Das Wetter in New York City war wechselhaft, aber meistens war es bewölkt und windig. Eiji zog den Kragen seiner Jacke noch weiter hoch und klammerte sich an seine Tasche, als Ibe und er vor dem Haus des Journalisten standen. „Bist du bereit?", fragte Ibe. Eiji nickte nur, er befürchtete, es habe ihm die Sprache verschlagen. Er hatte den ganzen Flug über kaum gesprochen. Ibe klingelte an der Tür und kurz darauf öffnete Jessica ihnen die Tür. Sie schien sie erst nicht zu erkennen, doch als Ibe Eiji vorschob, weiteten sich ihre Augen. „Max! Komm schnell her!", rief sie, dann schloss sie Eiji in die Arme. Max, der nur Sekunden später hinter Jessica erschien, nahm ihn ebenfalls in die Arme, als seine Freundin ihn losließ. „Wieso habt ihr denn nichts gesagt??", rief Max und wenn Eiji sich nicht täuschte, sah er ein paar Tränen in Max' Augen. „Wir dachten, wir überraschen euch mal.", lachte Ibe und trat nach Einlass von Jessica ein.
Sie ließen sich im Esszimmer des Hauses nieder und Max faltete die Hände auf dem Tisch, bevor er Eiji den Blick zuwandte. „Ich habe dir ja geschrieben... Sicher hast du es auch gelesen, ansonsten wärt ihr hier wohl kaum aufgekreuzt." Eiji nickte. Ihm hatte es noch immer die Sprache verschlagen. „Du möchtest sicher etwas über Ash wissen, hab ich Recht?", fragte Max. Eiji nickte erneut. „Nun, ich weiß auch noch nichts genaues, die Ärzte wollten nichts freigeben, bis nicht feststeht, dass er überlebt, aber die Verletzungen scheinen schwerwiegend zu sein. Sie schienen vielleicht zehn oder zwanzig Minuten alt zu sein, als er endlich entdeckt wurde. Ein Wunder, dass er überhaupt so lange überlebt hat. Naja, er ist eben unser Ash. Er wurde direkt ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht und alle seine Verwandten wurden informiert. Nun, eigentlich nur Jessica, Jim und ich, sonst wissen nur du und Ibe etwas davon. Es wird sich aber sicher schnell herumsprechen, dass Ash im Krankenhaus liegt. Er ist schließlich in ganz New York bekannt. Zum Glück sind Golzine, Arthur und Foxx tot. Sie würden die Gelegenheit sicher liebend gerne nutzen, um Ash gefügig zu machen und zu sich zu holen. Naja, diese Perverslinge sind jetzt endlich Geschichte." Max seufzte einmal auf, bevor er fortfuhr.
„Was mir allerdings Sorgen bereitet ist, dass Lao Yen Tai so plötzlich verschwunden ist. Nachdem Golzine und Foxx starben verschwand er spurlos und hinterließ nicht einmal den kleinsten Hinweis auf seinen Verbleib. Ich befürchte, dass er Ash angegriffen hat." „Was? Lao soll Ash angegriffen haben? Wieso sollte er das tun?" Endlich hatte Eiji seine Sprache wiedergefunden. „Ich bin mir selbst nicht sicher. Aber bevor Arthur starb stritten sie sich und Lao verließ die Gruppe. Er unterstellte Ash immer wieder Shorter getötet zu haben. Es stimmt ja auch, aber niemand hätte Shorter mehr retten können. Ich kann mir vorstellen, dass er wütend ist, aber er hat Ash nicht einmal die Chance gegeben, sich zu erklären. Deshalb scheint es mir plausibel, dass Lao Ash versucht hat zu töten, um Shorter zu rächen." „Das klingt tatsächlich nach einer plausiblen Erklärung für diese Tat...", murmelte Ibe und nickte mechanisch. „Er sollte heute eine der letzten lebenswichtigen Operationen hinter sich haben, vielleicht können wir ihn besuchen.", schlug Max vor. „Können wir das? Wir können Ash besuchen?", fragte Eiji und sprang auf, Max lachte. „Natürlich können wir das! Deshalb habe ich dir doch erst geschrieben, ich wusste, dass du ihn wiedersehen wolltest!" „Wann können wir los?", fragte Eiji aufgeregt. „Ich denke die Operation sollte in einer Stunde beginnen. Dann können wir uns auf den Weg machen."
Diese Stunde zog sich wie ein alter Kaugummi. Eiji lief die ganze Zeit im Haus und im Garten auf und ab, spielte eine Runde Fußball mit Michael, nur um dann wieder nervös neben Ibe am Tisch zu sitzen und permanent auf die Uhr zu schauen. Um halb vier stiegen sie endlich ins Auto und fuhren zum Krankenhaus, in dem Ash liegen sollte. Eiji atmete schnell, Ibe legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. „Bleib ruhig, Eiji. Ash geht es sicher gut.", beruhigte ihn Ibe und lächelte sanft. „Ich bin ruhig!", antwortete Eiji schnell. Max lachte und fuhr auf den Parkplatz des Krankenhauses, in dem Ash lag. „Eiji, komm. Erst kannst du es gar nicht erwarten und jetzt bist du am Sitz festgewachsen?", fragte Ibe. „Ich kann Ash doch so nicht gegenübertreten.", sagte Eiji leise. „Wieso denn? Du wurdest angeschossen, so konntest du ihm doch nicht helfen. Außerdem wird sich Ash sicher auch freuen.", antwortete Ibe. „Na gut...", gab Eiji nach. Die beiden folgten Max ins Krankenhaus und am Empfang stellte Max die beiden als Freunde von Ash vor. Sie wurden durch den Fahrstuhl in den sechsten Stock des Krankenhauses gebracht, auf Zimmer 433 lag Ash.
Er schlief noch, als die drei Männer das Zimmer betraten. Eiji stockte der Atem, als er den Blondhaarigen sah. Ash war blass, sah aber noch genauso aus, wie vor zwei Wochen, als sie sich dass letzte Mal im Krankenhaus gesehen hatten. Er sah wunderschön aus. Eiji ließ sich auf einem Stuhl neben dem Krankenbett nieder und sah seinen Freund an. „Er sieht nicht gut aus...", murmelte Max besorgt und legte Ash eine Hand auf die Stirn. "Er ist ganz kalt..." Eiji hatte bisher nichts mehr gesagt, ihm hatte es nun vollkommen die Sprache verschlagen, als er Ash wiedergesehen hatte. Ibe warf Max einen besorgten Blick zu und als der verwirrt zurückblickte, nickte Ibe zu Eiji hin. Max verstand und richtete sich auf. „Ich denke, wir lassen dich jetzt ein wenig alleine. Wenn du Glück hast, wacht er bald auf." Eiji nickte stumm und sah Max und Ibe kurz an, als diese das Krankenzimmer verließen.
Nach einer halben Stunde war Ash noch immer nicht aufgewacht und Eiji fürchtete, dass er es wohl nie wieder tun würde. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben und spürte schon die Tränen in seinen Augen, doch da berührte ihn plötzlich etwas kaltes an seinem Arm. Eiji sah auf und er erstarrte. Ash lag neben ihm, die Augen geöffnet und ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. Eiji war so überfordert mit der Situation, dass ihm Tränen die Wangen herunterliefen. Ash war zwar noch schwach, aber er war stark genug, um Eiji vorne am Hoodie zu packen und ihn zu sich runterzuziehen. Er wischte ihm eine Träne weg und lächelte sanft. „Ich hatte gehofft, dich wiederzusehen..." Diese Stimme war so beruhigend und vertraut, dass Eiji ein Gefühl der Wärme überkam und er ebenfalls lächeln musste.
„Ich wusste, dass wir uns irgendwann wiedersehen...", wisperte Eiji, er konnte nicht lauter sprechen. „Ich habe dich vermisst..." Diese Worte ließen Eijis Herz schneller schlagen. Ash war ihm so nah, er konnte seinen warmen Atem auf der Haut spüren. Dort, wo der Atem auf seine Haut traf, bildete sich eine Gänsehaut, die ihn allerdings nicht wirklich störte. „Ich habe dich auch vermisst... es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir sein konnte..." Ash nahm Eijis Hand in seine und sah ihm tief in die Augen. „Sag das nicht. Du konntest nichts dafür, du wärst beinahe gestorben." „Das wärst du auch..." „Aber wir beide leben und das ist doch die Hauptsache. Und ich möchte dich nie wieder verlassen, ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen." Eiji spürte, wie ihm die Wärme in die Wangen stieg, doch er zwang sich Ash weiter anzusehen. Ein schmales, aber liebevolles Lächeln kräuselte seine Lippen.
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Banana Fish - endless love
RomanceKurz nachdem Eiji Okomura und Herr Ibe wieder in Japan ankommen, wird Ash ins Krankenhaus eingeliefert. Er wurde bewusstlos und mit schweren Stichwunden in der Magengegend in der Bibliothek in einem Teil von New York gefunden. Eiji erfährt in einer...