Peinliche Situation

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Chuuya Pov: Ich starrte schweigend aus dem Fenster. Ich hatte nicht wirklich die Nerven für anstrengende Gespräche mit meiner Familie. Am liebsten würde ich mich gleich wenn wir ankamen in meinem Zimmer einsperren und erst wieder rauskommen wenn alle wieder weg waren, aber meine Eltern hätten mit Sicherheit etwas dagegen. Genervt von meiner Situation lehnte ich meinen Kopf ans Fenster. Eigentlich wollte ich mich nach dieser Klassenfahrt in Ruhe ausruhen und mir etwas Zeit zum Nachdenken nehmen, aber das wird heute vermutlich nichts mehr. Wir bogen in ein recht hübsches Viertel der Stadt ab und parkten in der Einfahrt von unserem Haus. Ich konnte bereits die Autos von meinen Tanten, meinen Onkel und zu meiner Überraschung auch das von meinen  älteren Bruder sehen. Ich hätte nicht erwartet das mein älterer Bruder auch da sein würde. Eigentlich war er zur Zeit echt selten zu Besuch, allerdings hatte er momentan auch ziemlich viel Stress wegen seinem Studium, weshalb es mich um so mehr wunderte das er ebenfalls da war. Ich stieg aus dem Auto, holte meinen Koffer aus dem Kofferraum und öffnete die Haustür. Keine zwei Sekunden später rannte auch schon meine kleine Cousine, Elise auf mich zu und umarmte mich, so das ich fast umfiel. "Chuuuyaa!" Rief sie und umarmte mich fest. Ich seufzte als ich wieder im Gleichgewicht war und umarmte sie ebenfalls. "Freut mich auch dich zu sehen." Sagte ich mit etwas müden Augen. Ich wünschte Ich hätte doch etwas mehr geschlafen, aber das spielte nun auch keine Rolle mehr. Elise strahlte mich gerade schon förmlich an. Sie nahm meine Hand und zog mich ins Wohnzimmer. Ich stellte meinen Koffer einfach im Flur ab und ließ mich von ihr ins Wohnzimmer führen, wo sich gefühlt schon meine halbe Familie versammelte. Es dauerte auch nicht lange bis die gesamte Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war. Meine eine Tannte kam auf mich zu und umarmte mich ebenfalls herzlich. "Ah Chuuya lange nicht mehr gesehen. Kaum zu glauben das es schon so lange her ist. Du bist so groß geworden." Sagte sie. Ich gab mir größte Mühe nicht genervt zu seufzen oder die Augen zu verdrehen. Ich wusste ja selbst, dass sie es nur gut meinte, aber es war buchstäblich immer das selbe Gespräch. Außerdem war ich seit unserem letzten Treffen kein Zentimeter größer geworden und so lange war es auch nicht her und um ehrlich zu sein hätte, dass meinetwegen auch noch ruhig eine Weile dauern können. >>Warum sagten eigentlich immer alle wenn man sich lange nicht mehr gesehen hatte, dass man so groß geworden sei? Was soll ich überhaupt darauf antworten? Und du bist ganz schön alt geworden, oder was?"<<  "... Danke" sagte ich stumpf. Ich ließ mich auch noch von allen anderen Mitgliedern meiner Familie begrüßen, also meiner anderen Tannte, meinen Onkel, meinem Bruder und auch meiner Oma. Wobei die Gespräche für mich immer langweiliger und eintöniger wurden. Es waren aber auch immer die selben Gespräche. >>Können sie sich nicht zumindest mal etwas neues ausdenken?"  Zumindest bei einer Sache, war es für mich volkommen Okay wenn das ruhig immer so wäre. Meine Oma gab mir eine Schachtel Pralinen und ein bis zwei Geldscheine. Natürlich sagte ich so etwas wie "das war doch nicht nötig gewesen," aber insgeheim zehlte ich schon das Geld und überlegte was ich nun damit machen würde. Es war nicht so das ich sie nicht lieb hatte, denn das tat ich wirklich sehr, aber für mich waren nunmal all diese Gespräche eine Quall und kosteten mir mehr Energie als man mir ansehen konnte. Natürlich fühlte ich mich gleichzeitig auch schlecht, dass ich so darüber dachte und mich im Moment  nicht mehr darüber freute, dass sie hier war anstatt das Geld. Ich bedankte mich natürlich herzlich über das Geschenk, und steckte das Geld in meine Tasche. Eigentlich waren es immer die üblichen Gespräche. Es war echt ein Wunder das mich Sachen so viel Energie kosteten. Mein Onkel fragte mich wie die Schule läuft. Meine Tante fragte mich wie mein Plan für die Zukunft aussah und meine Oma fragte mich was ich nach der Schule machen will, wobei ich schon glücklich war wenn ich mit der Schule fertig war. >>Warum fragen eigentlich immer mich alle was mein Plan für die Zukunft ist? Ich frag doch auch nicht nach deren Beruf oder auch schon Rente. Ich weiß nicht einmal was ich mir heute zu Abendessen machen will...<<  Das ganze ging auch noch eine Weile so weiter bis endlich alle ihre ständigen Fragen gestellt hatten und nun endlich ihre Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes richteten. Meine Mutter unterhielt sich mit meinen Tannten über ihre früheren Schulzeiten und "wie toll es doch war zur Schule zu gehen und wie sorglos man doch damals war." Ja klar, dachte ich mir und verkniff es mir die Augen zu verdrehen. Mein Dad unterhielt sich mit meinem Onkel über ihre beiden Berufe und tauchten sich darüber aus wie toll doch alles lief. Während mein kleine Cousine auf dem Boden saß und etwas auf ein Blad Papier Malte und meine Oma... die erzählte gerade warum früher doch alles besser war und gleichzeitig auch darüber wie hart ihr Schulweg damals doch war und sie in einem Dorf lebte, wo nicht alle 5 Minuten Busse fuhren und sie laufen musste. Dabei konnte sie es auch nicht lassen ständig zu erwähnen wie verwöhnt und verhätschelt diese Generation doch ist. Wobei die Geschichten, wie hart ihr Schulweg war und sie  angeblich Kilometer lange Strecken durch den Wald oder Flüsse überqueren musste oder so etwas in der Art zumindest ganz unterhaltsam wahren. Gerade als ich mich etwas entspannen wollte und mich auf dem Sofa zurücklehnen wollte setzte sich mein Bruder, der übrigens Verlaine hieß zu mir. "Ich hab gehört du warst auf Klassenfahrt. Wie war es?" Fragte mich Verlaine aus dem nichts. Ich hatte nicht wirklich den Nerv dafür eine weitere anstrengende und vermutlich sinnlose Unterhaltung zu führen, aber irgendwas musste ich ja sagen. "Ganz in Ordnung..." Antwortete ich knapp. "Hast du eigentlich ein paar Freunde gefunden?" Fragte er weiter. "... ja, ein paar." Insgeheim hoffte ich er würde keine weiteren Fragen stellen, aber so war es leider nicht. "ach ja? Und wie heißen sie?" Sagte er und sah tatsaechlich etwas interessiert aus. "Rampo,  Atsushi und Kenji..." murmelte ich müde. "Hmm... Dann hast du sogar gleich drei gefunden. Freut mich für dich." Ich nickte bloß als Antwort. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Verlaine lächelte mich unscheinbar an und beugte sich etwas nach vorne um mir etwas ins Ohr zu flüstern. "Und jetzt die wichtigste Frage... Hast du eine Freundin?" Fragte er mich schelmisch. Ich wurde knallrot und rutschte etwas von ihm weg. "Sicher nicht! Hast du nicht eigentlich gerade viel Stress mit deinem Studium oder so?" Ich drehte mich etwas von ihm weg um meine geröteten Wangen zu verbergen. Verlaine hob gespielt eine Augenbraue. "Ich nimm mir nur eine kleine Auszeit. Oder hast du vielleicht ja einen Freund?" Fragte er grinsend. "Klappe!!!" Meine Wangen fühlten sich plötzlich sehr heiß an. >>Erröte ich gerade wirklich? ... wenn er bloß wüsste wie nahe er mit Freund liegt.<<  Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür und als meine Mutter aufmachte hörte ich eine mir sehr vertraute Stimme. >>Warte mal, was zum... Dazai?<<  Ich stand sofort vom Sofa auf und ging zur Tür.

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