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Adora POV

Es ist eine Woche vergangen.
Seit dem Tag, wo ich mit Chester gesprochen habe, hat Lene nicht mehr mit mir gesprochen. Ich bin nicht böse, aber es macht mich trotzdem nervös nicht zu wissen, was Lene als nächstes macht.
Jedoch bin ich in der Zeit bei Lia und Lindsey geblieben. Ich habe mich in Lias Körper mit den Mädchen aus meinem ehemaligen Basketballteam angefreundet. Chester ist auch immer bei uns gewesen. Er hat von Lia eine richtige Standpauke bekommen und er hat sich mehrmals entschuldigt. Einmal hat er sich tausend mal entschuldigt dafür, weil er Lene erzählt hat, dass Lia und ich zusammen sind und dann hat er sich noch tausend mal entschuldigt, weil Chester damals schon Lia vor Lene geoutet hat und sich jetzt alles wiederholt. Lia hat ihm jedoch verziehen, da er es ja eigentlich nur gut gemeint hatte. Dies war auch schon ein großer Schritt für Lia. Bevor wir zurück in die Vergangenheit gereist sind, hatte Lia vierzehn Jahre lang keinen Kontakt mehr mit Chester gehabt, da sie ihm nicht verzeihen konnte.
Nun ja Lia und ich sollten uns auch aussprechen. Daraus ist nicht viel geworden. Es bestand nur aus stottern, roten Wangen, Lia die sich für den Kuss entschuldigt hat und aus mir, die Lia auf die Wange geküsst hat. Ach ja! Natürlich haben mir die meiste Zeit uns angeschwiegen. Keiner von uns wusste was er sagen sollte. Wobei ich denke, dass ich ihr hätte meine Gefühle endlich gestehen müssen. Es war der beste Moment und ich habe es verkackt und ihr nur einen Kuss auf die Wange gegeben. Ist schon mal ein Anfang.
Och man! Ich habe gerade das 'Gespräch' verdrängt gehabt und jetzt musste ich mich wieder an diese peinliche Situation erinnern.
Ich seufze und lege meine Arme über meine Augen, die ich geschlossen habe.
Ich liege in Lias Zimmer, auf ihrem Bett und sterbe an einem Gefühlschaos, was ich zuletzt hatte, als ich noch in der Pubertät war.
Warum musste ich zurück?! Es hat alles schlimmer gemacht!
Obwohl nicht ganz. Ich glaube, dass Lia und ich etwas vertrauter zueinander sind.
"LIA, KOMM SOFORT RUNTER!" schreit Lias Mutter hoch und reißt mich dabei schreckhaft aus meinen Gedanken.
Vorsichtig laufe ich die Treppen runter. Ich merke wie ich aufgeregt bin und ich schon minimal in Schweiß ausbreche, da ich Angst habe, was mich jetzt erwarten wird. Ihre Tonlage klang halt nicht so sehr erfreuend.
Unten angekommen laufe ich in das riesige Wohnzimmer, was ich noch nie so wirklich betrachten konnte, weil ich sonst immer auf Lias Eltern getroffen wäre und dies wollte ich natürlich verhindern.
Mein Blick fällt auf die Couch, wo Lias Eltern sitzen.
Bei dem Anblick weiten sich meine Augen. Als dritte Person sitzt Lene neben ihnen! Sie hat ebenfalls verschmierte Mascara, so als hätte sie geweint. Ich glaub es nicht!
Lene grinst mich fies an, als sie mich sieht.
"Ich hoffe du hast schon deine Koffer gepackt, Fräulein. So ein verhalten dulden wir hier nicht!" sagt Lias Vater.
Lias Mutter sitzt jetzt ausnahmsweise still auf der Couch und schaut mich böse an.
"Was ist den los?-"
"Du weißt ganz genau was los ist!"
Ich schaue alle verwundert an.
"Wir haben heute einen Anruf von der Schule bekommen. Du schwänzt dauernd den Unterricht. So haben wir dich nicht erzogen!" Jetzt realisiere ich es. Das stimmt schon, aber im Moment ist das gerade wichtig, das kann ich ihnen aber schlecht erklären. Was hat das aber dann mit Lene zu tun.
Als ich nichts sage und schuldbewusst aussehe, redet Lias Vater einfach weiter.
"Und als ob das nicht genügt, kam Lene zu uns und hat uns erzählt, dass du mit Chester Schluss gemacht hast und zu einer-" Lias Vater stockt.
"Ich kann es kaum aussprechen. Du liebst jetzt diese Adora und bist in dieser komischen ... HMM! ... in dieser lesbischen Phase!" sagt er.
Ab dem Moment weiteten sich meine Augen. Mein Blick landet auf Lene. Sie hat ein breites Grinsen aufgesetzt.
Deshalb haben wir von ihr nichts mehr gehört heute. Sie wollte mir oder bzw. Lia eins auswichen und hat geplant alles ihren Eltern zu erzählen. Lene wusste, dass Lias Eltern ganz streng gegenüber dem Thema Schule und LGBTQ+ waren. Sprich sie wollten, dass Lia sich in alles was Schule betrifft anstrengt und sie natürlich heterosexuell ist. Beide Eltern sind homophob. Scheiße. Ich glaube, dass ich hier raus fliegen werde.
"Schau Lene nicht so an! Sie wird dir nicht helfen können." meckert Lias Vater mich an.
So langsam verliere ich meine Geduld mit Lene. Ohne darüber nachzudenken, ergreift meine Wut meinen Kopf.
"Du hinterlistige Bitch!" beleidige ich laut und deutlich Lene, während ich ein paar Schritte auf sie zu gehe.
Lene sieht beängstigt aus und aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Lias Mutter über meine Reaktion sehr geschockt ist.
Erst dann bemerke ich, was ich gerade getan habe. Ich habe einen verwundbaren Punkt gezeigt. Genau das was Lene mit alldem hier erreichen wollte. Es ist ein Schritt ihres Planes, um mir und Lia alles zu nehmen und um uns bloßzustellen, erfüllt. Scheiße! Ich will mir nicht vorstellen, was Lias Eltern mit mir machen werden.
"Seht ihr?" Ich schaue Lene an, die zu Lias Eltern schaut. "Das ist das was ich meine. Sie lässt ihre Wut ständig an mir aus und hat mich schon mehrmals geschlagen. Ich versuche ihr nur eine gute Freundin zu sein und sie mobbt und beleidigt mich die ganze Zeit und jetzt ignoriert sie mich sogar immer und ist immer bei Adora. Sie ist nicht besser und Lindsey die dabei ist, ist auch so wie die beiden!" jammert Lene rum. Noch nie habe ich jemanden schon so viel Scheiße reden lassen hören.
"Das wars! Lia, du fliegst." entscheidet Lias Mutter.
"Was? Aber das stimmt doch alles gar nicht!" versuche ich mich zu verteidigen.
"Eine Lesbe, die sich einen Scheißdreck um die Schule kümmert und ihre engen Freunde wie Müll behandelt, wollen wir hier nicht haben. Raus mit dir!"
"Es stimmt doch alles gar nicht! Lene behandelt mich wie Müll und mit Chester bin ich immer noch gut befreundet! Sie wollte, obwohl sie wusste, dass Chester und ich zusammen waren, mit ihm zusammenkommen und mir fremdgehen!" versuche ich mich, noch irgendwie zu retten. Vergeblich.
"Diese Lügen helfen dir nicht mehr."
Lias Mutter schubst mich in Flur.
"Zieh dir die Schuhe an! Wir wollen dich nicht mehr sehen." Lias Vater und Lene dicht hinter ihr.
"Aber-"
"Nein! Schuhe an, jetzt!"
Ich ziehe mir widerwillig die Schuhe an. Als ich fertig war, geht Lias Vater zur Tür und öffnet diese, wobei Lias Mutter mich aus der Tür rausschubst:
"Geh!" brüllt sie.
"Aber was ist mit meinen Sachen?"
"Die kannst du dir ein anderes mal holen!" sagt Lias Mutter zu mir noch, bevor sie die Tür vor meiner Nase zuknallt.
Jetzt stehe ich alleine draußen. Das einzige was ich habe ist mein Verstand und meine Klamotten, die ich anhabe.
So ein Scheißdreck! Ich muss zu Lia und ihr die ganze Sache erzählen. Vielleicht kann ich sogar bei ihr bleiben. Meine Familie hätte bestimmt nicht dagegen. Vielleicht könnten sie uns sogar helfen. Vor allen Dingen Kim.

Endlich nach einer etwas längeren Zeit bin ich bei mir zu Hause angekommen. Ich klingle. Ein paar Sekunden später öffnet Kim mir die Tür.
"Oh, Lia. Was für eine positive Überraschung. Adora wird sich ganz bestimmt freuen!" sagt sie, aber ihr Gesichtsausdruck wirkt besorgter, als sie meinen bedrückten Blick sah.
"Was ist denn los?" fragt sie besorgt.
"Ich muss zu Adora. Ich muss mit ihr reden."
"Klar."
Kim ging ein Schritt zur Seite, so dass ich durch die Tür laufen konnte.
"Lia?" Sofort drehe ich mich um. Dort stand Lia mit einem besorgten Ausdruck.
"Was ist denn los?"
Ohne das ich was sage falle ich ihr in die Arme und fange an zu weinen. Ich hätte nicht gedacht, dass mich sowas so emotional machen lässt.

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