Kapitel 10

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Enes

Die gedämpften Klänge von Musik und gedämpftem Gespräch umgaben mich, als ich die Bar betrat. Die Atmosphäre war von gedämpftem Licht durchflutet, und der Geruch von Zigarrenrauch hing in der Luft. Eine Bar, die für Diskretion bekannt war

Ich suchte nach meinem Geschäftspartner, Mehmet, der bereits an einem der schummrigen Tische saß. Sein Gesicht, von Schatten umspielt, verriet wenig, aber die Vertrautheit in seinem Blick signalisierte eine langjährige Partnerschaft.

Ich nickte ihm zu und setzte mich ihm gegenüber.

Der Barkeeper brachte uns zwei Gläser Whiskey, ohne dass wir danach verlangt hatten. ,,Das übliche, Enes Bey?", fragte er mit einem Lächeln. Ich nickte zustimmend, und er goss das bernsteinfarbene Getränk in die Gläser.

,,Wie laufen die Dinge, Enes?" Mehmet zündete sich eine Zigarre an und lehnte sich zurück.

,,Die üblichen Höhen und Tiefen", antwortete ich ruhig. ,,Aber ich habe einige vielversprechende Entwicklungen in Aussicht."

Die Zigarrenrauchschwaden stiegen in die Luft, als Mehmet das heikle Thema ansprach.

,,Enes, hast du gehört, dass Aslan Karaca wieder in Istanbul aufgetaucht ist?"

Ein flüchtiges Zucken durchlief meine Miene, während ich die Information verarbeitete.

Aslan Karaca, ein Name aus einer dunklen Vergangenheit, der mit Blut befleckt war. Die Erinnerungen an das, was geschehen war, loderten für einen Moment auf.

,,Ja, Mehmet, ich habe davon gehört." Meine Antwort war ruhig, meine Stimme unverändert.

,,Es scheint, als ob alte Schatten sich wieder auf Istanbul legen."

Mehmet neigte seinen Kopf leicht und musterte mich durch den Rauch. ,,Bist du darauf vorbereitet, Enes? Es könnte Unruhe stiften, wenn die Leute erfahren, dass er wieder hier ist."

Ein schmales Lächeln spielte umspielte meine Lippen. ,,Ich bin immer vorbereitet, Mehmet. Aslan Karaca mag in Istanbul sein, aber das ändert nichts an meiner Agenda."

Die Worte von Mehmet hallten in meinem Kopf wieder und der Gedanke an Aslan Karaca ließ alte Narben aufreißen.

Aslan, der Mann, der mir einst jemanden wichtiges von mir genommen hatte. Die Dunkelheit seiner Taten war wie ein Schatten, der sich nicht vertreiben ließ. Rachegedanken durchzuckten meine Gedanken, wie Blitze in einer gewitterdurchzogenen Nacht.

In meinem Inneren kämpften Vernunft und Verlangen miteinander. Ein Teil von mir sehnte sich nach Vergeltung, nachdem ich jahrelang in den Schatten meiner eigenen Geschichte gelebt hatte. Die ungestillte Gier nach Rache nagte an mir, ein Feuer, das immer wieder aufflackerte.

Doch die andere Seite meines Selbst mahnte zur Vorsicht. Die Welt, in der ich agierte, war voller Intrigen und unberechenbarer Mächte. Rache konnte wie ein zweischneidiges Schwert sein – genauso zerstörerisch für den, der danach griff, wie für den, der das Ziel wurde.

Ich schloss die Augen, um den aufkeimenden Sturm meiner Wut zu beruhigen. In diesem undurchsichtigen Spiel in den Straßen Istanbuls musste ich klug handeln.

Die Rache an Aslan Karaca würde nicht nur meine eigene Zukunft, sondern auch das Gleichgewicht der Macht in dieser Stadt beeinflussen.

Die Zigarre näherte sich dem Ende, und ich unterdrückte vorerst meine Rachegefühle. Doch tief in mir loderte ein Entschluss – die Vergangenheit konnte nicht ewig begraben bleiben.

Aslan Karaca würde wieder in meinem Leben auftauchen, und dann würde sich zeigen, ob die Dunkelheit meiner Rachegedanken das Licht der Gerechtigkeit überstrahlen würde.

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