CennetAls ich langsam zu Bewusstsein kam, fand ich mich in einem unbekannten Zimmer wieder. Die schlichte Einrichtung und das gedämpfte Licht verrieten wenig über den Ort, an dem ich mich befand. Die Matratze unter mir fühlte sich weich an, aber die Unsicherheit darüber, wie ich hierher gekommen war, lastete schwer auf meinen Gedanken.
Panik machte sich in mir breit.
Wo war ich?
Die Erinnerung an die Begegnung mit meinem Vater und das plötzliche Ohnmächtigwerden drängten sich in meine Gedanken. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich versuchte, die Puzzlestücke der vergangenen Ereignisse zusammenzusetzen.
Die Worte meines Vaters hallten in meinem Kopf wieder und die ungelösten Emotionen der Vergangenheit kochten hoch. War die Ohnmacht eine Reaktion auf die überwältigenden Gefühle oder hatte etwas anderes meine Sinne getrübt?
,,Aber Menschen können sich ändern, Cennet. Ich habe mich verändert. Lass mich beweisen, dass ich ein besserer Vater sein kann."
Langsam setzte ich mich auf und stützte meinen Kopf in die Hände. Der Raum schien sich leicht zu drehen, und ich spürte einen dumpfen Schmerz in meinen Schläfen.
Das Rätsel um meine Gegenwart in diesem Raum und die Fragen nach dem, was wirklich geschehen war, verursachten einen Knoten in meinem Magen.
Die Tür öffnete sich leise, und eine junge Dame betrat den Raum. Ihr Gesicht kam mir fremd vor, aber sie lächelte freundlich und fragte: ,,Wie geht es Ihnen? Brauchen Sie etwas? Wasser, vielleicht?"
Ihr Gesichtsausdruck strahlte reine Empathie.
,,Wo bin ich hier? Was ist passiert?", stammelte ich, während meine Gedanken versuchten, sich zu ordnen.
,,Sie sind bei Enes Bey zu Hause, Cennet Hanım. Er hat sie gestern Nacht hierher gebracht", klärte sie mich auf.
Enes?
Unsere ständigen Begegnungen waren sehr seltsam. Das musste Schicksal sein.
,,Was passiert ist, kann ich Ihnen leider nicht erklären. Das müssen Sie Enes Bey fragen." Und schon verschwand sie durch die Tür.
Ein Gefühl der Erleichterung durchzog mich. Die junge Dame beruhigte meine Sorgen. Wenn ich bei Enes war hieß das, ich war in Sicherheit.
Die Tür öffnete sich erneut, und in diesem Moment trat Enes in den Raum.
Sein Blick traf meinen, und für einen kurzen Augenblick glaubte ich, einen Hauch von Besorgnis in seinen Augen zu erkennen.
Doch schnell verblasste dieser Ausdruck, und sein Gesicht nahm wieder den kalten, undurchdringlichen Ausdruck an, für den er bekannt war.
,,Enes, was ist passiert und was mache ich hier?" Meine Stimme zitterte etwas, da er immer noch denselben Einfluss auf mich hatte.
,,Ich habe dich gestern Nacht in einer Gasse gefunden. Du warst ziemlich blass und im nächsten Moment bist du umgekippt. Da ich dich nicht dort liegen lassen konnte, habe ich dich mitgenommen."
Seine Worte waren kühl und distanziert, als ob er mehr aus Pflichtgefühl als aus echtem Interesse sprach.
,,Warum warst du um diese Uhrzeit in einer dunklen Gasse? Das ist gefährlich, Cennet", sprach er.
Ein angenehmes Kribbeln machte sich in mir breit.
,,Ist nicht so wichtig. Warum bist du hier? Musst du eigentlich nicht arbeiten?", fragte ich nun neugierig.
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Insolenz
RomanceIn·so·lenz Substantiv, feminin [die] Anmaßung, Unverschämtheit, Frechheit ☆ Inmitten der pulsierenden Geschäftswelt Istanbuls wagte die leidenschaftliche und ehrgeizige Cennet Karaca einen mutigen Schritt. Von Deutschland aus wagte sie den Sprung i...