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Nach einem erfüllenden Tag im L.A.S.H.-Asyl in Brooklyn verlässt Niklas die Einrichtung mit einem Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes über den kleinen Beitrag, den er geleistet hat, um anderen zu helfen. Niklas beschließt, einen Spaziergang durch den nahegelegenen Prospect Park zu machen, um seine Gedanken zu sammeln und die Natur zu genießen.

Als er durch die grünen Wege des Parks schlendert, spürt er die frische Februar Luft und den sanften Wind, der durch die kahlen Äste der Bäume weht. Die Vögel zwitschern fröhlich, und das Rascheln der Blätter unter seinen Schuhen begleitet seine Schritte.

Niklas findet eine ruhige Bank am Rande eines Teiches und setzt sich, um die Szenerie zu betrachten. Das Licht der Mittagssonne zaubert glitzernde Reflexionen auf die Wasseroberfläche, und die umliegenden Bäume werfen weiche Schatten über den Weg. Die Vögel singen ihre Abendlieder, und das entfernte Geräusch von spielenden Kindern fügt eine spielerische Note zur Atmosphäre hinzu.

Er hört eine leise Schritte hinter sich. Plötzlich setzt sich Evelyn wortlos zu ihm auf die Bank. Niklas fragt sich zunächst was sie von Manhattan nach Brooklyn geführt hat, aber ihre Präsenz strahlt eine solche Gelassenheit aus, die Niklas' Verwunderung sofort schwinden lässt.

Ohne dass sie ihren Blick vom Teich abwenden, fängt sie eine Unterhaltung mit Niklas an: „Weißt du, was ich an diesem Park so liebe? Er hat etwas Magisches an sich. Ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen und den Sorgen des Alltags entfliehen kann. Manchmal braucht man einfach einen Ort wie diesen, um sich von all dem Trubel der Stadt zu distanzieren."

Ein kurzer Moment der Stille entsteht, bevor Evelyn fortfährt: „ Du hast sicherlich schon von der Sache mit den Obdachlosen Menschen gehört, oder?"

Niklas nickt ernsthaft, während er sich an den Livestream des Pestdoktors erinnert. „Das hab ich."

Evelyn seufzt schwer, ihr Blick voller Mitgefühl. „Die steigende Zahl der getöteten Menschen und die zunehmende Kriminalität bereiten vielen Menschen Sorgen. Es bricht mir das Herz zu sehen, was diese Menschen erleiden müssen. Aber ich glaube fest daran, dass wir etwas tun können, um ihnen zu helfen. Ich arbeite derzeit an einem Plan, um den Obdachlosen in unserer Stadt zu helfen."

Niklas schaut Evelyn bewundernd an, seine Augen voller Respekt. Erneut entsteht ein kurzer Moment der Stille, bevor Evelyn das nächste Thema einleitet: „Darf ich dir eine Frage stellen Niklas?"

Niklas nickt, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Ja, a-aber natürlich."

„Ich kenne Danielle seit sie ein kleines Mädchen war. Und noch nie zuvor, war sie von etwas so fasziniert, wie von dir und da frage ich mich ... wie viel weißt du eigentlich über Danielle?", fragt Evelyn sanft lächelnd und dreht ihren Kopf, um Niklas anzusehen.

„Danielle?" fragt Niklas und schaut Evelyn verwirrt in die Augen

Evelyn kichert und beobachtet Niklas mit einem sanften Blick. „Oh, Entschuldige bitte. Ich hatte ganz vergessen dass du sie nur als Dani kennst. Du musst wissen, Danielles Eltern und Ich kommen aus Frankreich ... und sie wollten, dass ihre Tochter einen französischen Namen bekommt."

„Das hat Dani mir nie erzählt." antwortet Niklas und lächelt fasziniert. Das Lächeln schwindet allerdings wieder, als er sieht wie Evelyn plötzlich den Kopf sinken lässt. „Das wundert mich nicht. Danielle redet nicht gerne über ihre Eltern."

„Wieso?" fragt Niklas und befürchtet, dass er die Antwort, im angesicht von Dani's aktueller Wohnsituation, bereits kennt.

Ein trauriger Ausdruck huscht über Evelyns Gesicht, während sie den Blick senkt und ihre Hände sanft über ihren Schoß legt. „Sie sind beide gestorben, als Danielle noch ein sehr kleines Mädchen war."

Niklas spürt den Schmerz in Evelyns Worten „Was ist passiert?", fragt er mit geweiteten Augen, die sein Mitleid ausdrücken.

Sie scheint für einen Moment in Erinnerungen zu schwelgen, bevor sie mit leiser Stimme antwortet: „Ihr Vater war ein Soldat und starb im Einsatz für die Union. Ihre Mutter ist kurz darauf bei einem Autounfall ums Leben gekommen."

Niklas betrachtet Evelyn mitfühlend. Ihr Gesicht wirkt gezeichnet von den Erinnerungen, und ihre Augen verraten eine Mischung aus Trauer und Stolz, als sie über den Tod von Dani's Eltern spricht, von denen einer sogar ihr eigenes Kind war.

Niklas denkt zurück an den Tag, als er Dani's Tabletten in der Hand hielt „Nimmt sie deswegen diese Tabletten? Lorazepam wird zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt."

Evelyn schüttelt sanft den Kopf „Danielle hatte schon immer viel Angst und kann ihre Gefühle kaum kontrollieren. Manchmal fängt sie unkontrolliert zu weinen an, oder bildet sich Dinge ein, die gar nicht da sind."

„Haben sie Angst um sie?" fragt Niklas leise. Seine Besorgnis kann man ihm von seinem Gesicht ablesen. Evelyn erzählt ihm, dass nicht direkt Angst um Dani hat, sondern eher vor der Angst die ihre Enkelin so oft empfindet.

Niklas nickt verstehend, während er Evelyn betrachtet. „Mein Bruder hat mir früher immer gesagt, dass es keine Schande ist Angst zu haben. Sie ist ein Überlebensinstinkt, nicht ein Zeichen für Schwäche."

Evelyn lächelt schwach und nickt zustimmend. „Ich weiß, dass dir Dani viel bedeutet, Niklas. Tut euch selbst einen Gefallen und lasst euch nicht zu lange aufeinander warten. Ich weiß, bei dir ist sie in Sicherheit."

Niklas nickt und schaut auf den ruhigen Teich hinaus. Eine Weile verweilen sie in Stille, während ihre Gedanken die Worte des anderen verarbeiten. Die Stille zwischen ihnen wird nur vom sanften Plätschern des Wassers unterbrochen, während Niklas und Evelyn in ihren Gedanken versinken. Niklas spürt eine Mischung aus Mitgefühl und Entschlossenheit in sich aufsteigen, als er über Danis Vergangenheit und Ängste nachdenkt.

Schließlich richtet er seinen Blick wieder auf Evelyn. „Danke, dass du mir davon erzählt hast. Es bedeutet mir viel."

Evelyn lächelt dankbar und legt ihre Hand sanft auf Niklas' Arm. „Ich weiß, dass ihr einander sehr gern habt, Niklas. Du bist eine wichtige Person in ihrem Leben, das spüre ich. Pass gut auf sie auf."

Niklas steht von der Bank auf. Er nickt entschlossen und lächelt zurück. „Das werde ich, Mrs. Belacourt."

Mit einem Gefühl der Entschlossenheit und Dankbarkeit für Evelyns Offenheit macht sich Niklas auf den Weg nach Hause, fest entschlossen, für Dani da zu sein und ihr Trost und Unterstützung zu bieten, wann immer sie ihn braucht.

NStudios Anterror Der PestdoktorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt