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Auch wenn Niklas gestern Nacht keinen direkten Sieg erringen konnte, verbreitet sich Anterrors Name wie ein Lauffeuer unter den Bewohnern New Yorks und darüber hinaus. Das NYPD verkündet derweil die Nachricht, dass trotz Anterrors illegaler Selbstjustiz dies der erste Angriff des Pestdoktors war, bei dem es Überlebende gab. Die Überlebenden des Angriffs drücken in einem Interview mit den lokalen Nachrichten ihren Dank für ihre Rettung aus.

Während Anterror also von vielen New Yorkern für seine Heldentat gefeiert wird, versucht Niklas sein Leben wie gewohnt fortzuführen, ohne sich von seiner Euphorie leiten zu lassen und so sein Geheimnis an die falschen Menschen auszuplaudern.

Mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht, aufgrund all der guten Worte, die heute auf den Straßen und in der Schule über sein Superhelden alter ego verloren wurden, kehrt er nach der Schule nach Hause zurück. „Mom? Dad? Ich bin zu Hause.", ruft er durch das Haus.

Plötzlich tritt Lukas zu ihm in den Flur. „Schon zurück?", grüßt er seinen jüngeren Bruder und trinkt einen Schluck Kaffee aus einer weißen Tasse in seiner Hand. Niklas starrt Lukas etwas enttäuscht an und lässt seine Tasche auf den Boden sinken. „Und was willst du hier?", fragt Niklas und geht an ihm vorbei in die Küche.

„Ich bin hier, weil ich mit dir über diese Helden Sache reden wollte.", antwortet Lukas und stellt die Tasse auf der Arbeitsplatte ab „Mom und Dad sind kurz weggefahren, deswegen dachte ich, es wäre gut, wenn wir zwei die Zeit nutzen um..."

Niklas, der sich bislang mit verschränkten Armen gegen den Kühlschrank gelehnt hat, fällt seinem Bruder jetzt ins Wort und geht einen Schritt auf ihn zu. „Um was? Als ich das letzte Mal mit dir reden wollte, hast du..."

„Hab ich was?!", erwidert Lukas in einem etwas kommandierenden Tonfall „Du wärst in der Gasse getötet worden, wäre ich nicht aufgetaucht! Als du mir dann gesagt hast, du willst es mit dem Pestdoktor aufnehmen, hatte ich keine andere Wahl als..."

„Als mich alleine stehen zu lassen und mich glauben zu lassen, dass ich nichts drauf hab?!", antwortet Niklas, der sich etwas beleidigt fühlt.

„Ich habe nichts dergleichen gesagt und das weißt du genau. Das einzige, was ich gesagt hab war, dass ich dir dieses Leben nicht wünsche, weil du getötet werden könntest.", wendet Lukas ein und sein Tonfall senkt sich langsam „Aber als ich von gestern Nacht gehört hab, ist mir klar geworden ... dass dich niemand davon abhalten kann, das zu tun, was richtig ist.", erklärt Lukas mit einem stolzen Lächeln und legt seine Hand auf Niklas Schulter.

„Als Held einer Stadt wie dieser ... wirst du eine Menge Verantwortung mit dir rumtragen, und es ist wichtig, dass du dir dessen bewusst bist", beginnt Lukas ruhig „Als Held trägst du nicht nur die Last, die Menschen zu beschützen, sondern auch, die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen."

Niklas nickt ernst und hört aufmerksam zu, während Lukas fortfährt: „Es wird Momente geben, in denen es nicht einfach Schwarz und Weiß gibt. Du musst lernen, deine Handlungen auf Basis von moralischen Prinzipien zu begründen."

„Deine Handlungen werden Konsequenzen haben, nicht nur für dich selbst, sondern auch für die Menschen um dich herum", fügt Lukas hinzu „Die Auswirkungen deiner Taten zu bedenken und verantwortungsbewusst zu handeln ist einer der wichtigsten Dinge im Leben von Menschen wie uns. Es ist wichtig, aus deinen Fehlern zu lernen und weiterzumachen. Aber du musst auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen."

Niklas nimmt sich Lukas' Worte zu Herzen und verspricht, diese zu befolgen. Plötzlich klingelt das Handy in Niklas Hosentasche. Es ist Elijah, doch aus irgendeinem Grund ruft er diesmal mit seiner privaten Nummer an. „Hallo?", fragt Niklas, als er sich das Handy ans Ohr legt. Nervosität steigt in ihm auf, da Lukas nicht mehr als 2 Meter vor ihm steht.

„Niklas ... Gott sei Dank erreiche ich sie noch. Ich brauche ihre Hilfe.", flüstert Elijah ins Telefon „Ich bin in der Grand Central Station. Ich hab nach Informationen gesucht, aber die Task-Force."

„Alles klar verstanden. Ich bin in gleich da.", antwortet Niklas entschlossen und beendet das Gespräch. Als er sein Handy wieder wegpackt, wirft Lukas ihm einen skeptischen Blick zu. „Wer war das?", fragt er und verschränkt die Arme. Niklas zögert einen Moment, bevor er antwortet. Er weiß, dass er seinem Bruder nicht die ganze Wahrheit offenbaren kann. „Niemand ... nur ein Freund, der etwas Hilfe braucht.", sagt er schließlich und versucht, seine Stimme ruhig zu halten „Ja. Nur ein Freund.", flüstert er hinterher und geht wieder zur Haustür.

Als er nach draußen tritt, rennt er hinters Haus, um dort unauffällig den Anterror Anzug zu aktivieren und schwingt sich dann Richtung Grand Central Station.

NStudios Anterror Der PestdoktorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt