Erstes Treffen

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"Liebe ist kein Solo. Liebe ist ein Duett. Schwindet sie bei einem, verstummt das Lied"

(Adelbert von Chamisso)

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Stunden später lag ich neben Jonothan, der eingeschlafen war, im Bett. Tränen liefen meine Wangen hinunter. Nicht wegen der Tatsache, dass ich sterben würde. Jeder musste sterben. So war die Natur. Manche gingen früher, manche gingen später. Sterben gehörte einfach zum Leben dazu. Viel mehr weinte ich darüber, dass ich damit Jonothan verlieren würde. Auch wenn ich es ihm nie gesagt hatte, ich liebte ihn, mehr als mein eigenes Leben. Man sagt, Alter, Größe, Geschlecht, Aussehen und Entfernung machten bei der Liebe keinen Unterschied. Früher hatte ich gedacht, es wäre eine einzige Lüge. Liebe gibt es nicht. Warum sollte man auch lieben oder liebe geschenkt bekommen? Im Leben gab es doch nichts geschenkt, man musste sich alles selber verdienen. Doch dann lernte ich Jonothan kennen. Er führte mich in eine Welt ein, in der ich meine Gefühle zeigen konnte. In der Liebe rein und zerbrechlich war. Wo alles rein war.

~~~Flashback~~~

Liebes Tagebuch,

Seit heute Mittag haben wir Besuch. Ich weiß seinen Namen nicht, ich habe nicht gefragt. Zu sehr war ich von seinen Augen gefesselt. Tiefstes braun. So zart und vollkommen wie geschmolzene Schokolade. Und seine Stimme war die reinste Verführung. Ich weiß, ich sollte nicht so denken. Er ist viel älter als ich. Zwanzig Jahre älter. Außerdem ist er reich und erfolgreich. Was soll er mit so einem kleinen, hässlichen, kranken Ding wie mir? Sicherlich hat er jede Menge Frauen zu Hause.

Aber als ich meine kleine Hand in seine große legte, spürte ich etwas. Und sein Blick dabei. Ich habe mich noch nie so unwohl und gleichzeitig so..so..so unbeschreiblich angekommen gefühlt. Eine tiefe Ruhe hatte sich in mir ausgebreitet und meine Mitte hatte heftig angefangen zu pochen. Ich weiß, das ich mich heute Abend wieder selber befriedigen muss. Ich bin einfach zu geil. Und das durch eine kleine Berührung und einen Blick. Ich schäme mich dafür so! Was, wenn meine Eltern etwas davon bemerkt haben. Oder noch schlimmer! Wenn er etwas davon bemerkt hat! Ich...

"Kleines, sei dir sicher, ich habe es sehr wohl bemerkt", raunte eine Stimme an meinem Ohr, weshalb ich so schnell ich konnte von meinem Bett sprang.

"Was wollen sie hier in meinem Zimmer?", fragte ich panisch, während sich meine Wangen rot färbten. Er hatte alles gelesen, was ich geschrieben habe. Er lächelte mich verführerisch an, während seine Augen meinen Körper entlang glitten. Wenn er mich so ungeniert ansah, hatte ich wohl auch das Recht dazu, doch ich konnte mich nicht von seinem Gesicht abwenden. Seine braunen Augen passten perfekt zu seinen schwarzen, so weich aussehenden Haare und zu der gebräunten Haut. Auch sein leichter Drei-Tage-Bart ließ ihn noch viel attraktiver wirken.

"Lilie", begann er. Wie er meinen Namen aussprach. Wie pures Gold. Wie die schönste Musik in meinen Ohren.

"Ich war noch nicht dazu gekommen, mich vorzustellen. Mein Name ist Jonothan. Jonothan McKan. Deine Eltern haben mir erzählt, du tanzt sehr gut? Wie wäre es, wenn du heute Abend bei mir vorbei kommst und mir zeigst, wie gut du tanzen kannst? Ich werde zwar morgen auch zu deiner Aufführung kommen, aber es kann doch nicht schaden, wenn ich den Talentscouts schon vorher sagen kann, wenn wir auf jeden Fall brauchen", erklärte er.

"Sie..ich..", stotterte ich, nicht in der Lage einen Satz hinaus zu bringen. Er holte etwas aus seiner Tasche und legte einen kleinen, gefalteten Zettel auf mein Bett.

"Ich mag keine Verspätungen und Widerworte auch nicht", teilte er mir mit, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ. Ok, sowas habe ich noch nie erlebt. Ich ging auf mein Bett zu und öffnete den Zettel.

Sold Love *slow updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt