Kapitel 15

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Als sie weg war, richtete sich alle Blicke auf den jungen Sir Astin, welcher unter den Blicken nahezu zu schrumpfen anfing und immer nervöser am Saum seiner bodenlagen Tunika fummelte. Auch Linh konnte einen neugierigen Blick auf ihren neuen Lehrer nicht verbergen: er war ziemlich klein für sein Alter höchstens einen Kopf größer als Linh, sein Körperbau war schmächtig und zierlich, wohingegen Wulf wie ein durchtrainierter Muskelprotz aussah. Die lange Tunika von Sir Astin, schimmerte silbern und hier und da waren kleine Sternchen eingenäht worden die fast funkelten und um seine Hüfte war ein kleiner Gurt geschlungen da er sonst im Kleid untergehen würde, während seine rostroten Haare strubbelig unnd wild vom Kopf abstanden. Er schob seine Brille mit einem dünnen goldenen Gestell und riesigen Gläsern die seine efeugrünen Augen stark vergrößerten, immer wieder auf die Nase da sie immer wieder abrutschte. «H-halllo zusammen», begrüßte Sir Astin die Klasse. Jedoch konnte man es kaum als Begrüßung bezeichnen: es war eher ein leises Piepsen, wobei das Stottern nicht dazu beitrug dass Sir Astin imposanter aussah. Auch dem Lehrer schien dies aufgefallen zu sein, auch wenn er kurz zusammenzuckte als seine Stimme über die Wiese hallte. Kurz räusperte er sich und beim Klang seiner Stimme, konnte Linh sehen dass er am liebsten wieder zusammen gezuckt wäre, was er jedoch unterdrücken konnte, sich zu fassen versuchte, noch heftiger am Saum seiner Tunika zerrte und dann mit bemüht fester Stimme sprach: «Ich bin Sir Astin, wie ihr vielleicht mitbekommen habt und-», er stockte, als sich kurz zustimmendes Gemurmel breit machte und jeder höflich Begrüßungen murmelte. Zerstreut fuhr er sich durchs Haar, wobei es fast so aussah als wolle er seine unbändigen Haare unter Kontrolle bringen wollte, was ihm jedoch nicht gelang und sie nahezu noch wilder vom Kopff abstanden: «Jedenfalls unterrichte ich euch in Drachenfähigkeiten», beendete Sir Astin seinen Satz. Das erweckte Linhs Neugier: Drachenfähigkeiten? Welches Fach war das denn? Anderen Kindern schien es genauso zu gehen, denn es wurden aufgeregte Blicke ausgetauscht, während die staunenden Blicke die auf Sir Astin lagen sich verstärkten. Dieser schien sich noch unwohler zu fühlen, denn wieder strubbelte durch sein Haar bevor er dann meinte: «In der ersten Stunde geht es darum dass ihr und euer Drache euch vertraut.», er holte tief Luft, legte eine kleine Kunstpause ein und fuhr dann fort, «Zur ersten Übung würde ich euch bitten, euch zu setzen.»

Aufgeregt tat die Klase was ihnen befohlen wollte. Linh setzte sich im Schneidersitz in die Nähe von ihren Zimmerkamaraden, wobei ihre Jeans nass wurde, da die Wiese noch vom frischen Tau überzogen war, während sich die Sonne in den kleinen Tropfen spiegelte und es aussah als würde Glitzer die Lichtung bedecken. Auch Himari hatte sich neben Linh niedergelassen und legte nun ihren Kopf auf ihren Schoss, bevor sie ihre Reiterin das Kinn so zuneigte dass Linh es ohne Proleme kraulen konnte. Mit einem Lächeln begann Linh ihren Drachen zu streicheln und schon bald schloss Himari genüsslich die Augen und unter ihren Händen spürte Linh das leichte Vibrieren als Himari leise zu Gurren anfing.

«Schließt nun eure Augen!»,befahl die Stimme von Sir Astin ihnen.

Linh fiel diese Aufgabe recht leicht, da nach diesem Spieleabend der Schlaf recht kurz ausgefallen war. Bei seinen Worten fielen ihre Augenlieder ganz automatisch zu und es tat gut eine Weile so da zu sitzen, sich auszuruhen mit dem Kopf ihres Drachen auf dem Schoß. Die Geräusche um sie herum blendete sie komplett aus, ihre Atmung ging regelmäßig, während ihr Herz das lauteste war was Linh hörte.

«Nun konzentriert euch nur auf euch und euren Drachen. Sucht tief in euch nach etwas 'Greifbarem'!», hörte Linh eine Stimme aus weiter Ferne. Besonnen kraulte sie ihrem Drachen weiter unter dem Kinn, während sie sich darauf konzentrierte die Aufgabe zu erfüllen. Sie stellte sich vor, ihre Hände würden in einer Spielzeugkiste herumwühlen auf der Suche nach dem Lieblingsteddybären. So arbeitete sie sich vor, immer weiter und weiter, tiefer und tiefer, entfernte jede kleinste Schicht auf der Suche nach diesem 'greifbaren' Gegenstand.

So verging die Zeit, Zeit welche sich wie Stunden anfühlte obwohl es wahrscheinlich nur 2 Minuten waren.

Schließlich fand Linh was sie suchte und- es war unbeschreiblich. Es fühlte sich fest an, doch als Linh versuchte danach zu greifen glitten ihre imaginären Hände dadurch. Ein wilder Wirbel umhüllte es, schwirrte drum herum und schimmerte in allen erdenklichen Regenbogenfarben. Zuerst blau, dann grün, erst rot, wieder blau, schießlich violett, dann gelb und so weiter. Es war ein so wildes Spiel dass Linh dem ganzen nur gebannt zu schauen konnte.

«Wenn ihres gefunden habt, haltet euch daran fest, zieht es bestimmt aber dennoch sanft an die Oberfläche», Sir Astins Stimme hallte in Linhs Ohr wieder und erinnerte sie an ihre eigentliche Aufgabe, wobei sie auch verhinderte dass sie sich in den Tiefen dieses unglaublichen Strudels verirrte. Sie kniff ihre Augenlieder fest zusammen obwohl diese bereits geschlossen waren und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Dann konzentrierte sie ihre gesamte Kraft darauf, diese pure Energie an die Oberfläche zu bringen.

Mit ihren imaginären Händen versuchte sie wieder danach zu greifen, doch der bunte Wirbel floss durch ihre Hände wie Wasser, bannte sich einen Weg durch jede kleine Ritze und versickerte, bevor es sich wieder dem kleinen Strudel anschloss. Doch das konnte Linh nicht auf sich beruhen lassen. Der Ehrgeiz hatte sie gepackt und sie versuchte es immer und immer wieder. Schließlich kam ihr eine Idee. Sie ballte ihre gesamte Kraft zu einer einzigen Kugel, nahm diesmal die beiden imaginären Hände und griff so tief es nur ging in die unglaubliche Kraft hinein.

Ihre Hände begannen zu kribbeln, so als wären sie eingeschlafen, am anfang eher unsanft doch dann wurde es zu einem angenehmeren Kribbeln. Nach einem tief Luft holen, zog Linh ihre Hände dann aus diesem eigenartigen Strudel, wobei sie ihre ganze Konzentration darauf ausrichtete jede Ritze, jeden Platz wo diese Kraft hätte entweichen können, mit ihrer eigenen Energie zu stopfen. Sie stellte es sich wie Kleber vor welcher langsam alle Löcher auffüllte und so kein einziger Tropfen mehr hindurch fließen konnte. Mit aller Macht hob sie die imaginären Hände immer weiter, darauf achtend nur keinen Tropfen von diesem seltsamen Strudel zu verschütten. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: kurz nachdem diese Art von Transport die Höhe des Herzens passiert hatte, schien es zu explodieren. Die ganzen bisher gefangenen Wirbel quoll aus ihren imaginären Händen heraus, der 'Kleber' barste augenblicklich und jegliche Konzentration ging verloren, wobei auch diese zu schwach gewesen wäre diese Ausmaß an Macht zu kontrollieren. Linh wusste nicht ob sie geschrien hatte oder nicht, das einzige was sie hörte war ihr Herz welches wie wild raste und in ihren Ohren dröhnte wie ein zu schneller Rhythmus welcher immer lauter und lauter wurde, sodass man fast meinte es würde einem das Trommelfell barsten. Die ganze gefangene Energie breitete sich in ihr aus, strömte durch ihre Adern wie heißes Feuer, ohne diesen jedoch irgendwelchen Schaden zu zufügen, flitzten herum wie kleine Blitze bis sie sich schließlich gesammelt hatte.

Noch immer schien Linhs Herz kurz vor einem Schock zu stehen, doch sie spürte nun nur noch ein sanftes angenehmes Kribbeln und Zwicken in ihren beiden Händen, welche sich nass und verschwitzt anfühlten und auf dem Hals von Himari lagen. Sie hatte wohl aufgehört ihren Drachen zu streicheln sobald sie sich daran gemacht hatte diesen Wirbel einzufangen.

Ein langsames aber regelmäßiges Pulsieren erregte ihre Aufmerksamkeit, denn es schien als ob sich bei ihren Augen noch mehr befinden würde... etwas Warmes und obwohl Linh es noch nie gespürt hatte, doch etwas Vertrautes. Verwirrt und ohne Ahnung was jetzt passieren würde öffnete das Mädchen die Augen.

( 1300 Wörter)

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Heyy ^^"

Nach längerer Zeit sieht man sich (endlich) wieder!

Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr seid wohlauf.

Bin für jegliche Art von konstruktiver Kritik offen^^ Falls wer irgendwelche Schreibfehler oder sonstige Fehler im Satzbau findet: gerne in die Kommentare schreiben >>>>>>>

Bis hoffentlich bald!

Die Reiter LumenariasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt