Nichts

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"Bevor ich auf Elijah's Gruppe stieß...", fing Maggie an zu erzählen. "...war ich lange alleine mit Hershel unterwegs. Eines Tages trafen wir diesen alten, gebrechlichen Mann. Er kniete neben einem umgestürzten Einkaufswagen, voll mit Kleidung für seine Söhne und Töchter und er fragte ob wir ihm helfen, den Wagen nach Hause zu schaffen. Er wollte uns dafür etwas zu essen geben. Ich wusste dass er lügt. Ich war am verhungern und...Hershel war auch kurz davor. Wir folgten ihm zu seinem Haus, ich hielt ihm ein Messer an die Kehle und griff in seine Tasche. Ich fand ein Tuch mit Chloroform, dass er mir aufdrücken wollte und stopfte es ihm in den Mund."

Ich zog meine Augenbrauen nach oben. Sie erzählte weiter.

"Dann gingen wir ins Haus und ich hab meinen Jungen in einem Zimmer eingeschlossen, dann hab ich das Haus durchsucht. Da waren diese drei, deformierten...Männer kann man nicht sagen. Sie haben mich angegriffen. Aber ich konnte sie abwehren. Und dann war es still im Haus, bis auf ein dumpfes Geräusch, das vom Dachboden kam. Ich dachte vielleicht haben sie da oben Menschen eingesperrt, die sich versuchen zu befreien. Ich ging zu einer Tür am Ende des Flurs, ich öffnete sie und haben oben eine Treppe gesehen. Auf dem Treppenabsatz, da war dieser Schatten. Er schwankte und wandte sich. Ich dachte es wäre ein Tier. Dann ist er plötzlich die Treppe runter gefallen, direkt vor meine Füße. Es war ein Beißer, der mal eine Frau war. Ihre Arme und Beine, wurden ihre abgetrennt. Die Strümpfe vernäht. Ihre Augen wurden raus gefetzt, keine Zunge."

Als sie letzteres erzählte, weiteten sich meine Augen in purem Schock und Horror. Was für ein kranker Mensch muss man sein, um jemanden sowas anzutun? Allein bei der Vorstellung was für Angst und Schmerzen diese Frau gehabt haben muss, erschauderte mein ganzer Körper und mir wurde übel.

Maggie war aber noch nicht fertig.

"Aber sie keuchte, durch eine offene, kauterisierte Wunde in ihrem Hals, wo man ihr die Stimmbänder heraus gerissen hatte."

Egal wie verstört ich vorher auf Maggie geguckt habe, jetzt starrte ich noch erschrockener. Schon vor dem Fall der Welt passierten schlimme Dinge, die man sich nicht hätte vorstellen können, aber sowas zu hören und genau zu wissen dass es stimmt, machte mir einfach nur Angst. Ich spürte so viel Mitleid für diese Frau und konnte mir nicht vorstellen wie viel sie durchgemacht hat. Mein Atem wurde sogar unregelmäßiger und mir war von diesem Horror zu Tränen zu mute. Das schlimme ist, dass es nicht einfach aus irgendeiner Geschichte ist, das ist wirklich passiert.

"Ihr Bauch war rund und prall. Und was auch immer da drinne war, versuchte raus zu kommen."

Was zum Teufel...?!

"Als ich nach oben ging fand ich noch drei Frauen wie sie, aber ihre Herzen schlugen noch. Und wisst ihr was ich da dachte? Was mir da als erstes durch den Kopf gegangen ist? Wenn sie noch leben, dann muss es hier Vorräte geben. Dann hab ich mich um sie gekümmert. Und ich fand die Vorräte, unzwar reichlich. Hershel und ich füllten den Wagen damit und verschwanden."

Mein Blick fiel zu Boden und ich versuchte wieder meinen Atem zu kontrollieren. Meine Psyche kann froh sein, dass ich dies nur gehört habe und nicht wirklich gesehen habe oder- Gott bewahre- sogar selbst erlebt hätte. Menschen sind einfach abscheuliche und grausame Monster.

Maggie trat näher zu Alden. "Und wenn ich dir das jetzt erzähle fühle ich gar nichts. Hast du verstanden?"

Vor Überraschung fiel mein Blick wieder auf Maggie. Sie fühlte gar nichts? Wie kann man dabei nichts fühlen? Ich nahm leise tief Luft und starrte wieder zu Boden.

"Denn so ist die Welt da draußen. Das zu sehen hat etwas in mir getötet und ich glaube nicht, dass das ein Verlust ist. Weil man die Dinge so viel klarer sieht. Was wir in Alexandria haben und was wir in Hilltop hatten, und in Meridian, gibt es nur selten. Und das muss so sein, verglichen was mit der Welt los ist. Denn wenn es das nicht ist..."

His Little Soldier 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt