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Adora POV

"Ach und weiß du was? ..." Alter. Dieses Mädchen kann auch nichts anderes, als sinnlos rum zu labern.
Lene nervt mich sowas von, aber das ist ja auch nichts neues. Die Hauptsache ist, dass Lene nicht böse oder irgendwie anders toxisch ist. Also doch ist sie, aber nicht anders als sonst immer. Das heißt entweder, dass Steffanie ihr nichts davon erzählt hat oder Lene sich einfach nichts anmerken lässt.
Was solls. Solange wir bis jetzt keine weiteren Probleme, wegen Lene bekommen, ist noch alles im grünen Bereich.
"Hast du mir zugehört?"
"Nö"
"Lia man!" Es ist toll zusehen, wie Lene sich immer aufregt. Herrlich.

"Such dir aus, wo du dich hinsetzt. Ist ja eigentlich dein Zimmer." sage ich zu Lia.
Sie setzt sich auf das Bett und stöhnt vor sich hin. "Also echt. Mein Zuhause habe ich nun gar nicht vermisst." sagt sie. Verständlich. Ihre Eltern sind echt streng. Ihr Zimmer ist zwar richtig toll, aber was bringt es einem, wenn man in so einem strengen Haushalt wohnt.
"Also was besprechen wir?" fragt Lia.
"Eigentlich müssen wir nicht wirklich was besprechen. Ich muss mich ja richtig vorstellen und vor meinen Eltern wird das einfach." antworte ich. Obwohl... Meine Eltern kennen Lia schon. Also ist das auch gelogen.
Lia schaut mich jetzt verwirrt an. "Und warum wolltest du dann, dass ich hier herkomme?" Sie lehnt ihren Kopf zur Seite.
"Wir müssen etwas anderes üben und so gut wie ich Kim und meine Mutter kenne, SOLLTEN wir es üben." erkläre ich Lia. Sie schaut mich immer noch verwirrt an.
"Lindsey hat dir doch ganz bestimmt Kaugummis gegeben oder liege ich falsch." Lindsey hat mir zumindest immer Kaugummis mitgegeben, wenn ich zu Lia gegangen bin.
So langsam realisiert sie, was ich meine. Ihre Augen werden groß und sie schaut mich verdutzt an. "Du meinst doch nicht, dass..." fängt Lia an zu stammeln. "Oh doch, dass meine ich." "Du willst mich jetzt und hier küssen?" Lia spricht nervös und zeigt, als Gestik, mit ihrem Finger auf den Boden. Ja, ich will sie küssen. "Wir müssen hier und jetzt." Lia wird rot, aber mir geht es auch so. Zumindest spüre ich eine kleine Wärme in meinem Körper und fühle mich nervös.
"Ok, gut." Lia nickt und deutet an, dass ich mich neben sie setzen soll.
Zwar ist diese Situation sehr komisch, da wir eigentlich dreißig Jahre alt sind, aber hier in unseren 16-jährigen Körper sind und vor uns unser eigener Körper sitzt, aber irgendwie fühlt es sich nicht so an. Es fühlt sich so an, als wäre Lia Lia und ich ich.
Als ich mich neben sie gesetzt habe, schauen wir uns nervös an. Selber bin ich auch nervös. Mein Herz pocht wie wild. Wir müssen uns küssen... Aber...
"Wie küsst man sich?" Wir wissen nicht wie...
"Wir müssen ja nicht rummachen, sondern nur ein Kuss reicht. Du wirst doch wissen, wie das geht." erkläre ich.
Lia schaut mich verzweifelt an, aber ihre Verzweiflung kann ich nachvollziehen. Ich habe auch nicht wirklich Ahnung, wie ich am besten jetzt Lia küsse. Einfach aus dem nichts sie zu küssen, das ist doch komisch!
"Okay... Ich versuche es." Was? Lia versucht es? Macht sie den ersten Schritt?
Lia rutscht näher an mich ran und legt ihre Hand auf meine. Mein Herz pocht wilder und ich merke, wie ich wieder rot werde. Bin ich immer noch in Lia verliebt? Oder ist es ein Beweis, dass ich wirklich lesbisch bin?
Lia kommt zwar mit ihrem Gesicht näher auf mich zu, aber stoppt an einem bestimmten Punkt. Sie ist zu nervös und hat keine Ahnung, wie sie mich am besten küsst. Vielleicht sollte ich lieber den ersten Schritt machen.
Meine andere Hand lege ich auf Lias Wange. Vor mir ist Lia und nicht mein 16-jähriger Körper. Langsam komme ich ihr mit meinem Gesicht näher und schließe meine Augen. Als ich nach genug bin... küsse ich sie. Wir küssen uns. Ich spüre wie Lia mich zurück küsst.
Der Kuss... Er ist... Einzigartig.
Ich wollte das, seitdem ich 16 war und jetzt immer noch. Nie habe ich aufgehört Lia zu lieben. Sie und ich sind für einander bestimmt. Es ist befreiend, Lia endlich mal zu küssen. Ich liebe sie.
Langsam spüre ich, wie Lia ihre freie Hand auf meinen Oberschenkel gelegt hat. Es ist wärmer als es sein sollte. Die Hitze steigt in mir auf.
Dann lösen wir uns.
Lia ist ziemlich rot und ich auch.
"Den Kuss so lang zu ziehen, sollten wir vor deinen Eltern nicht machen." sagt Lia.
"Da hast du recht, aber für jetzt ist es unwichtig." antworte ich und küsse sie wieder.
Dieses mal ist der Kuss intensiver. Meine Arme lege ich um ihre Hüfte und Lia legt ihre Arme um meinen Nacken und vergräbt dabei ihre eine Hand in meinen Haaren. Mein Herz pocht wieder wild.
Es fühlt sich gut an, Lia endlich zu küssen und vielleicht, wenn wir wieder zurück in der Gegenwart sind, kann ich einen richtigen Kuss zwischen uns spüren. Lia mochte mich damals und warum sollte sie es dann heute nicht mehr tun?
Wir lösten uns wieder. Am liebsten würde ich jetzt ihren Hals küssen, aber zum Glück konnte ich mich noch zurückhalten. Lia ist nicht da, damit wir rummachen können. Wir sind nicht in Wirklichkeit zusammen und Lia möchte jetzt auf keinen Fall einen Knutschfleck von mir haben. Okay, vielleicht schon, aber es wäre ungünstig. Oder will sie doch keinen Knutschfleck haben? Sie ist ja nicht mehr in mich verliebt... oder?
"Das war toll." sagt Lia schweratmend.
Ich schaue sie überrascht, wegen der Aussage an. Mein Herz pocht wieder wie wild und ich möchte ihre Aussage erwidern, doch bevor ich dazu kommen, redet sie mir ins Wort.
"Ich meine, dass du gut küssen kannst."
Trotzdem lächle ich einfach und kicher ein wenig.

Ich bin echt aufgeregt. Es sind zwar meine Eltern und meine Schwester, aber sie denken, ich wäre wer anders und muss mich auch so verhalten! Och Gott ey! Das wird ein reines Desaster.
Mein Herz pocht wieder wild, aber dieses mal ist es nicht Lias Schuld, weil sie mich küsst, sondern dieses mal ist es die Aufregung und die Nervosität, weil ich vor meiner Haustür stehe, klingeln muss und weiß, dass entweder Kim neckend mir die Tür öffnet oder ich die Chance habe mit Lia noch etwas zu reden.
Okay... Jetzt oder nie. Ich klingle an der Haustür und warte, bis mir jemand die Tür öffnet.
Angespannt warte ich, wer mir wohl die Tür öffnen wird.
Die Tür geht auf und ich seufze erleichtert. Lia stand nun vor mir.
"Was seufzt du? Ich dachte es ist deine Familie und weißt, wie du mit ihnen am besten umgehst." sagt Lia neckend. Ich glaube, dass sie mit Kim zusammenwohnt, tut ihr nicht gut.
"Jaja. Trotzdem bin ich aufgeregt, weil sie denken, ich wäre wer anders." erkläre ich ihr etwas verschämt.
"Egal komm rein. Bringen wir es schnell hinter uns. Übrigens. Du hast eine gute Wahl zu deinen Klamotten getroffen." Als ich mich gerade für das Kompliment bedanken wollte, fängt Kim uns ab.
"Hallo, Lia! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, aber schön, dass wir uns unter den Umständen wiedersehen." sagt sie sehr motiviert und schüttelt meine Hand dabei.
"Hallo, ebenfalls!"
"Kommt mit. Das Essen müsste schon bereit sein. Ich habe so einige Fragen an euch beide!"
Oh Gott. Ich will nicht hier sein. Kann ich doch noch gehen? Ist es schon zu spät dafür?
In der Stube angekommen, sitzt mein Vater schon am Tisch und liest Zeitung, währenddessen meine Mutter noch in der Küche rumläuft.
Für einen Moment herrscht Ruhe, weil die beiden mich noch nicht bemerkt haben. Doch gleich darauf meldet sich Kim wieder zu Wort. "Adoras Freundin ist da!" sagt sie. Sofort schaut mein Vater über die Zeitung und meine Mutter dreht sich rum. Im selben Moment fangen sie an zu lächeln. "Schön dich wiederzusehen, Lia." sagt mein Vater, während er seine Brille hochschiebt. Meine Mutter kommt von der Küche und schüttelt mir die Hand. "Hallo Lia. Bitte, setz dich." Daraufhin nehme ich mir Platz gegenüber meinen Vater. Man glaubt es vielleicht nicht, aber mein Vater kann den Standpunkt von jeden nachvollziehen und wenn meine Mutter mit übertriebenen Fragen ankommt, wird mein Vater sie etwas davon stoppen. Also lieber vor ihm sitzen, da bekommt man Pluspunkte.
Lia setzt sich neben mich, gegenüber von meiner Mutter und Kim setzt sich rechts neben mir an die Spitze.
Dann kommt meine Mutter mit einem Topf voller Rotkraut an.
"Greift zu!" sagt sie fröhlich und wir alle greifen zu.
Schon hatte ich gehofft, dass wir nur Essen und dabei reden, aber ich keine großen Fragen gestellt bekomme, doch dass war zu früh erhofft.
"Also erzählt mal, wie seid ihr zusammengekommen?" beginnt Kim. Das war schon immer das Einzige, was ich an Kim nie mochte.
"In der Schule haben wir irgendwann angefangen, mehr zu unternehmen und irgendwie haben wir Gefühle für einander entwickelt und jetzt sind wir hier." erzählt Lia. Nicht unbedingt die beste Lüge, aber es reicht aus und ich bin erstaunt, dass Lia auf einmal notlügen kann. Da hat sich wohl wer vorbereitet.
"Und was ist mit Chester? Ihr wart doch zusammen." wendet sich Kim zu mir. "Wir haben kurz bevor Adora und ich zusammengekommen sind, Schluss gemacht. Bei uns beiden waren die Gefühle nicht mehr so da." Okay. Vielleicht habe ich mich auch etwas vorbereitet.
"Oh, du warst vorher mit einem Jungen zusammen? Wie bist du dann auf Mädchen gekommen?" fragt meine Mutter.
"Lass Lia doch einfach auf Mädchen stehen. So eine Frage beantwortet man vielleicht unter Freunden, aber nicht am Tisch mit der Familie der Freundin." mischt sich mein Vater ein. Was hab ich gesagt? Sehr hilfreich. Hätte er nichts gesagt, wäre es jetzt sehr komisch abgelaufen und peinlich.
"Dann halt andere Frage. Was ist denn dein Plan für die Zukunft, zum Thema Arbeiten und so?"
Das sind echt die typischen Fragen, die man von TikTok Videos kennt.
Keine Ahnung, wie ich den Abend noch überleben werde.

Geschafft! Irgendwie...
"Na, dann. Bis zum nächsten mal!" wollte ich mich verabschieden.
"Wo gehst du hin?" fragt Kim. Lia und ich schauen uns verwirrt an.
"Bleib doch noch hier. Adora wird es nichts ausmachen, wenn du heute mal bei ihr schläfst." erklärt Kim.
"Ach nein. Schon gut-"
"Nein nein. Wir bestehen darauf!" mischt sich meine Mutter ein.
Ich schaue zu meinem Vater der daneben steht und nur mit den Schultern zuckt. In solchen Momenten braucht man ihn, aber genau dann tut er nichts.
"Komm. Lass uns hochgehen." sagt Lia.
Ich folge ihr hoch in mein Zimmer. Als die Tür hinter uns zugefallen ist, besprechen wir was wir jetzt tun sollen.
"Du kannst ja jetzt nicht einfach abhauen."
"Ich weiß, aber trotzdem habe ich Angst, was bei dir zu Hause passieren wird."
Ich lege mich auf das Bett und überlege wie ich von Lia noch ein Kuss bekommen kann. Also wenn ich schon hier bleiben muss, dann auch richtig.
"Darüber musst du dir keine Gedanken machen." sagt sie und legt sich währenddessen neben mich.
Lia dreht ihren Kopf zu mir und ich meinen zu ihr.
Es herrscht Stille. Wir schauen uns in die Augen.
Der perfekte Moment für einen Kuss.



---Yeet 👌

SwitchedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt