Anus mundi

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Am Samstagmorgen ging es dann wieder einigermaßen. Wir hatten etwas Blümchensex am Morgen, dann räumte sie tatsächlich den Wäscheschrank auf. Ab und zu kam sie mit einem Teil, erkundigte sich, ob das passte, und ich gab meinen Kommentar dazu ab. 

Das kleine Schwarze? Nein, overdressed. Das Geblümte? Nein, zu dünn. Die Cargo-Hosen? Nein, zu hässlich. Dann kam sie mit ihrer englischen Schuluniform an: Schottenröckchen, Bluse, Krawatte, Kniestrümpfe. Okay, das war mal was Anderes.

„Gut, nimm das"

„Darf ich auch das Halsband tragen?"

Ich dachte kurz nach. Das mit dem Halsband gefiel mir recht gut, obwohl ich sonst nicht so der Typ war, der sie vor anderen an der Leine herumführen wollte. Aber Veronika würde sehen, was hier Sache war.

„Okay, aber diese hässliche Krawatte lass weg"

„Und Rattenschwänze?"

„Was für 'n Ding?"

„So Zöpfe wie Abby Sciuto in Navy CIS!"

Ich verstand kein Wort.

„Nein, lieber nicht", entschied ich, „wir wollen Veronika nicht scharf machen, wir wollen sie nur besuchen!"

„Ist gut", stimmte sie zu und ich dachte, dass so eine kalte Dusche doch ab und zu Wunder vollbringen konnte.

Um eins fuhren wir los, das Navi leitete uns auf direkten Weg in das Kaff, wo Veronika nun lebte. Trotzdem brauchten wir eine gute Stunde, bis wir da waren, obwohl es keine dreißig Bahnkilometer von Wien entfernt war. ‚Anus mundi, dachte ich, typisch für eine Endoskopieschwester.

Sie empfing uns beim Haustor, ihren Frischling im Arm, trug eine Jogginghose wie ein Proll, eine weiße Bluse darüber, das passte wie die Faust aufs Auge. Offensichtlich hatte ihr das viele Oxytocin, das sie in der Schwangerschaft produziert hatte, jeden guten Geschmack ausgelöscht.

Wir küssten uns auf die Wangen und ich konnte spüren, wie gern sie mich umarmt hätte. Nein, Vero, du hattest deine Chance. Sie gab Liz die Hand und die machte tatsächlich so was wie einen Knicks. Ich hatte sie bei der Fahrt noch instruiert, dass sie sich zu benehmen, Veronika mit Sie anzusprechen und die Schuhe im Haus auszuziehen hatte. Aber von diesem blöden Geknickse hier war nicht die Rede gewesen.

Ich ließ die Führung durchs Haus mit möglichst stoischer Ruhe über mich ergehen, murmelte, wo es passte, „Aha" und „Sehr schön" und immer wieder „nett", in der Hoffnung, dass Veronika noch wusste, was ich unter nett verstand – nämlich die kleine Schwester von Scheiße. Ein Trauerspiel das alles.

Dennoch war das Häuschen, ein renoviertes Winzerhaus mit Stall und großem Innenhof, durchaus hübsch anzusehen. Mal ein Wochenende hier zu verbringen und den Hühnern beim Kacken zuzusehen, hatte sicher was. Aber für ewig hier? Hölle!

Natürlich erzählte sie auch lang und breit, was das alles gekostet hatte, bei manchen Sachen trieb es mir die Zornesröte ins Gesicht, und wie gut ihr Macker verdiente mit seiner Autohandlung, Gebrauchtwagen der Mittelklasse, Mercedes, BMW, Audi, aufgemotzte Karren, für die sich die Türkenjungs in Wien Kredite mit horrenden Raten aufnahmen, alles nur um die Kürze ihrer Schwänze zu kompensieren.

Ach Veronika, dachte ich, was ist aus dir geworden? Eine billige Hausfrauenschlampe.

Jana und Liz - Teil 5: MuttertagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt