„Frohes Neues" Verdichtung

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Als wir uns im Juni trafen
Legt' ich einen Eid hinab:
Dass egal wie oft wir sprachen,
bliebe ich von dir fernab.

Es fing klein an, wir schrieben spärlich.
Doch mit der Zeit die Freundschaft wuchs.
Sie wurde enger, so wie täglich
länger wurd' der Nachrichtszug.¹

In ihm gab's alles: Mal ein Streit²,
mal besprachen wir auch Freunde;
auch zum Sprechen warst' bereit,
wenn ich etwas schlechtes träumte.³

Monat für Monat die Zeit verlief,
und gleich mit ihr mein alter Schwur.
Stückchen für Stückchen. Ich war naiv
zu denken, alles sei in dur.⁴

Du warst mir meine einzig Leuchte,⁵
von dir alleinig kommt mein Mut.
Und langsam, mit der Zeit, mir deuchte⁶,
die Freundschaft würde halten gut.

Dann kam der Herbst, dann kam der Regen.
Und so wie dieser wurdest du
kälter, wolltest nicht mehr reden...
Doch dachte ich nicht viel dazu

„Vielleicht ist's nur ne Pause, ja.
Sie würd' mich nie verlassen, nein."
Ich zweifelte an uns beinah,
Doch war der Zweifel diesmal klein.

Die „Pausen" länger stets waren.
So lang, bis ich ihnen Schluss macht'.
Hättest du sie beendet nach Jahren?
Oder doch nur nach einer mehr Nacht?

Irgendwas lag dir am Herzen,
du könntest doch sagen was nun!
Doch wolltest nicht reden von Schmerzen,
du wolltest nicht sagen warum.

„Bin immer so im Winter".⁷
Das ist nicht wirklich glaublich,
du wolltest mich nur minder.
Ich war wohl nicht gut artig.⁸

„Dann wird's wohl wieder gut im Frühling."
Und ja, für eine Weile es ging.
Du sagtest auch warum du schwandest:
Weil du ne Zeitlang auf mich standest.

Es hatte alles plötzlich Sinn!
Die Emotionen brachten Sorgen.
Doch nun, da diese sind dahin,
ist hoffentlich das „Wir" geborgen?

Nein! Denn bald verschwandst du wieder,
doch dieses Mal für's ganze Jahr.
Die Laune ging mir wieder nieder.
Die Einsamkeit mein Herz gebar.⁹

Ich fand in diesem Jahre Freunde
und Hobbys¹⁰ und Musik viel auch...
Ja, ich hatt' sogar ne Freundin!
Und nen Abenteuerhauch.

Doch die Freunde war'n mir ferne,
Abenteuer kurzen Weg's.
Dichten tu ich von dir gerne,
die Musik ist traurig stets.

Achja, mein Partner? Ist nichts mehr.
Ich konnte sie nicht küssen.¹¹
Es war dem Herzen viel zu schwer
nicht an dich denken müssen.

Ich könnte noch viel mehr erzählen
träumen, dass wir sind ein Paar...¹²
Du wirst mein Lieben¹³ eh nicht sehen.
Ich wünsch' dir frohes neues Jahr.

31.12.2023

Bild: An interior with a man seated by lamplight - Christian Valdemar Clausen

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¹Wollte nicht „Chatverlauf" in einem Gedicht benutzen, hört sich komisch an

²Ein Streit nicht zwischen uns, sondern einer mit jemand anderem, der dann verarbeitet werden musste

³Das ist tatsächlich mal passiert haha

⁴Dur ist eine Art von Tonleitern in der Musik, welche (meistens) Fröhlich klingen

⁵Anspielung auf das Gedicht „An V"(Nächtliches Dichten), wo ich sie ebenfalls als Lichtlein/Leuchte bezeichnete

⁶Archaismus. Dritte Person singular im Präteritum des Verbs „dünken". Heißt in dem Kontext so viel wie vermuten, sich denken, dass die Freundschaft halten wird

⁷Ich zitiere

⁸Anspielung auf Weihnachten

⁹Ob die Einsamkeit vom Herz, oder das Herz von der Einsamkeit geboren wurde kann jeder selbst interpretieren

¹⁰Das Hobby was ich hier erwähne ist das Dichten

¹¹Du liest dies nicht, aber es tut mir Leid.

¹²Anspielung auf das letzte Gedicht aus Nächtliches Dichten: „Ich bin dein"

¹³Anspielung auf das Gedicht „Lieben"(Nächtliches Dichten)

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