Kapitel 8

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Cennet

Das konnte doch nicht wahr sein.

Seine braunen, fast schon schwarzen Augen schauten mir regelrecht in die Seele und ließen meine Gedanken.

Es waren die Augen, die ich Jahre lang nicht zu Gesicht bekam.

Es waren die Augen, für die ich mich jahrelang sehnte.

Es waren die Augen, die mir Halt gaben, wann immer ich es brauchte.

Es waren die Augen meines Vaters.

Die Augen des Mannes, der mich hoffnungslos verließ und nicht einmal nach hinten schaute.

Ein Schmerz machte sich in meinem Herz breit und ließ nicht nach.

,,Cennet, ist alles in Ordnung? Du bist ganz blass", befasste sich Can.

Ich blendete jedes einzelne Geräusch aus. Das einzige, was ich im Moment hörte, war ein ganz lautes Piepen.

Wie konnte es sein, dass der Mann, der mich und meine Familie vor Jahren verließ, im selben Restaurant saß wie ich?

Ein Schauer durchzog meinen Körper, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.

Sein Anblick rief eine Flut von Erinnerungen hervor – die leeren Versprechungen, das Vermissen seiner Anwesenheit und die Narben, die sein Weggang hinterlassen hatte.

Der Raum zwischen uns schien mit ungesagten Worten gefüllt zu sein. Sein Blick und meiner trafen sich für einen kurzen Moment, und in seinen Augen konnte ich eine Mischung aus Reue und Unsicherheit erkennen.

Das Essen verlor plötzlich seinen Geschmack, und mein Herz schlug schneller. Der Raum schien enger zu werden, als ob die Vergangenheit in diesen Moment eindrang. Die Geräusche um mich herum verschwammen, während ich versuchte, die Flut von Emotionen zu bewältigen.

Die Frage, ob ich aufstehen und gehen oder diesem unerwarteten Treffen gegenübertreten sollte, hing wie ein schwerer Vorhang über mir. In diesem Augenblick war das Restaurant nicht mehr nur ein Ort des Genusses, sondern auch eine unerwartete Konfrontation mit einer Vergangenheit, die ich lange Zeit verdrängt hatte.

,,Anne, wo ist Baba? Ich vermisse ihn."

,,Er ist weg, Cennet."

,,Wann kommt er wieder, Anne?"

,,Ich weiß es nicht."

...

Ich konnte den Anblick von meinem Vater nicht mehr ertragen, weswegen ich rasch eine Entscheidung traf.

,,Danke für alles, Can. Es war ein schöner Abend, aber ich muss jetzt dringend hier weg. Es tut mir leid" Ich rannte so schnell wie möglich aus dem teuren Restaurant und flüchtete nach draußen.

Meine Schritte waren schnell und zielstrebig, als ich durch die Tür nach draußen stürmte. Die kühle Nachtluft umhüllte mich, doch sie brachte keine Erleichterung. Mein Herz pochte wild in meiner Brust, und die Tränen brannten in meinen Augen. Es fühlte sich an, als könnte ich vor den Schatten der Vergangenheit davonlaufen.

Plötzlich hörte ich schnelle Schritte hinter mir. Mein Vater rannte mir nach und rief meinen Namen. Die Worte erreichten mich wie ein Echo, das ich nicht hören wollte. Ich beschleunigte meinen Schritt, doch er holte mich ein und legte behutsam eine Hand auf meine Schulter.

,,Cennet, bitte warte", flehte er, doch ich riss mich von ihm los. Die Verletzungen der Vergangenheit drängten an die Oberfläche, und ich konnte nicht ertragen, die Geschichte von damals erneut aufgerollt zu sehen.

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