Ein nettes Pet

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Dann nahmen wir im Wohnzimmer Platz, das alleine so groß war, wie die Wohnung, in der ich lebte. Eine Wand ganz aus Glas mit Blick auf endlose Felder und endlose Tristesse, der Rest mit Eichenparkett und Mahagonitafeln ausgelegt.

Wir nahmen auf einem langen Ledersofa Platz, eine Katze kam daher und sprang Liz auf den Schoss, die sofort in kindisches Gekickse ausbrach und das Vieh zu enthaaren begann. Zumindest sah ihr Schottenröckchen bald danach aus.

Natürlich hatte Veronika das Hundehalsband bemerkt und es verfehlte nicht die Wirkung, die ich beabsichtigt hatte. Vero sah mich an, dann sie, dann wieder mich und bemerkte: „Ein nettes Pet hast du dir da zugelegt."

„Bin kein Pet!", motzte Liz auf.

„Das war nicht abwertend gemeint, Süße", entschuldigte sich Vero und ging zur Küche, ihr Baby auf dem Arm.

„Geh und hilf Frau Alwan!", befahl ich Liz.

„Aber das Kätzchen!"

„Geh und hilf ihr, hab ich gesagt!", forderte ich noch mal, nun deutlich strenger.

„Du kannst Aslan in den Arm nehmen, wenn du magst", schlug Veronika vor, „ich zeig dir, wie du ihn am besten hältst"

Ich wusste nicht, ob mir das recht war, dass sie Liz das Kind überließ. Wollte sie sie etwa mit ihrem Mamawahn anstecken? Chill, Jana, komm wieder runter, beruhigte ich mich selbst. Aber ich hatte auch Angst, dass mein kleiner Tollpatsch das Kind fallen ließ. War aber dann aber doch nicht so und das Balg kam unbeschadet zu seiner Mutter zurück

Veronika hatte zwei Sorten Kaffee aufgetragen, türkisch und Filter, jede Menge Gebäck, auch dieses süße Baklavazeug von dem ich immer Zahnschmerzen bekam. Ich nahm einen staubtrockenen Keks und türkischen Kaffee, Liz wollte auch Kaffee, aber ich verbot es, nur um Vero zu zeigen, dass Liz gehorchte. Und sie tat es. Sagte auch noch „Bitte" und „Danke, Frau Alwan". Braves Mädchen.

Veronika zog anerkennend die Augenbrauen hoch und meinte: „Hast du gut erzogen die kleine Maus. Seit wann hast du sie?"

„Ich weiß nicht", gab ich zu und beobachtete Liz, wie sie sich fühlte, wenn über sie gesprochen wurde, als wäre sie gar nicht da. Sie schien kein Problem damit zu haben.

Ich nahm sie am Kinn und drehte sie her zu mir.

„Wann bist du mir zugelaufen, Liz, hm?"

Trotzig drehte sie den Kopf weg und ich hatte Lust, ihr die Leine an das Halsband zu legen. Jetzt gleich.

„Sie weiß es nicht.", stellte ich fest, „Leckt aber gut."

Liz wurde rot. Veronika grinste und glotzte auf Liz's Brüste, die durch die weiße Bluse gut zu sehen waren.

„Und du?", fuhr ich fort, „Hast du was zu spielen? Oder gibt's nur mehr deinen Khaled?"

„Ab und zu, ja", antwortete sie, „Manche Mädels hier am Land wildern durchaus auf beiden Ufern. Aber was Fixes, nein. Außer Khaled natürlich."

Natürlich, dachte ich, und nächste Woche trägst du dann das Kopftuch und gehst zwei Meter hinter ihm.

Die Katze war wieder zu Liz gekommen und haarte sie von neuem voll und das Baby begann zu krähen. Ich wollte, musste hier raus, und zwar bald. 

Jana und Liz - Teil 5: MuttertagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt