vater sie schänden wollten", knurrte ich. Die beiden hatten Glück, dass ich sie nicht umgebracht, sondern die Polizei gerufen hatte. Obwohl, im Gefängnis würden sie auch nicht lange überleben, das war klar.

"Was passiert jetzt eigentlich mit ihr?", wollte Beati wissen.

"Ich habe meine Anwälte schon längst konsultiert. Sie versuchen so schnell wie möglich, dass mir das Sorgerecht übertragen wird. Dafür wird aber Lilie nach ihrer Meinung gefragt", berichtete ich.

"Das wird problematisch. Sie vergöttert ihre Eltern, vor allem ihren Vater. Es wird nicht leicht sie davon zu überzeugen, dass er der Böse ist. Sie hat mich eben schon angeschrien und wollte jetzt erstmal schlafen. So, wir sind auch da. Wenn du irgendwas brauchst, ruf nach mir", lächelte sie noch einmal, bevor sie weiter lief. Ich stand vor einem Zimmer. Nummer 69. Oh nein Jonothan McKan, du stellst dir nicht Lilie und dich in der Stellung vor. Doch zu spät. In meiner Hose wurde es eng.

"Fuck", grummelte ich, doch ich musste sie jetzt sehen. Langsam und vorsichtig öffnete ich ihre Tür und ging hinein. Auf ihrem Bett lag nur ein rundes etwas. Bei genauerem betrachten fiel mir erst auf, dass dieses etwas Lilie war, die sich eingerollte und mit ihrer Decke verknotet hatte. Wie gerne ich diese Decke wäre.

Ich schlich mich näher an sie heran und setzte mich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Ihr Gesicht war das eines Engels. Die blonden Haare fielen ihr so in ihr Gesicht. Nur eins war falsch. Die Wangenknochen sollten einfach nicht so weit rausstehen. So bald sie bei mir wohnen würde, würde ich ihr jeden Tag etwas kochen. Obwohl, nein, vergiften wollte ich sie nun auch wieder nicht. Maren, meine Haushälterin, würde es schon machen. Sie würde sie mästen, bis meine Lilie all ihre weiblichen Kurven hatte.

Die Tür ging erneut auf und ein Mann kam hinein. Das war der Arzt.

"Schwester Beati hat mir bescheid gegeben, dass sie hier sind Mister McKan. Sie haben also meine Nachricht abgehört?", harkte er nach. Ich nickte nur und ließ meinen Blick zurück zu meiner Prinzessin gleiten.

"Kann der Tumor entfernt werden?", wollte ich wissen.

"Nun, dann reden wir gleich darüber. Ja, er könnte theoretisch entfernt werden. Noch ist er auch nicht bösartig oder breitet sich weiter aus. Nur ist das Problem, dass Lilie in ihrem momentanen Zustand um einiges zu schwach ist, diese Op zu überstehen. Hätte ich nun eine gesunde Person wie sie, wäre es kein Problem. Sie muss zunehmen. Und ihre Medikamente müssen erhöht werden", erklärte er.

"Was sind Risiken der Operation?", fragte ich ihn weiter aus.

"Es wird sie schwächen, sehr stark. Möglicherweise wird sie danach ein neues Herz brauchen, weil das Loch zu groß ist. Und sie wird keinen Sport mehr treiben können", meinte er. Ich schloss meine Augen. So wenig ich sie kannte, doch dieser Op würde sie nie zustimmen. Lilie ohne Tanzen, war wie ich ohne Sex- unmöglich. 

"Wenn ich es schaffe, dass Lilie innerhalb von zwei Monaten so stark ist, dass sie die Op übersteht, würden sie dann es dann auch gegen ihren Willen machen?", wollte ich wissen.

"Glauben sie mir, für die richtige Summe würde ich alles tun. Aber das werden sie nicht hinbekommen. Es wird kein Weg vorbei führen, Lilie wird sterben", stellte er nüchtern fest. Nein, das würde ich nie zulassen!


Sold Love *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt