Kapitel 9

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Ich sitze in einem Schwarzen Mercedes.
Vor mir der Fahrer und daneben Andrew. Meine neue Schultasche ist fest umklammert auf meinem Schoß und mein Bauch ist mit Aufregung gefüllt. Ich schaue aus dem Fenster und sehe Gruppen von Schülern, die miteinander reden und in Richtung Schulgebäude gehen. Alle tragen blaue Jacken und dazu passende blaue Röcke oder Hosen. Das Gebäude ist aus braun-roten Ziegelsteinen gebaut und mit Holzbalken geschmückt.
Andrew steigt aus dem Wagen und macht mir die Tür auf.
Cool bleiben, Eli.
Ich setze mein entspanntestes Gesicht auf, greife meine Tasche am Henkel und steige dankend aus.
Und schon jetzt werden wir der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Die Kinder und Jugendlichen schauen mich und Andrew leicht verwirrt an, vor allem aber liegen die Blicke auf Andrew. Klar: Was soll ein junger Kerl hier? Er kann ja nicht mein Vater sein.
Doch die Blicke der jungen Mädchen liegen meistens verträumt auf ihm.
Ich kann es ihnen nicht übel nehmen.

Ich gehe hinter Andrew her, um allen klar zu machen, dass wir KEIN Pärchen sind, doch er greift mich am Oberarm und führt mich neben sich her. Ich schaue ihn viel deutend an, denn das hier ist die Öffentlichkeit und wir sollten nicht übertreiben. Er lässt mich also los und legt beschützend eine Hand auf meinen Rücken.

Die Schule ist auch von innen nicht gerade bescheiden eingerichtet. Es hängen bekannte Kunstwerke an den wänden und sogar die böden bestehen aus schönem Material.
Ich höre die Leute tuscheln, als wir an ihnen vorbeigehen und in meinem Bauch breitet sich ein unangenehmes Gefühl aus.
Bevor er an der Tür des Sekretariats anklopft, flüstert er mir noch ins
Ohr: "Ich bin nur dein Vormund."
Ich nicke und er klopft an der Tür.
"Herein?"
"Guten Tag, ich bin Herrn Clark und das ist Elisa Clark, meine Verwandte. Sie ist hier die neue Schülerin."

Andrew ist bereits gegangen. Mir wurde von einem Lehrer der Raum gezeigt, in dem ich gleich meine Profilklasse Kennenlernen werde.
Ich gehe rein und sehe dankbar, dass ich nicht zu spät bin. Es haben sich erst ein paar Schüler hier eingefunden. Ich richte meine Haare ein wenig und setze mich an einen der Tische.
Hinter mir spüre ich einen Windhauch. Er bringt einen guten Geruch mit sich, er fühlt sich schön an. Ist da jemand hinter mir? Ich drehe mich um und sehe einen hübsche Kerl. Er blickt zu mir runter. Seine Mine verändert sich kein bisschen, als er mit dem Finger auf mein Namensschild zeigt.
"Clark?"
Verwirrt blicke ich ihn an.
"Ja. Das ist mein Nachname."
Er rollt mit den Augen.
"Du sitzt auf meinem Platz."
Jetzt rolle auch ich mit den Augen.
"Na schön. Welcher der Plätze steht denn noch frei?"
Ich stehe auf und schaue mich um. So gut wie jeder Platz ist bereits besetzt, na toll.
Und schon kommt der Lehrer herein. Alle im Raum werden still und der Junge von eben setzt sich so, wie alle anderen, auf seinen Platz. Ich stehe als einzige und alle schauen mich an. Na klar. Ich bin ja auch die neue.
Der Lehrer ist relativ jung für seinen Beruf und um die 1.90 groß.
"Du musst die neue sein. Elisa Clark, richtig? Ich bin Herr Diop. Komm doch nach vorne und stell  dich vor."
Zögerlich trete ich zum Pult, bewahre aber Abstand zu Herrn Diop.
Mein Herz schlägt schnell, als ich in einem möglichst ruhigen Tonfall sage:
"Ich bin Elisa, nennt mich Elli. Ich bin 16 Jahre alt und neu hier hergezogen."
Ein Junge hebt seine Hand.
"Wieso bist du schon in der zwölften, wenn du erst 16 bist?" Die anderen scheint das auch zu interessieren.
Ich kann aber schlecht sagen, dass ich einen Vertrag jemandem habe, der hierfür bezahlt und mich dafür in sein persönliches Spielzeug verwandelt und dass dieser Vertrag nur ein Jahr lang geht. Was soll Licht denen bloß antworten?
"Sie hat die elfte überspringen können und hat darauf hin ein Stipendium für diese Privatschule erhalten." Antwortet Herrn Diop.
Wie auch immer sie daran glauben, ich danke ihnen dafür.

Nach dem Unterricht haben wir eine kleine Pause. Ich habe mich einer Gruppe von älteren Mädchen aus meiner Klasse angeschlossen, die mir die Schule zeigen wollen.
Kaum sind wir aus dem Raum raus, bombardieren sie mich mit Fragen.

"Bist du eines dieser hochintelligenten Kinder?"
"Ich weiß nicht-"
"Hast du Hobbys?"
"Naja ich mag viele Dinge."
"Wo wohnst du genau?"
"Ja, woher kommst du?"
"Omg Leute habt ihr diesen hotten Kerl gesehen, mit dem sie zusammen ins Schulgebäude gegangen ist?"

Und auf einmal werden sie alle still.
"Warte, wovon redest du Marie?"

"Naja, Elli stieg laut Erzählungen aus so nem schwarzen Mercedes, sie hatte sogar einen Fahrer. Und da war dieser Mann mit hübschem Gesicht und schwarzem Mantel, der ihr die Hand auf den Rücken legte und neben ihr durch das ganze Schulgebäude bis zum Sekretariat ging. Wer war das?"

Cool bleiben, Elli. Lass sie keinen Verdacht schöpfen.
Ich lächle und sehe die Gruppe von mädchen und jungen gelassen an.
"Ach der. Er ist bloß mein Vormund."
"Und was ist mit deinen richtigen Eltern?"
Mir stockt der hals. Das kann ich ihnen nicht erzählen. Sie können es ruhig wissen, aber ich bringe es nicht über mich, die Worte auszusprechen.
Doch Gott hat sich dazu entschieden, mir zu helfen.
"Ihre Eltern sind beide nicht mehr am Leben. Wenn ihr uns entschuldigen wollt?"
Jemand nimmt mich leicht am Oberarm und führ mich mit sich.
Ich schaue hoch, es ist der blonde Junge von eben.










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