Ich drücke die Glastür der Schwimmhalle auf und eile nach draußen. Mein Körper prallt gegen die schwüle Hitze wie gegen eine Wand, doch ich halte mich nicht lange damit auf, den Temperaturunterschied zu verkraften.
Fieberhaft suchend gleitet mein Blick über den Vorplatz. In mir pulsiert die Wut so kochend heiß, dass sich die Backofentemperatur um mich herum wie ein kühler Lufthauch anfühlt. Kaum zu glauben, dass meine Laune innerhalb kürzester Zeit von der Dachterrasse bis direkt in den Fahrradkeller abgestürzt ist.
Ich hätte wissen müssen, dass es keine märchenhafte Erfolgsgeschichte wird. Es hätte mir klar sein müssen, dass es nicht einfacher wird. Es geht genau so weiter, wie es aufgehört hat. Ich muss um jede Kleinigkeit kämpfen.
Natürlich gibt es auch an dieser Uni diesen einen Supersportler.
Natürlich sieht er unverschämt gut aus, natürlich hat er das Sagen und natürlich hat er nichts Besseres zu tun, als mir von Anfang an Ärger zu machen.
Da! Da ist er! Gerade verlässt er das Gebäude durch eine Seitentür, flankiert von einigen Bewunderinnen, die ihn umkreisen wie Planeten ihre Sonne.
Kyle McBrennan.
Ich erkenne ihn sofort. Wie auch nicht? Selbst wenn man sich in der Schwimmerszene nicht auskennt und seine Wettkämpfe nicht so oft im Sportkanal verfolgt hat, wie es bei mir der Fall ist, kommt man nicht an ihm vorbei.
Wohin man hier auf dem Campus auch sieht, überall blickt man in seine perfekte Visage. Sein markantes Gesicht mit den hohen Wangenknochen, dem willensstarken Kinn, den swimmingpoolblauen Augen, umrahmt von dichtem, dunkelbraunem Haar.
Sein großer, athletischer Adonis-Körper ist in schwarze Shorts und ein rotes SunDevils-T-Shirt gehüllt, das über den breiten Schultern etwas spannt, ansonsten aber locker fällt. Dank der unzähligen Plakate, die überall auf dem Gelände verteilt sind und auf denen er stets oberkörperfrei und mit einem Zahnpastalächeln seiner strahlend weißen Zähne auf die Studenten herablächelt, weiß ich wie jeder andere auch, dass sich darunter ein definiertes Sixpack verbirgt.
Und ich bin gerade keineswegs dabei, ihn extrem auffällig anzustarren. Nein.
Ich habe eine Mission. Das ist der einzige Grund, warum meine Augen an ihm kleben. Langsam schüttle ich den Kopf, um meine Gedanken wieder auf Kurs zu bringen. So etwas beeindruckt mich nicht. Denn ich kenne diese gutaussehenden, sportlichen Siegertypen, denen sich alle Türen automatisch öffnen, gegen die normale Menschen mit aller Kraft bis zur Erschöpfung anrennen müssen. Meistens sind es arrogante, selbstverliebte Idioten. Und manche davon sind, wie die Erfahrung gezeigt hat, sogar richtig miese Schweine.
Gut, vielleicht sollte ich nicht so viele Vorurteile haben, aber sie kommen nun mal nicht von ungefähr. Dieser McBrennan müsste sich schon sehr anstrengen, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und genau das wird ihm gar nicht wichtig sein, denn er ist der Schwimmstar der Uni und ich bin nur eine von vielen Schwimmerinnen im Frauenteam.
Just in diesem Moment löst er sich von der Mädchengruppe und steuert, begleitet von zwei Typen, die ich anhand ihrer roten Shirts als Schwimmteammitglieder identifiziere, den Parkplatz an. Blinzelnd erwache ich aus meiner Gedankentrance und laufe los. Das ist meine Chance!
»Kyle McBrennan!«, rufe ich und halte keuchend neben ihm an. Plötzlich stehe ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, was mir egaler ist, als ich erwartet hätte.
Er dreht sich zu mir um, sein Blick gleitet an mir hinunter, bevor er die Augenbrauen hochzieht. »Kennen wir uns?«
Tun wir nicht. Aber du wirst mich gleich kennenlernen.
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Tiefe Wasser sind nicht still
Romance⩥ SPORTSROMANCE ⩤ Seit Jahren arbeitet die ehrgeizige Ava Jones nur auf ein einziges Ziel hin: Ihren Lebensunterhalt mit dem Schwimmen verdienen und gleichzeitig ihre Familie unterstützen zu können. Frisch an der Arizona State University muss Ava, a...