Hausbar Drama 2

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Als wir in unsere Straße einbiegen, stehen da zwei Mädels, eine rothaarige kleine mit billigen Stiefeln und eine etwas größere Blondine mit unechter Lederjacke, die beide sofort Alissa ins Visier nehmen. Alissa verstummt endgültig neben mir und macht sich größer, ich merke ihr an das etwas nicht stimmt. "Alissa, da bist du ja endlich, dachte schon du kommst nicht mehr." Begrüßt die Blondine meine Stiefschwester, mir schenken sie keine Beachtung, weshalb ich erst einmal nur stehen bleibe. Spöttisch schauen die Beiden Alissa an, mustern sie regelrecht von oben nach unten. Blondi schnalzt sogar mit der Zunge, während rotschopf mich in Augenschein nimmt. Da beschließe ich an ihnen vorbei in Richtung Haustür zu gehen. "Was machst du denn mit dem? So ein Baby" höre ich die Rothaarige hinter mir flüstern. Alissa antwortet nicht. "Mach dem Zwergi doch keine falschen Hoffnungen", meint die andere also räuspere ich mich, um zu zeigen, dass ich sie gehört habe, die zwei brechen in Gelächter aus. Kaum zu glauben das Alissa die beiden Freundinnen nennt. Ich bin schon fast außer Hörweite, da vernehmen meine Ohren Lizzys Stimme: "Was wollt ihr hier? Ich habe euch nicht eingeladen und mit wem ich mich treffe, geht euch nichts an!" "Aber, aber nicht gleich so feindselig. Na, hat er auch eine Freundin, von der du angeblich nichts weißt. Wie ist er denn im Bett? So gut wie mein Ex oder ihrer?" fragt die dreistere der Beiden und sie beginnen Alissa einzuschüchtern. "Oder schläfst du dich wieder hoch, so wie beim letzten Mal?" Fragt jetzt die Andere. "So war das nicht!" zischt Alissa und so langsam mache ich mich kampfbereit. Denn als ich einen blick über meine Schulter werfe, sehe ich wie klein und verunsichert meine Lizzy auf einmal ist. Wer zum Teufel sind diese Tussen? Und warum meinen sie ein Hühnchen mit Alissa rupfen zu müssen.

Die Haustür ist nur angelehnt und ich bleibe dahinterstehen, bereit einzuschreiten, wenn es sein muss. "Falls du es immer noch nicht kapiert hast, halt dich von der Hausbar fern, oder du gehst über Board." Keift die eine ihre Drohung aus und Alissa wirkt noch eingeschüchterter. Ich habe bereits die Hand an der Klinke, da höre ich das Räuspern meines Vaters. "Sagt mal Mädels, Drohungen und Anschuldigen machen Falten. Wusstet ihr das? Hass und Gehässigkeit sorgen für Haarausfall, aber wisst ihr, was das Schlimmste ist?" Fragt mein Vater gelassen und spaziert die Einfahrt hoch, als wäre es ein ganz normaler Tag.

"Was du alter Sack?" meint die bissige Blondine. "Das wenn ihr nicht augenblicklich verschwindet ich euch einen Kopf kleiner mache", erklärt mein Vater und hebt die Kettensäge in seiner Hand hoch, um sie zu starten. "Das traust du dich nicht Opa", legt sich das Mädel mit meinem Vater an. Dieser grinst nur schief und zieht an der Startschnur. Mit dem Knattern und Aufheulen der Säge meint die Andere, die anscheinend etwas mehr Grips hat, "komm lass uns gehen." Abfällig schauen sie Alissa an und machen sich dann auf den Weg an ihr vorbei, ich bin bereits draußen und auf dem Weg Alissa einzusammeln, da höre ich nur wie die eine Spucke sammelt. Sie sieht mich nicht mal kommen so schnell habe ich sie an ihren roten Haaren gepackt und ziehe ihren Kopf zurück. Wütend zische ich: "Wage es ja nicht, auch nur einen Tropfen über die Lippen zu bringen, du schluckst das jetzt runter und verpisst dich." Blitze fliegen aus ihren Augen in meine Richtung, aber das ist mir Scheiß egal, ich ziehe noch ein weiteres Mal an den Haaren in meiner Faust. "Eins noch, lasst ihr euch hier noch einmal blicken, seid ihr diejenigen die über Board gehen." Brülle ich ihnen hinterher und stelle sicher, dass sie neben unserem Grundstück auch die Straße verlassen. Erst als sie außer Sichtweite sind, drehe ich mich um.

"Lass gut sein" meint mein Vater und legt seine Hand auf meine Schulter, dann nickt er in Alissas Richtung. Wir schauen beide zu ihr und mir fällt sofort auf das sie kurz davor steht umzukippen, so bleich ist sie. Doch noch ehe ich sie erreiche, reicht mir mein Vater die Kettensäge, die mittlerweile wieder aus ist und schnappt sich Alissa. Fürsorglich legt er einen Arm um sie. Es dauert einen Moment bis ich meine Rolle hier verstehe, denn Alissa schmiegt sich an meinen Vater und sucht Trost, einen Trost den ich ihr nicht geben kann. Das beschäftigt mich und wütend bring ich die Kettensäge zurück in die Garage, schließe diese und gehe ins Haus. Ich befinde mich nur wenige Schritte hinter ihnen, doch hören kann ich sehr gut. Pausenlos beruhigt er sie mit den Worten: "Sie sind weg. Die kommen nicht wieder. Das wird schon wieder, Kopf hoch Kleines." Alissa hingegen sagt nichts, sie ist unnormal ruhig, zittert allerdings am ganzen Körper. "Kind sag doch was. Soll ich deine Mutter anrufen?" Fragt mein Vater verzweifelt. Jetzt fällt mir erst auf wie unbeholfen er wirkt. Er hat keine Ahnung wie er mit seiner Ziehtochter in so einer Situation umgehen soll, wie denn auch, er hatte ja immer nur mich.

Geschwister- LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt