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Tessa

Das Spiel läuft bereits seit knapp über einer Stunde und wir haben noch nicht einmal die Hälfte hinter uns. Ich bin schon seit der Middle School zu Calebs Spielen gegangen, also ist es für mich nichts Neues.

Wir sind gerade knapp vor dem Ende der Spielzeit für das zweite Viertel. Noch drei Minuten, dann ist Halbzeit.

Ich halte Ausschau nach der Nummer 21. Caleb ist im Ballbesitz und läuft in Richtung der Endzone der Defensive. Links und rechts von ihm werden Spieler von anderen Spielern getakelt. Caleb hält den Ball ganz fest, während er sich durch das gegnerische Feld bewegt, um so viel Raumgewinn für sein Team wie möglich zu erzielen. Ich sehe die Nummer 11 ebenfalls nach vorne preschen. Zander.

Als erstes wird Zander von einem Gegenspieler zu Boden geworfen, als nächstes geht Caleb zu Boden. Ich schnappe nach Luft und springe auf die Beine, wie so viele andere. Das war ein ziemlich harter Move. Die beiden werden nicht ohne blaue Flecken vom Spielfeld gehen. Es ist ein Wunder, wenn sie sich die Rippen nicht geprellt haben.

Die Uhr wird angehalten, bis alles geregelt ist. Nach etwa einer Minute geht das Spiel weiter.

Diesmal hat Zander den Ball. Wie Caleb vorhin, rennt er nach vorne. Die Menschen auf der Tribüne sitzen am Rand ihrer Plätze. Alle sehen gebannt nach unten, während Zander sich der Endzone nähert.

„Komm schon", murmele ich vor mich hin. „Komm schon." Ich habe die Hände zu Fäusten geballt. Mein Blut rauscht mir in den Ohren.

Zander springt ab und landet mit seinem Körper in der Endzone. Die Menge springt auf und jubelt, klatscht und pfeift, bevor sie sich wieder hinsetzt. Auch ich stehe. In dieser Zeit treffen Zanders Augen auf meine. Ich kann sie zwar durch das Gitter seines Helms nicht sehen, aber ich spüre sie überdeutlich auf mir.

Dann ist Halbzeit. Als der Pfiff ertönt, zucke ich zusammen. Anschließend setze ich mich wieder neben Liam, dieser legt seine Hand auf meinen Oberschenkel.

Ich lächle ihn erfreut an. Er erwidert es genauso strahlend.

„Mann, dein Bruder ist echt gut. Wann stellst du uns eigentlich vor?" Ich erstarre. Normalerweise macht es mir nichts aus, über meinen Bruder zu reden und darüber, wie verdammt stolz ich auf ihn bin. Doch etwas an der Art, wie Liam gefragt hat, wann ich ihm Caleb vorstelle, lässt meinen Magen rumoren.

Ich hatte das schon einmal, wo meine sogenannten besten Freundinnen mich nur dafür benutzt haben, um an Caleb oder Zander zu kommen.

Liam schubst mich spielerisch mit der Schulter. „Na? Wie wäre es nach dem Spiel?"

Ein eiskalter Schauer rennt meinen Rücken hinab. Ich wusste es. Ich kann von Glück reden, dass ich mich nicht noch mehr an Liam gewöhnt habe. Es war ein Fehler. Ein großer Fehler. Hat er die ganze Zeit nur ein Spiel mit mir gespielt?

Mein Blick richtet sich wieder auf das Spielfeld, wo einige der Spieler verschwunden sind, der Rest sitzt auf der Bank. Unter ihnen auch Caleb und Zander. Doch plötzlich steht mein Bruder auf und geht durch den Eingang Richtung Umkleiden. Wie automatisch findet Zander mich auf meinem Platz.

Sofort beginnt mein armes Herz zu rasen. Er hat sich den Helm abgesetzt, sodass er sich nun durchs schwarze Haar fahren kann.

Ich will mich von ihm losreißen, doch er lässt es nicht zu. Sein bohrender Blick ist starr auf mich gerichtet. Er wendet sich auch dann nicht von mir ab, als ein anderer Spieler zu ihm rüber kommt und ein Gespräch mit ihm anfangen möchte. Er antwortet zwar, aber seine Aufmerksamkeit gilt allein mir. Unter tausenden von Menschen sieht er mich an.

One KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt