𝚌 𝚑 𝚊 𝚙 𝚝 𝚎 𝚛 38

64 3 2
                                    

Dᴀɴʙɪ

"Ich kann nicht mehr!", ächzte ich erschöpft und blieb mit den Tüten in den Händen stehen. Der dunkle Himmel zieht sich schon über uns breit und meine Beine halten nicht mehr mit.
"Da steht noch eine letzte Sache an. Bald haben wir's.."
"Noch was??", stieß ich schockiert von mir und blickte zu ihm.

Von Anziehsachen bis zu Bücher, kleinen Dekorationen und Pflanzen, habe ich von ihm heute bezahlt bekommen. Er hat heute mehr als genug getan.

"Es ist hier gleich um die Ecke..", hörte ich ihn fast nicht mehr, aber auch nur fast, da er weiter vorwärts lief. Wie eine verwirrte Ente latschte ich ihm weiter hinterher.

Als ich jedoch in sein Seitenprofil sah, entwich mir mein skeptisches Gesicht zu ein weicheres.
"Warum machst du das Minho?...", besänftigte ich meine Stimme. Mit einem Aufatmen, reagierte er, während seine Augen über den dunklen See neben uns wanderten.

Der Wind ließ seine Haare fluffiger aussehen. Das Rauschen der kleinen Wellen schenkte der Luft mehr Entspannung. Für eine Weile spazierten wir still nebeneinander.

"Da drüben ist es schon.", lenkte er vom Thema ab. Ich folgte seinen Blick und stieß auf einen Süßigkeiten-Stand. Einen Moment brauchte ich, um zu realisieren um welchen es ging.

Das war der, den ich immer als Kind mit ihm besucht habe.

Nach der Schule sind wir immer zu der Theke gerannt und haben uns heimlich mit dem ersparten Taschengeld etwas gekauft.

Das weckte meine Kindheit. Die verspielte Zeit mit ihm und die Zeit wo noch alles unbeschwert war...

Beglückt ließ ich die Tüten aus meiner Hand und fiel ihm fest um die Arme. "Das wollte ich jetzt nicht damit bewirken..", motzte er. Mir entkam ein kurzes Lachen als ich mich entschied die Umarmung zu intensivieren.

"Oh Gott das war der Horror!", zog ich theatralisch meine Miene und lachte mit ihm. Wir hatten uns vor dem See auf die Felsen gesetzt, naschten und quatschten über Gott und die Welt. Es war schön wieder mit ihm zu reden. "Ja..", atmete er erholsam aus.

Darauf kehrte die Stille zurück und das Piepen meines Handys schien lauter den je zu sein.

Ich denke immernoch an dich

Frustriert verweilte ich weiter an der Narchicht und nahm meine Umgebung für einen Moment nicht wahr. Als die Augen meines Bruders zu meinen Bildschirm rutschten, kam ich wieder zu mir und schaltete seufzend mein Handy aus.

"Es tut mir Leid.." Keine Worte dazu findend, schwieg ich bis er fort fuhr.
"Es tut mir Leid, dass ich dich angeschrien habe, ohne dir richtig zu zuhören.. Das ich dich beschimpft habe, so viel an dich gezweifelt habe... Ich werde alles wieder gut machen, das verspreche ich dir...", drückte er sich verärgert aus.
"Ich habe überreagiert und das Ganze mehr durcheinander gebracht.. I-ich hatte einfach nur Angst, dass meine Schwester mir nicht mehr vertraut, nicht mehr wie damals zu mir kommt, wenn ihr etwas schwer liegt, ich nicht mehr die Person bin, auf die sie sich verlässt...." Die Überwindung in seinem Ton zog meine Aufmerksamkeit. Sein Gesichtsausdruck war voller Scham und Pein gezeichnet.

"Bin ich.." Er schluckte aufgewühlt.
"Bin ich ein schlechter Mensch wie alle sagen?" Man sah wie er sich über die Träne, die Freiheit gefunden hatte, geärgert hatte.

Das ist das erstemal das er sich mir geöffnet hatte. Seine Ängste waren nie ein Thema bei uns. Dieser Moment bewegte mich. Mir wurde eines klar: Ich konnte noch nie jemanden weinen sehen, aber diese Tränen gehörten zu denen, die meine ganze Welt zusammenbrechen würden, wenn sie das ausbrachen. Ohne zu zögern, zog ich ihn in eine dicke Umarmung und kämpfte damit, ja nicht zu weinen.

Seine Finger bohrten sich in meine Jeans-Jacke, während er mich wie ein Schraubstock umgriff.
"Nein bist du nicht, Minho... Du bist ein sehr guter Mensch..", flüsterte ich ihm zu.
"Jeder macht Fehler...", vergab ich ihn mit diesen Worten, während mir schon Tränen aus den Augen stehen wollen.

"Ich hab dich noch immer lieb..." Seit Ewigkeiten habe ich ihm das nicht gesagt, worüber er sichtlich überrascht aussah. Sanft löste ich mich von der Umarmung und lächelte ihn mit glasigen Augen an.

Schniefend tupfte ich mir eine Träne ab.
"War etwas zu kitschig, oder?", belächelte ich und weckte ein kleines Lachen in ihn.
"Ich dich auch, Dongsaeng..", erwiderte er das erste Mal, was mich breit lächeln ließ.

Darauf folgte eine Stille und unsere Blicke schweiften wieder zum Horizon. Meinen Kopf ließ ich auf seiner Schulter ab, wie ich das immer gemacht hatte und schaute auf das glänzende Wasser vor mir.
"Was hälst du davon so am Juni wieder campen zu gehen?"
"Das sind 1 und halb Monate.."
"Willst du etwa wie letztes Jahr das das Zelt durch dem Regen kracht und wir krank zurückkehren??" Ein Lachen bricht aus mir raus.
"Also ich hatte Spaß!", riss ich ihn mit und konnte beobachten wie er schmunzelnd den Kopf schüttelte.

"Hättest du Lust dazu?", fragte er nach einer kleinen Pause nochmal. Eine kurze Überlegung reichte, um ihn eine Antwort zu geben.
"Jap.."

Hʏᴜɴᴊɪɴ

Durchatmend lief ich auf die Tür zu und betätigte nervös die Klingel. Kaum öffnete sich diese, wurde ich freundlich empfangen.
"Sie wollten mich sprechen, Mrs. Lee?"

☁︎
Der Kapitel ist etwas kürzer als die Vorherigen, aber ich hoffe das ihr das zwischen Danbi und Minho auch so bewegend fandet wie ich!

𝐏𝐑𝐎𝐌𝐈𝐒𝐄? 𝒉.𝒉𝒋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt