Kapitel 9

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Der Rest des Tages verging recht schnell: Lord Stone führte die Neulinge kurz herum, was Linh jedoch nicht komplett wahrnahm, denn die Müdigkeit nahm zu und ihre Arme taten nach einer Weile weh da sie Himari auf dem Arm trug. Diese musste sie dann doch leider absetzen da er Drache von Sekunde zu Sekunde, von Minute zu Minute schwerer und größer wurde. Am Ende hatte er sogar die Größe eines kleinen Ponys erreicht. Den anderen Neulingen passierte das Gleiche und man hörte teilweise überraschte Keucher und ächzende Stöhner. Der Rest des Nachmittags passierte die Gruppe immer wieder die Gänge der schier unendlichen Akademie und Lord Stone ordnete sie den verschiedenen Zimmern zu: Eine Gruppe wurde vor einer kalten eisernen Tür abgesetzt, die andere vor eine pflanzenüberwachenes Tor, noch andere Schüler landeten sogar vor einer Art Burgtor welches man sogar hoch und runterklappen konnte. Am Ende war schließlich Linhs Gruppe dran, Lord Stone führte sie durch einen von Leuchtmoss überwachsenen Gang und deutete auf eine fast komplett zugewachsene Pforte. Sie war klein und unscheinbar, doch trotzdem strahlte sie eine gewisse Autorität aus. Fasziniert sah Linh sie sich etwas genauer an und entdeckte dass ein schön verzierter, gusseiserener Riegel als Klinke gab. «Tretet ein! Ihr seid herzlich willkommen im Departement der Irrlichter! Hier ist eine Karte die euch nützlich sein kann, damit ihr euch nicht verirrt», Lord Stone zwinkerte kurz und fügte dann hinzu, «Die Karte zeigt an sobald ihr sie antippt wo ihr euch befindet. Macht euch auch bitte für heute Abend etwas schick ja? Um 8 Uhr gibt es Abendessen und zur Feier des Tages werden mehrere ältere Schüler ihre Kunststücke vorführen! Außerdem solltet ihr Morgen schon um 6 Uhr aufstehen: dann könnt ihr ohne Stress in der Haupthalle frühstücken und dann euch gleich auf den Weg zum Flugunterricht machen welcher um 7 Uhr stattfindet. Dort werdet ihr dann auch eure Drachen abholen, welche ich jetzt mitnehmen werde, da man ihnen noch passendes Zaumzeug und Sattel anfertigen lassen muss. Dies wird für Morgen alles fertig sein!», dann legte er die Hand auf Williams Schulter welcher sichtlich zusammenzuckte, was Lord Stone jedoch nicht bemerkte und er führte ihn leicht zur Seite, nachdem er ihnen viermal eine alte leicht vergilbte identische Karte überreichte.

Wahrscheinlich irgend so ein Drachenwächter-Ding... Aber was ist bitteschön ein Departement?
Diese Frage stellte sie Wulf, da er der sympathischste schien, denn Valerie rollte bereits mit den Augen und Thalias Miene war so undeutbar wie eh und je. «Die Schule ist sozusagen in 6 sogenannte Departemente unterteilt. Jedes Abteil hat eine Speuialität und lebt in einer anderen Umgebung. Wir sind wie gesagt die Irrlichter: Aus diesem Grund haben wir eine verwitterte Pforte, überall befindet sich Leuchtmoos und es riecht stark nach Tannnennadeln. Außerdem hat jedes Departement eine eigene «Ranger»-Mannschaft, welche sich jeden Monat in einem großen Flaggenkampf miteinander messen. Jedes Jahr werden Posten für solch eine Mannschaft frei und der Kapitän sucht dann nach neuen Kandidaten. Sowie es scheint, ist einer von Valeries fantastischen Brüder ein Kapitän davon, um nicht zu sagen der Kapitän unserer Mannschaft.», beendete Wulf seinen Vortrag und winkte Linh, ihr ins Zimmer zu folgen, welche Valerie und Thalia bereits geöffnet hatten. Bevor Linh ihm jedoch folgte, legte sie die Arme um Himaris Hals, küsste sie sie einmal kurz auf ihren schuppigen Kopf, streichelte sie noch kurz und versprach dann sie morgen wiederzusehen. Dann steckte sie die vergilbte karte die Lord Stone ihr übereicht hatte in eine ihrer Hosentaschen, da sie diese wahrscheinlich später nochmal brauchen würde um sich in dem Gebäude zurecht zu finden.

Schließlich sah sie sich nochmal um um zu sehen wann Will kam, doch dieser schien tief in ein Gespräch mit Lord Stone verwickelt zu sein. Höchstwahrscheinlich ging es um seinen Stundenplan da er ja nicht an dem Flugunterricht teilnehmen konnte und zusätzliches Training als Drachenwächter benötigte.

Also folgte Linh ihren neuen Zimmerkameraden nach drinnen. Dort wurde sie von einem Geruch nach alten Büchern begrüßt was auch auf genau das zutraf was sie sah: die Wände waren mit Bücherregalen so vollgestellt dass es ein Wunder war dass die Balken nicht zusammenbrachen sondern sich nur bedrohlich unter dem Gewicht der Bücher bogen, die regale reichten bis zu der Decke, es gab Bücher von allen Größen, kleine, dicke, in Leder gebundenen, staubige und neue, manche waren bereits mit Kaffee bekleckert worden und Lieblingsseiten mit Eselsohren markiert worden, während wieder andere noch brandneu glänzten und blinkten und man so jeden einzelnen Fingerabdruck sehen würde wenn man sie auch nur aus dem Regal nehmen würde. Solch eine große Menge an Büchern hatte Linh noch nie gesehen und selbst ihre Bibliothek in der Schule hatte nicht so viele gehabt. Ein samtner und weicher Teppich schmückte den Boden und ließ den Raum etwas altmodisch erscheinen und es gab eine kleine Lesecke welche mit vielen Kissen und Sitzpolstern ausgestattet war. Sofort entschied Linh diese so schnell wie möglich auszuprobieren da sie äußerst gemütlich aussah. Ein wenig weiter sah sie wie Wulf sich auf einem alte Sofa fläzte, welcher vor einem kleinen Fernseher, einem Magnito, stand. Dieser war mit einer Art Konsole verbunden und der Junge schien gerade auszutesten welche Spiele man darauf spielen konnte denn er hatte eine Art Fernbedienung, ein kleines glasiges Rechteck mit bunten leuchtenden Knöpfen, in der Hand und scrollte sich durch, während auf dem Fernsehbildschirm blinkende Bilder und Farben erschienen. Vor dem Sofa befand sich ein kleiner Tisch aus Mahagonieholz, welcher Linh schonmal inn ihrem Dorf in der Taverne gesehen hatte und stets etwas niedriger war um gemütlich darauf karten spielen zu können. Die Wände hier waren außerdem mit Eichenholz verkleidet und verströmten einen harzigen Duft, während alles durch ein großes beeindruckendes Fenster beleuchtet wurde und eine großartige Aussicht aufen einen spiegelglatten See und die hohen berge draußen bescherte. Linh beschloss ihn sich auf jedenfall später nochmal etwas genauer anzusehen.

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