|6|Neon Lights

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Tessa

„Zander? Zander ist der andere Mitbewohner?" Ich stürme in das Zimmer von meinem Bruder und schubse ihn an der Brust, sodass er rückwärts taumelt.

Wir haben inzwischen fast sieben Uhr abends, sodass sowohl Brandon als auch Zander nicht mehr im Haus sind. Oder noch nicht. Und ich sollte eigentlich auch gleich los, jedoch nicht, um zu feiern, sondern um meinen neuen Job in der Bar anzutreten. Leider war diese Zeit die einzige Möglichkeit, neben meinem Studium und Training noch einen Job unterzubringen. Und zum Glück ist Steve, mein neuer Chef, nicht sehr pingelig, wer wann aufkreuzt, solange die Schichten gedeckt werden.

„Warum hast du mir nichts gesagt? Hm? Sag es mir, Caleb!", verlange ich, immer noch sauer, weil er mir nichts davon gesagt hat.

Calebs Shirt, welches er sich anziehen wollte, als ich die Türe aufgerissen habe, ist zu Boden gefallen, was er nun aufhebt. „Ich wusste, dass du nein sagen würdest, ok? Deswegen habe ich dir nichts gesagt."

„Verdammt richtig. Ich hätte nein gesagt." Aufgebracht schmeiße ich meine Arme in die Luft. „Moment." Ich halte mitten im Schritt inne. „Warum sollte ich nein sagen?" Sollte mein Bruder etwa mein am besten gehütetes Geheimnis kennen? Dass ich Gefühle für seinen besten Freund hatte?

Unbekümmert zieht er sich sein Shirt an. Als sein Kopf aus dem Ausschnitt wieder hervor lugt, sagt er: „Weil ich weiß, dass du Gefühle für ihn hattest, Tess."

Ich erstarre. Mir wird erst heiß, dann eiskalt. Mein Herz beginnt vor Angst in meiner Brust zu wummern. „Aber.. Wie...? Wann...?" Zu mehr bin ich nicht imstande. Stottern und starren.

Caleb kichert leise. „Oh, Tess." Er richtet sich seine Hose und sein Shirt und fährt sich einmal durchs Haar, ehe er seinen Mund wieder öffnet. „Ich hasse es, dir das sagen zu müssen, aber für mich bist du wie ein offenes Buch. Deine Gefühle kann man recht leicht lesen. Zumindest für mich."

Meine Augen weiten sich. „War es so offensichtlich?", frage ich piepsig.

Caleb lächelt mich milde an. „Für mich, ja. Für den sterblichen Rest wahrscheinlich etwas weniger, aber es hat kein Genie gebraucht, um es herauszufinden, wenn man dich richtig gut kennt." Er tritt auf mich zu, um einen Hand seitlich auf meine Schulter zu legen. Erst da scheint er sich meines Aufzugs bewusst zu werden. „Und wo, um Himmels willen, willst du so hin?" Caleb deutet auf mein vorne gebundenes Oberteil, welches meinen Bauch bis unter den Bauchnabel freilegt.

Etwas Haut zu zeigen hat mit noch nie gestört. Ich habe es nie beabsichtigt, sollte es aber doch mal vorgekommen sein, war es mir herzlich egal, solange ich mich wohlgefühlt habe. Und ich liebe dieses Oberteil. Es ist locker, weswegen eine Schulter freigelegt wird und den Ansatz meines schwarzen Spitzen-BHs zeigt. Das dunkle Rot steht mir unglaublich gut, was auch der Grund ist, weshalb ich mich für dieses Oberteil entschieden habe, auch wenn es meine Oberweite mehr betont als kaschiert.

„Ins Neon Lights. Meine Schicht beginnt um sieben."

„Die Bar, in der du arbeiten wirst, ist das Neon Lights?" Mit großen Augen sieht er mich an. „Verdammt, Tess. Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder sauer sein soll."

„Warum denn sauer?" Verwirrt blicke ich ihn an.

Mein Bruder mit einem Beschützerinstinkt wie eine Bärenmutter, was ihre Kälber angeht, seufzt auf. „Weil dort die ganzen Idioten hingehen, um Mädchen aufzugabeln. Sie machen die Leute, die dort arbeiten, ständig an und grabschen den Mädchen dort an den Hintern. Aber ich muss gestehen, es ist nicht leicht, dort einen Job zu finden. Steve muss ja ziemlich begeistert von dir gewesen sein." Er verschränkt die Arme vor der Brust, sodass sein Bizeps nun deutlich hervortritt.

One KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt