Kapitel 1: Mein Name ist Willy Wonka

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Es war Mitte Februar. Die Vögel kehrten langsam von ihren Reisen zurück, und zwitscherten einen wundervollen Tag ein. Es schien die Sonne, und es war erstaunlich Warm um diese Zeit. Auch der Marktplatz war bereits prall gefüllt. Überall wo man nur hin sah sammelten sich die Leute, um feinste Waren oder die neusten Stoffe aus Paris erwerben zu können. Schnurstracks spazierte ich entlang der Meute, um in die Gallery Gourmet zu gelangen. Ich sollte einen Anteil von Schokolade abholen, welche zufällig den Namen Slughworth schmückte. Ich mochte diesen Mann einfach nicht. Er war ein egoistisches Biest, welcher vor Selbstliebe stank, und diesen Geschmack auf seine Schokolade übertrug. Anderen konnte sie schmecken, aber mir war der Appetit schon längst vor dem ersten reinbeißen vergangen.

Die Schokolade war nicht für mich bestimmt. Sie war für die Frau, für die ich arbeitete. Mrs Schrubbes, eine hässliche Frau. Das einzige worin sie gut war, war es Kinder wie mich zu bestrafen und anzuschreien, wenn ich zum Beispiel wieder einmal zu Spät nach Hause gekommen war. Was heißt hier Zuhause. Das war es nicht. Es war ein runtergekommenes dreckiges Loch. Ein Gasthaus, welches aus weniger als 10 Leuten bestand. Hier lebte ich bereits seit vielen vielen Jahren. Ich konnte nicht einfach so weggehen. Erst musste ich meine Schulden begleichen, und danach würden sie mich sowieso noch in ihren Fängen behalten. Es musste ein Wunder geschehen.

Ohne auf die Zeit zu achten taumelte ich in Gedanken den Marktplatz entlang. Ich begrüßte die Leute, und setzte ein nettes Lächeln auf, obwohl ich bei manchen Kreaturen den Anschein bekam, dass es sich hier um Vergewaltiger oder Schläger handelte. An ihnen lief ich extra schnell vorbei....

Doch haben Schläger einmal ein Auge auf dich geworfen, ergötzen sie sich an dir, und hören erst auf, wenn du ausgeschlachtet auf dem Boden liegst. Über und über mit Blut überströmt und keine einzige Zelle mehr da, um nach Sauerstoff zu betteln. Dieses Gefühl sollte ich bald erleben...

Ich war gerade dabei die Straße zu überqueren, als mich jemand an meinem Mantel zurück zog. "Na du", sagte dieser. Vor mir stand ein großer bärtiger Mann. Er war kräftig gebaut, und grinste mich mit seinen schiefen Zähnen an. Ich glaubte den Geruch von Knoblauch wahrzunehmen. "So ganz allein hier draußen? Hast du denn keine Angst, dass etwas passieren könnte?" Was versuchte dieser Kerl mir damit zu sagen? Wollte er mich etwa entführen? Vergewaltigen?

"Ich glaube das ich inzwischen ein Alter erreicht habe, indem ich selber auf mich aufpassen kann. Danke. Einen schönen Tag noch", gab ich zurück und spazierte als wäre nichts passiert geradeaus. Doch ich kam nicht weit. Der Mann packte mich, seine Arme um meinen Bauch umschlungen und zerrte mich zurück. Ich versuchte ihn mit aller Kraft abzuschütteln. Ich trat ihn, und schlug mit meinem Kopf um mich, um ihn irgendwie zu bewältigen. Aber er war zu stark. Er trug mich in eine Gasse. Weit genug dass meine Schreie die Marktbesucher nicht mehr erreichten. Die schmale Straße war dunkel. Es roch nach Benzin und abgestandenem Essen. In einer Ecke fand sich eine Meute von Bettlern. Einige von ihnen bewegten sich erst gar nicht. Andere hingen an ihren Flaschen und summten einzelne Melodien aus ihren verrotteten Mündern. Der eine aß seinen Hund. Mir kam der Geschmack von Erbrochenem in den Mund.

Der großgewachsene Mann setzte mich ab, und ehe ich an eine Fluchtmöglichkeit hätte denken können, bekam ich seine Faust zu spüren. So voller Wucht, dass ich für einen Moment die Welt aus den Augen verlor. Etwas hatte geknackt. War es mein Kiefer gewesen, oder warum tat dieser plötzlich so weh. Betäubt von dem Schlag verließen mich meine Kräfte, und ich war wehrlos. Ein beängstigendes Gefühl. Der Mann welcher vor meinen Augen nur noch als eine Silhouette zu erkennen war, schlug weiter auf mich ein. Härter, und immer schneller. Ich konnte Blut auf meinen Lippen schmecken. Mein linkes Auge war bereits völlig in der ewigen Dunkelheit versunken. In diesem Moment dachte ich an früher. An mein Leben bevor ich eine Waise wurde. An Mama. Wie sie mit mir auf den schönsten Hügeln die Aussicht genoss, und mir jedes Mal sobald ich Selbstzweifel bekam, mir leise in mein Ohr flüsterte wie lieb sie mich hatte. Ist es nicht so? Das einem bevor man das Leben verlässt, die schönsten Momente seiner Tage wie ein Film vorüberziehen. Man ist in einer Zwischenwelt. Hier entscheidete allein das Schicksal über die Zukunft...

"Lass sie los!" rief jemand. " Die Schläge hörten auf. "Bist du wirklich so feige dich an einem armen Mädchen zuvergehen als es lieber mit den großen Jungs zu tun?" Diese Stimme klang nicht nach dem bärtigem Mann. Wobei ich in meinem Zustand schnell die Klangfarbe hätte verwechseln können. Verschwommen sah ich wie der Große Kerl sich aufrichtete. "Was sagst du da, Bursche?!"

"Du hast mich schon verstanden", kam als Antwort zurück.

Ich verlor das Bewusstsein. Viel in meine Tagträume. In ein unendliches Loch hinein in welchem es kein Ende gab. Viel tiefer und tiefer. Bis mich jemand mit einem "Hallo, kannst du mich hören" in die Welt zurück zog.

Ich blinzelte. Kam langsam wieder zu mir. Mein gesamter Körper schmerzte, als wäre eine Safari Herde gerade darüber getrampelt. Durch mein linkes Auge konnte ich immer noch nichts sehen, so dass ich nur durch das rechte Auge den Fremden erkennen konnte. "Hallo Miss" sagte der Junge erneut. Seine Stimme klang nett, und ich konnte trotz das noch immer alles verschwommen war sehen, das er keinesfalls ein Schläger weder ein Dieb war. "Komm erst einmal zu dir. Ich helfe dir auf". Der Fremde nahm mich bei seiner Hand, und half mir vorsichtig auf meine Beine. Ich wackelte. Er ließ mich nicht los. Seine Hände waren warm, und erst jetzt bemerkte ich das er nach süßer Schokolade duftete. Nur einen kleinen Hauch, aber dennoch bemerkbar. "Danke", kam mir über die Lippen. "Das ist eine Selbstverständlichkeit, Miss. Aber jetzt sag lieber nichts mehr, damit deine Schmerzen nicht noch schlimmer werden." Wer war dieser seltsame Fremde? Ihn hatte ich hier noch nie gesehen. Er trug Zylinder, einen weichen Stoffmantel in purpurnem Rot, und einen Schal welcher in den verschiedensten Farben erstrahlte. Er war definitiv nicht von hier. Ich wollte seinen Namen wissen. Doch ehe ich ansetzen konnte, viel dieser mir ins Wort und sagte: "Ich bin übrigens Willi. Willi Wonka"

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