Kapitel 3: Vergangenheitstief

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Wenige Stunden später konnte ich das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Mein Kopf brummte zwar immer noch wie eine Trommel, aber ich konnte wieder aufrecht gehen und war bei vollem Verstand. 

Wir spazierten Richtung Gasthaus. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, und eine kleine Prise umspielte uns. Mrs Schrubbes würde mir sicher Hausarrest und Wascharbeit aufdrängen, aber daran konnte ich in diesem Moment gar nicht denken. Ich war so glücklich. Nicht wegen der Schlägerei sondern wegen ihm. Wir taumelten an Neon farbenden Laternen vorbei, lachten, und erzählten uns irsinnige Geschichten aus dem Leben des anderen. Ich erfuhr, dass Willi wegen seiner Schokolade in der Stadt war, was seinen süßen Duft erklären ließ. Er wollte ein rießiges Schokoladengeschäft eröffnen, und der größte Chocolatier der Welt werden. 

"Das klingt fantastisch", antwortete ich ihm. "Das ist es in der Tat. Weißt du Y/n, mein ganzes Leben habe ich mich darauf vorbereitet", begann Willi," bin in die verschiedensten Länder gereist, um neue Arten zu entdecken, habe mehrere Wochen unter den Sternen gelegen, und mir die ein oder andere Kleinigkeit zu kommen lassen. Aber wirklich nur klitze klein." Ich musste Lachen. "Und jetzt habe ich es endlich geschafft hier zu sein. Hier in Wartow. All das, nur um meine Mutter stolz zu machen." 

Wir setzten uns auf eine nahe geliegene Treppenstufe. Ich wusste wie Hart es sein konnte über seine Familie zu sprechen, weshalb ich ihm seinen Freiraum gab. Einzelne Tränen kullerten an Willis Wange hinab. Er starrte nach vorn. Ausdruckslos. Als wäre er in eine Art Vergangenheitstief gefallen, aus welchem er schwer, und nicht alleine wieder herauszukommen schien. "Wir müssen nicht darüber reden", unterbrach ich die endlose Stille. "Ich weiß wie du dich fühlst, glaube mir. Aber wir sollten die Vergangenheit hinter uns lassen, und uns nur an die schönen Momente erinnern."

Sein Blick kreuzte meinen. Ich versuchte seine Mimik zu lesen. Seine Augen wirkten leer, und traurig. Er sah aus wie ein kleines Kind, welches eben sein Kuscheltier verloren hatte. Nur war es in diesem Fall kein Tier. "Es.. es geht.", antwortete er," Ich habe keine schlechten Erinnerungen an meine Mutter. Eher die besten. Es macht mich nur traurig, dass Sie nicht bei mir sein kann wenn ich es schaffe." 

"Aber so darfst du nicht denken! Sie ist gestorben, ja das ist sie. Aber sie hat dich nicht verlassen! Sie wird immer bei dir sein, egal wohin du gehst, oder welche Entscheidungen du auch triffst. Sie ist immer da. Und zwar genau hier." Ich legte meine Hand auf seine Brust, und deutete auf sein Herz. Er blickte mich an. Immer noch voller Sehnsucht in den Augen. Ich konnte sehen wie es in seinem Kopf arbeitete. Wie er versuchte meine Worte zu verstehen, bis er plötzlich seine Hand auf meine legte. Eine Flut von Adrenalin ,und Wohlempfinden durchzuckte meinen Körper. Er zeigte mir ein kleines Lächeln, und schaute mich mit seinen tiefen blauen Augen an. Doch anstatt zurück zu weichen gab ich ihm einen Kuss auf die Wange. Ich schmeckte seine leicht salzigen Tränen auf meinen Lippen, und spürte seine glatte sanfte Haut. Ich wollte ihm zeigen das er nicht alleine war. Dass es andere gab, die ihn verstanden.  Die sich in ähnlichen Situationen befanden wie er. 

Gemeinsam standen wir auf, und er begleitete mich bis zu Mrs Schrubbes Gasthaus. Vor der Tür jedoch, blieben wir noch einen Augenblick nebeneinander stehen. "Danke dir Y/n", kam es plötzlich aus seiner Richtung. Mein Blick schnellte zu ihm. Er stand da wie ein kleines Honigkuchenpferd. So süß und lieb das man ihm gar nicht böse hätte sein können. Seine Hände in den Taschen vergraben, warf er mir ein Lächeln zu, und unerwartet danach einen kleinen Luftkuss. Er flüsterte noch einmal, "Danke ",  und kam dann ohne seinen Blick von mir zu lösen, auf mich zu. "Nicht dafür, Willi." 

Sekunden standen wir da. Berührten uns nicht, sondern schauten uns einfach nur in die Augen.  Er in meine, und ich in seine. Hätte uns der Wind nicht beinahe weggeweht, wären wir noch ewig so verblieben. "Möchtest du die Nacht mit mir,...ich mein hier,.. in dem Gasthaus bei mir... ich meine.."

Er fing laut an zu lachen. "Ey, das ist nicht lustig junger Mann", versuchte ich zu kontern. Wieder setzte er ein Lächeln auf. 

"Versuchst du mich hier etwa gerade zu verführen? Also Y/n, wenn es das ist, dann muss ich dir dringend beim Besser werden helfen!"

 Ein weiterer Lacher durchströmte die Nacht. Jetzt musste auch ich Grinsen. 

"Jaja schon gut. Ich gebe es ja zu..."

  Ich hatte lange nicht mehr so gelacht, wie in diesem Moment. 

" Aber ich nehme dein Angebot mehr als gerne an."


PS: Nächstes Kapitel wird es Spicy...X

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