Schlitzauges Hass Teil 3

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Ain blinzelte. Alles war irgendwie verschwommen. Wo bin ich? Panisch kniff er das rechte Auge zu. Nun konnte er klar sehen, aber es brannte wie verrückt. Er zappelteund bemerkte, dass er n einer Höhle lag. Außerdem spürte er weiches Moos und etwas kühles, matschiges auf seiner Flanke.

"Er ist wach." ertönte eine Stimme und das Gesicht einer hellgrauen, langhaarigen Kätzin mit grünen Augen erschien in seinem Blickfeld. "Na, Kleiner, wie fühlst du dich?" Besorgt musterte sie seine rechte Gesichtshälfte.

"Ich...ich weiß nicht...ich sehe nur verschwommen!" antwortete Ain leise. "Und es tut alles weh!"

"Ich will ehrlich zu dir sein. Du wirst auf dem rechten Auge erblinden, wenn du es überhaupt überlebst. Der Schnitt in deiner Flanke war sehr tief, ich hoffe, dass er sich nicht entzündet, aber wir müssen mit dem schlimmsten rechnen."

Ain zuckte zusammen. "Wo bin ich? Wie heißt du?" fragte er hilflos.

"Ich bin Windlied, die Heilerin des MitternachtClans. Du bist in unserem Teritorium und befindest dich im Heilerbau. Hier bist du sicher vor Zweibeinern, Hunden oder anderen Feinden." erklärte Windlied ruhig. "Wellenbrise, eine Kriegerin, hat dich aus dem Fluss gefischt und hierhergebracht." Sie verschwand aus Ains Blickfeld, aber er hörte, dass sie noch da war. Etwas raschelte, dann fühlte er etwas kühles auf seiner Flanke. "Ich trage eine neue Paste auf dem Schnitt auf." erklärte Windlied. "Hast du Hunger?"

Ain horchte in sich hinein. Er hatte seit letzten Abend nichts mehr gefressen, seit... "Ja!"

"Ich werde dafür sorgen, dass du etwas Frischbeute bekommst, wenn die Patroullie wieder da ist." Die Heilerin flößte dem kleinen Kater noch etwas Wasser mithilfe eines Moosstückes ein.  Dann verordnete sie ihm, er solle noch etwas schlafen, was der kleine Kater auch machte.

Doch sein Zustand verschlechterte sich rapide. Konnte er am ersten Tag noch sprechen, so änderte sich das schnell. Die folgenden Tage durchlebte er in einer Art Dämmerzustand und realisierte kaum, was um ihn herum geschah.

"Wunde entzündet...Auge blind...verbrannt...schmächtig, unsicher...Name..." Im Halbschlaf vernahm Ain verschiedene Stimmen, aber nie schaffte er es, richtig wach zu werden. Ab und zu wachte er fast auf, doch nie schaffte er es, die Augen zu öffnen oder etwas anderes zu tun. Manchmal gab Windlied ihm zerkleinerte Beute zu fressen oder flößte ihm Wasser ein. Immer wieder versank er in wirren Fieberträumen.

Entgegen Windlieds Hoffnung entzündete sich der Schnitt an seiner Flanke. Heißes Fieber jagte Schmerzen durch seinen Körper, sein Körper wurde immer schwächer und es fühlte sich an, als würden giftige Krallen ihn zerfetzen. Er fraß kaum noch und schlief sehr viel, träumte von dem Tag, an dem seine Mutter starb und er gequält wurde. Immer wieder durchlebte er Schmerz und Grauen. Beinahe in jedem Traum tauchten Zweibeiner auf, die ihn quälten. Dann kamen neue Träume und er musste mit ansehen, wie seine Schwestern ganz langsam, aber umso grausamer, gefoltert und getötet wurden. Ain magerte ab, bis die Rippen unter seinem Fell hervorstachen.

Doch...

Ein Wunder geschah. Ganz langsam heilten seine Wunden. Die mächtigen Kräuter und das große Wissen der MitternachtClankatzen bewirkten, dass der kleine, schmächtige Kater das Grauen überlebte. 

Gegen seinen Willen.

Immer wieder wurden Verbände gewechselt, neue aufgebracht, Pasten zubereitet. Und endlich, nach vielen, vielen Monden -er hatte schon lange das Zeitgefühl verloren- öffnete Ain seine Augen. Er richtete sich auf. Über seine Flanke verlief eine lange, schmale Narbe. Er konnte nur auf einem Auge sehen.

Er blieb. Sie nannten ihn Zackenpfote und er erlernte alles, was ein Clankrieger wissen musste. Er nahm wieder zu, bis er ordentlich aussah und sein stumpfes Fell in einem neuen Glanz erstrahlte. Er lernte, nur mit einem Auge zu sehen und gewöhnte sich daran.

Schließlich wurde aus dem kleinen Aingeal ein prächtiger Krieger. Bei der Zeremonie benannte er sich in Schlitzauge um.

Und er schwor Rache an den Zweibeinern.

Warrior Cats - Tausend Schicksale in den Sternen (MMF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt