Der Hilfeplan

280 8 4
                                    

Vor dem Bett stehend strecke ich mich und denke: "Ich liebe dieses Mädchen" erschrocken über diesen Gedanken verlasse ich das Zimmer und gehe erstmal ins Bad. Beim Pinkeln beschließe ich ihr zu helfen, gut den Entschluss musste ich nicht richtig treffen, der war mir klar, aber ich habe einen Plan gemacht wie ich es anstelle.

Als erste Recherche in meinem Zimmer, ich Google alles über Panikattacken, Trauma und unterdrückte Gefühle. Jetzt bin ich zwar immer noch kein Experte aber schlau genug, um Schritt 2 anzuleiern. Mit meinem Handy bewaffnet und Basta an der Leine, laufe ich aufs Feld, um dort meine Mutter anzurufen: "Hi Mom, sag mal wie hieß der Therapeut von damals nochmal?" Klar war es ungeschickt mit der Frage ins Haus zu fallen, aber ich wollte schnell vorankommen. "Luca, alles okay bei dir? Warum brauchst du den Namen? Geht es dir gut? Soll ich dich abholen? Willst du nach Hause kommen?" fragt mich meine Mutter besorgt. Ich hole kurz Luft. "Mama mir geht es gut, ich möchte nicht nach Hause. Ich" fange ich an und überlege mir schnell was, "habe da jemanden im Praktikum, dem geht es ähnlich wie mir damals und da habe ich gesagt, dass mir die Therapie damals geholfen hat und jetzt wollte ich der Person den Kontakt übermitteln, damit es leichter für ihn wird." "Ach so, sag das doch gleich. Die Praxis hat in der Zwischenzeit aber jemand anderes übernommen, das habe ich letztens in der Zeitung gelesen." "Das ist doch egal, der Kollege braucht ja nur einen Schubs." Meine ich und höre meine Mutter zustimmen, ihr großes Herz hätte genau dasselbe gemacht. "Luci, mein Großer, dir geht es wirklich gut?" harkt sie nach. "Ja, mich beschäftigt das eben, wenn es jemandem den ich kenne, nicht gut geht." "Weiß ich doch, von wem hast du das bloß?" über die rhetorische Frage muss ich schmunzeln und sie auch. "Na dann, ich schick dir den Kontakt via SMS", meint meine Mom. "Mom das heißt Text, niemand sagt mehr SMS." Korrigiere ich sie, um sie weiter davon zu überzeugen das es mir gut geht. "Ach ist doch Wurscht. Mach es gut Großer ich vermiss dich." "Du auch Mom." Meine ich nur und lege auf. Sie fehlt mir.

Ich irre noch etwas durch das Kaff, in dem ich zurzeit wohne und stoppe an der Dönerbude, ich kaufe zwei und eine Pommes, ehe ich mich auf den Weg nach Hause mache. Basta schnuppert unentwegt an der Tüte, das kann ich ihm nicht verübeln, aber es nervt mich dennoch, "blöder Hund" grummle ich vor mich hin. Zuhause mache ich ihn los und er stürmt praktisch nach oben, als wollte er bei seiner Schüssel stehen und auf den Döner warten. "Dummes Vieh" knurre ich erneut und ziehe meine Schuhe aus, Alissas Tür steht weit auf und ein Blick hinein verrät mir das sie nicht drin ist. Das könnte ein gutes Zeichen sein, also stapfe ich die Treppe hoch.

Wach und anscheinend frisch geduscht, sitzt Alissa mit nassen Haaren oben auf der Couch ziemlich mittig und jeweils ein Elternteil sitzt zu jeder Seite an den Flügeln der U förmigen Wohnlandschaft. Ach ja Basta liegt bereits halb auf ihrem Schoss und lässt sich kraulen. Meine Stiefschwester wirkt gedankenverloren und leer, sie starrt auf den Fernseher, auf dem eine Tierdokumentation läuft, würde sie nicht ihre Hand bewegen und ab und zu blinzeln könnte man sie glatt für eine Puppe halten. Der Anblick gefällt mir nicht, aber immerhin ist sie nicht allein. Mein Vater liest in der Zeitung und Vero, in einem Schwangerschaftsbuch. Ich räuspere mich und ziehe zumindest zwei Augenpaare auf mich, mein Vater schaut erst von der Zeitung auf, als ich sage das ich essen dabeihabe. War ja klar, der alte Fresssack.

"Ich habe Alissa was zu Essen gekauft, nicht dir." Meine ich zu meinem Vater und der widmet sich beleidigt seiner Zeitung. "Komm wir essen draußen" schlage ich vor, doch Alissa rührt sich nicht. "Unten?" versuche ich es, wieder keine Reaktion. "Gut dann wenigsten am Esstisch" gebe ich nach. Alissa wirft einen Blick Richtung Esstisch, der vielleicht 5m entfernt ist, dann wägt sie ab und schließlich erhebt sie sich grummelnd und folgt mir zum Tisch. "Mit Zwiebeln oder ohne?" frage ich sie und sie wählt mit aus, das wusste ich. Grinsend schiebe ich ihr den Döner rüber und stelle die Pommes in die Mitte, ich wünsche ihr einen guten Appetit und schon stopfe ich das Loch in meinem Magen, mit viel Fleisch und Beilagen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 07 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Geschwister- LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt