Die Reiter Lumenarias

Kapitel 14

Nur mit Mühe konnte Linh einen Aufschrei unterdrücken, während um sie herum kollektive Ausrufe und überraschte Stimmen die Luft erfüllten. Selbst Valerie die vorher noch so gelassen ausgesehen hatte, konnte nur knapp ihre gelassene Maske bewahren und Linh sah aus den Augenwinkeln wie ihre Hand zu ihrer Brust geschossen war und sich ihre Augen für Milisekunden erschrocken geweitet hatten. Selbst die Drachen hatten überrascht den Kopf gehoben und schienen genervt darüber dass die Kuscheleinheitt schon beendet war.

«Sei gegrüßt junge Reiterin.» Diesen Aufschrei konnte Linh nun wirklich nicht unterdrücken und ein hoher quietschiger Laut entfuhr ihrer Kehle, während ihre Augen immer wieder umherhuschten um den Sprecher ausfindig zu machen.

«Hier bin ich!», eine kleine knollige und vorallem grüne Hand wedelte vor Linhs Nase herum. Diese senkte verwirrt den Blick und schaute nun in die glänzend schwarzen Teddybäraugen eines Gnoms.

«Oh entschuldige!», hastig ging Linh in die Knie um auf Augenhöhe mit dem Wesen vor ihr reden zu können, «Ich hatte dich nicht gleich gesehen...»

«Kein Thema!», der Gnom winkte ab und strich sich ihren hübschen Rock zurecht an welchem noch einige Erdkrümel vom Aus-der-Erde-schießen hingen. Bei genauerem Hinsehen konnnte Linh erkennen dass das Kleid aus dicht miteinander verflochtenen Strohhalmen bestand und hin und wieder war eine kleine Enzianblüte hineingeflochten. «Ich bin Flora», die Gnomin, also Flora, streckte Linh ihre kleine Hand hin und als Linh sie ergriff, fügte sie hinzu, «Und wie heißt du junge Reiterin?» «Mein Name ist Linh», sie erwiederte den warmen Händedruck und deutete auf Himari, «Und das ist Himari, mein Phönixflügler!», der Drache stupste die Gnomin an, bevor sie Flora dann mit der Zunge zur Begrüßung übers Gesicht schleckte. Flora erwiederte die Geste lächelnd und begann die Stirn Himaris zu kraulen, wesshalb die Luft gleich von einem sanften Gurren erfüllt wurde.

«Sie scheint dich zu mögen!», meinte Linh und erkannte belustigt dass sie wohl ziemlich leicht ersetzbar war. «Drachen mögen uns Gnome halt», erwiederte Flora, bevor sie sich mit der freien Hand eine Strähne aus ihrem Gesicht strich und sie hinters Ohr steckte. Der Rest ihrer Frisur hatte sie in einem ordentlichen Zopf zusammengeflechtet, wesshalb sie ein wenig einem undurchdringlichem Dickicht aus Blättern und Brombeeren ähnelte, «Drachen und Gnome haben ein besonderes Band: wir sind nämlich beide tief mit der Natur verbunden. Ein weiterer Fakt wäre jedoch auch dass wir sehr leckere Früchte anbauen welche den Echsen wohl gut schmecken...», Floras glockenhelles Lachen mischte sich mit dem Gurren von Himari, «Sicher hast du schon mal von den Kokoros gehört oder Linh? Wir Gnome haben sie einzig und allein wegenn dem Geschmack gezüchtet welche die Drachen wohl sehr zu mögen scheinen.»

Fasziniert versuchte sich all diese Informationen zu merken, bevor sie dann doch begann Himari hinter den Altersfedern zu kraulen, eine Stelle an der alle Phönixflügler gerne gestreichelt wurden, um nicht in die Ungnade des Drachen zu fallen.

«Nun... ich denke wir sollten mit unserer eigentlichen Aufgabe anfangen nicht war?», meinte Flora schließlich nach einer Weile und unterbrach ihre Kuscheleinheit, wobei sie aus einer ihrer Taschen im Kleid etwas herzförmiges rotschimmerndes zog: eine Kokoro. Vorsichtig schob die Gnomin sie zu Himaris Schnauze, welche sie augenblicklich verschlang. Der rote zähflüssige Saft bespritzte ihre Nüstern und es sah fast so aus als wäre der Drache ein kleiner Vampir. Kichernd stimmte Linh zu: «Ja du hast recht vielleicht sollten wir mit unserer eigentlichen Aufgabe anfangen», dabei beobachtete sie noch immer Hinari welche nun ihre Zunge zur Hilfe nahm und sie soweit herausstreckte dass sie ihre Nüstern berühren konnte, um den Fruchtsaft zu entfernen.

«Alles klar!», Flora zog aus einer weiteren Tasche in ihrem Strohrock ein kleines Notizblatt sowie auch etwas Graphit, «Lasst uns loslegen! Wir beginnen mit dem Zaumzeug ja?», während die Gnomin diese Frage stellte begann sie schon zu zeichnen mit schnellen Linien und geschickten flinken Bewegungen hatte sie in Sekundenschnelle eine täuschend echte Skizze von Himari angefertigt, ohne auch nur ein Detail auszulassen: jede Schuppe war an ihrem Platz, die Flügel waren symetrisch angelegt und selbst die Schwanzfedern waren alle aufgezeichnet.