39| küsse der ewigkeit

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e s t e l l a

fade into you - mazzy star

Wir waren die kurze Strecke bis zu meinem allerliebsten Ort der Welt gegangen: Dem versteckten See, der von den majestätischen Weide Bäumen umgeben war. Er hätte glatt einem märchenhaften Bilderbuch entspringen können.

Im Sommer badete ich hier mit meinen Freunden, im Frühling genossen wir Picknicke in dem hoch gewachsenen Gras, im Herbst machten wir abendliche Lagerfeuer.

Und in diesem Winter spazierte ich mit Codyan am Ufer entlang. Im Dezember würde es hier noch zauberhafter als zuvor aussehen: Alles war dann zugefroren, sodass man Schlittschuhlaufen konnte. Die Bäume waren mit Puderzucker Schnee zugeschüttet. Noch schöner würde es werden, wenn die Sonne schien und alles in ihr goldenes Licht tauchte. Ich konnte es kaum mehr abwarten.

Codyan fegte die kleine Schicht Schnee von einer alten Holzbank, die mittig vor dem See platziert war. Gemeinsam setzten wir uns. Unsere Oberschenkel berührten sich und ich sah ihn flüchtig an. Starrte in das klare Blau seiner Augen, das mir selbst im dunklen Licht ein gewaltiges Klopfen in der Brust bescherte. Ich hatte so langsam das Gefühl, dass dieses Klopfen von Tag zu Tag mehr wurde.

Es war damals ein großer Fehler gewesen, Codyan von mir gestoßen zu haben. Aus bloßer Angst. Aus Angst vor ihm und vor der erschütternden Liebe, die ich die ganze Zeit tief in mir gefühlt hatte, ohne es vollständig zu realisieren und akzeptieren zu können.

Doch dieses Mal würde ich diesen verdammten Fehler nicht nochmal begehen, weshalb ich nervös
begann:»Ich kann das nicht mehr leugnen, was zwischen uns ist. Codyan, ich hätte es dir schon damals sagen sollen, denn ich...«

Jetzt oder nie, dachte ich mir und zögerte keinen Moment länger.

»Ich kann nicht einfach nur mit dir befreundet sein oder gewisse... Vorzüge haben. Das geht nicht. Für mich würde das nicht funktionieren. Niemals.« Mein Atem bildete kleine Wölkchen. Mein Herz schlug bedrohlich schnell und drückte mir gegen die Brust.

Doch Codyans Blick wurde augenblicklich sanfter. So sanft, dass ich darunter nahezu hinschmolz. Ich kannte ihn mittlerweile. Er war ein abweisender Typ, er hatte sich über all die Jahre seine beständigen Mauern aufgebaut und war einfach viel zu gut darin, einen Menschen nach dem nächsten von sich zu stoßen.

Als er mich so ansah- mit solch einer Wärme, solch einer Sanftheit, war es, als hätte er das erste Mal vollkommen losgelassen. Als würde der echte Codyan neben mir sitzen und mich anlächeln, und keine graue Hülle von ihm, die sich durch jeden Tag schleppte.

»Ich bin nach Skogsgård gekommen, als es mir absolut beschissen ging. Ich habe hier die Tage gezählt und nur auf meinen Abschluss hin gefiebert. Innerlich hatte ich fast aufgegeben.« Er machte eine Pause, bevor er sagte:»Aber ich habe dabei nicht beachtet, dass auch alles anders laufen kann.«

Ein paar kalte Flocken landeten in meinem Nacken. Aber es wäre eine Lüge zu behaupten, dass meine Gänsehaut von ihnen kam. Denn das tat sie ganz sicher nicht.

»Ich habe hier Freunde gefunden. Eine ganze Menge sogar. Wahrere Freunde, als ich sie wohl jemals hatte oder überhaupt haben werde. Ich habe endlich wieder diese Leidenschaft für meinen Sport entwickelt. Und ich bin gut darin. Ich... Stella, ich weiß nicht, ob du es verstanden hast, aber all das habe ich nur dir zu verdanken.«

»Ich habe dich damals nicht umsonst Sonnenschein genannt. Das war nicht um dich zu ärgern, sondern weil es wahr war. Weil es wahr ist. Du bist wie die Sonne, wie ein Licht, das andere wärmt, sobald es einen umgibt. Am Anfang schien das unerträglich für mich, weil ich mir alles gute verboten hatte, aber irgendwann...«

The light you brought Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt