07 | Sienna

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Paolos Restaurant ist nach all den Jahren noch genau gleich.

Ganz schlicht in Holz gehalten, von außen mehr einem einfachen Schuppen gleich, doch innen eine Wärme in den kalten Tagen, eine Erfrischung im heißen Sommer. Ein Ort, an dem man zusammen sitzen kann, lachen kann, in guter Gesellschaft mit gutem Essen und Trinken - Paolos Küche war immer die beste.

Ich versuche, nicht daran zu denken, was das letzte Mal geschehen ist, als ich hier war. Doch als ich die ganze Menschenmenge sehe, darunter Freunde, Bekannte, Menschen die aus meiner Kindheit und Jugend nicht wegzudenken war, kann ich doch nicht anders, als mich in jenen Moment zurückzuversetzen.

»Sienna!« Freudig winkt Francesca mich zu sich an den Tisch, ein großes Strahlen auf ihrem Gesicht. Ich lächle leicht, als ich die Dunkelhaarige bemerke und bahne mir einen Weg durch die Menschenmenge zu ihnen. Es ist Freitagabend, was bedeutet, dass Paolos Restaurant noch überfüllten ist als sonst. Von allen Seiten dröhnt lautes Gelächter.

»Hey«, mit einem Grinsen lasse ich mich neben Felicia auf die Bank fallen. Die honigblonde Schönheit rückt näher zu ihrer Zwillingsschwester Francesca, um mir Platz zu schaffen. »Alles klar bei dir, Fran?«, ziehe ich diese grinsend auf. »Was ist der Grund für solche Freude?«

Francescas Strahlen wird noch breiter. Wieder einmal muss ich über die Absurdität der engen Verwandschaft zwischen ihr und Felicia staunen. Obwohl sie Zwillinge sind, ähneln sie einander äußerlich kaum, ganz zu schweigen vom Charakter. Während Felicia eher still und in sich gekehrt ist, bietet Francesca die beste Definition zur Beschreibung »Wirbelwind«. Sie hat stets ein Lächeln auf dem Gesicht, ist immer optimistisch und ähnelt mir etwas in ihrer Impulsivität und Spontanität.

»Heute war der allerletzte Schultag und du fragst mich, warum ich mich freue?« Grinsend verdreht Fran die Augen. »Es sind endlich Sommerferien und ich muss nie wieder in die Schule.« Mit einem wohligen Seufzen lehnt sie sich in ihrem Stuhl nach hinten.

Ich werfe einen vielsagenden Blick zu Felicia. Es gibt niemanden, der sich mehr über ihren Schulabschluss freut als Fran. Seit wir heute zum letzten Mal das Schulgelände verlassen haben, kann sie nicht aufhören, davon zu schwärmen. Doch ich gönne es ihr. Von uns allen hat sie am härtesten dafür gearbeitet, hat sogar ein Jahr wiederholen müssen. Dadurch dass ihr das Lernen weder leicht gefallen ist noch Freude bereitet hat, waren es mühsame und zähe Jahre. Doch sie hat es geschafft, wie wir alle - was auch der Grund dafür ist, dass wir uns an diesem Abend zum Essen und einem Drink versammelt haben. Wobei der Abend logischerweise nicht mit dem Essen zu Ende gehen wird und es ganz bestimmt nicht bei einem Drink verbleiben wird.

»Wo sind Marco und Raffaele?«, erkundige ich mich und werfe einen Blick auf auf leeren Tisch. Eigentlich war ich der Meinung, dass ich mich schon verspätet habe aber wenn die beiden Jungs auch noch nicht da sind und sie noch nichts bestellt haben, dann bin ich gerade pünktlich gekommen.

Francesca holt ihr Handy hervor. »Marco hat geschrieben, er kommt in ein paar Minuten.«

»Und Raffaele?«

Ahnungslos zuckt sie mit den Schultern. »Er kommt sicher gleich.«

Felicias Blick schweift zur Theke, wo ihr Freund Luca mit einem Gast redet. Sie lächelt, als sich ihre Blicke treffen. »Ich weiß nicht genau, was mit Raffaele ist«, wendet sie sich dann mir zu. »Vorhin habe ich gesehen, dass er kelllnert. Ich glaube es jedenfalls, doch es kann auch jemand anders gewesen sein. Aber eigentlich dachte ich, dass er heute frei hat?« Die Verwirrung steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Cittadina TramontoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt